laut.de-Kritik
Das Whigfield-Comeback: Substanzloser Kirmestechno.
Review von Michael SchuhWhigfield III. Das klingt schon fast so bedrohlich wie Rambo III. Eine dritte Auflage eines einst erfolgreichen Startversuchs, der mit allen Mitteln reproduziert werden will. Doch wo Stallone im dritten Teil schon nur noch als Abziehbild seiner Selbst im Kugelhagel herum stapfte, ist Whigfield im Jahr 2000 noch genau der gleiche willige Spielball in den Händen kommerzgeschulter Dancefloor-Produzenten wie 1995.
Nicht anders ist die Tatsache zu erklären, dass der Scheibe, abgesehen vom indiskutabel dünnen Neumaterial, noch ein Whigfield Megamix ihrer größten Hits beiliegt. "Saturday night I feel the air is getting hot", so hieß es damals und heute eben "Wednesday, Thursday, Friday, I'm waiting for Saturday". Oder wahlweise "I need you inside me tonight, uhuu".
Womit wir auch gleich bei der Zielgruppe dieses unsäglichen Euro Dance-Outputs angelangt sind: pubertierende, der ersten zünftigen Brunft lechzend entgegen fiebernde Jünglinge, die ihren Sommerurlaub auf den Dancefloors spanischer Touri-Diskos verbringen und sich vom DJ Music Instructor oder Gigi D'Agostino wünschen.
Genau dort passen auch die neuen Songs der Dänin rein, die sich als Comeback-Earcatcher wieder ganz was Besonderes hat einfallen lassen: Auf "Be My Baby", dem alten Phil Spector-Evergreen, fiepst sich Whigfield zum Kinderkeyboard-Rumbarhythmus ihr Stimmchen aus dem Leib. Dann noch lieber Dirty Dancing. Zehn Mal am Stück.
Dass die hübsche Blondine auch anders könnte, wenn sie erlaubt bekäme, zu dürfen, zeigt sich auf "Outside", einem recht netten R&B-Schmusebusserl. Fehlendes Euro Dance-Gestampfe macht aus ihr zwar auch keine Aretha Franklin, aber der Refrain, fünfzehnfach eingesungen, macht schon fast was her. So sie ihn überhaupt selbst singt.
Auch traurig: die allmächtigen Studiobosse erlaubten der Kleinen nicht mal, sich bei ihren Eltern zu bedanken - keine Credits im Booklet. Dafür, um die Einfalt zu steigern, alle Lyrics und Whigfield mit braunen Haaren, was für's Albumcover wiederum zu wenig blond war.
Doch bevor ich beginne, bei vorliegender Kirmestechnoproduktion etwaigen Menschenhandel anzuprangern, verleihe ich "Whigfield III" eine schwach glimmende Leuchtdiode, die vielleicht schon aus ist, wenn ihr diese Zeilen lest.
Noch keine Kommentare