laut.de-Kritik
Avantgarde-Blues eines wehklagenden Troubadours.
Review von Martin LeuteFür gewöhnlich tummelt sich Singer/Songwriter Jason Merritt mit den großartigen Timesbold auf der Spielwiese des Artrock, irgendwo zwischen Americana und Folk. Mit "Blues For Losers" hat er als Whip nun schon sein drittes Soloalbum veröffentlicht. Damit beglückt we vorwiegend all jene, die Gutlaunigkeit für ein überbewertetes Phänomen halten.
Merritt selbst bezeichnet seine Musik als Avantgarde-Blues. Stilistisch changiert er mit reduzierten, in dunklen Farben gehaltenen Arrangements vorrangig zwischen Country, Folk und Blues. Akustische Seiteninstrumente rahmen die intimen Songs, denen Merrit mit seinem zitternden Tremolo einen düster-melancholischen Charakter verleiht.
Die Traurigkeit und Melodik eines Townes Van Zandt oder Leonard Cohen dienen ebenso als lose Referenzen wie die graue Atmosphäre eines Will Oldham oder die Klangästhetik eines Tom Waits.
Die schlichte Akkordfolge und die Melodie in "Down By Blood" untermalt Merritt mit diversen Klangerzeugern. Da fiept und knarzt es zu dunklen Tönen der Wurlitzer, was einen effektvollen, unruhigen Kontrast zur Eingängigkeit des Gesangsvortrags darstellt.
In "Down By Blood" taucht er mit der Akustischen, Slidegitarre, Banjo und brüchiger Stimme in den traditionellen Bluesfolk ein, das traurige "No Reply" wartet mit deprimierenden Zustandsbeschreibungen auf und bewegt sich zur gezupften Gitarre nur ganz langsam von der Stelle.
Auch in den folkigen Nummern "Kind Favor" und dem vom Akkordeon unterlegten "Spare Angel" dominiert eine Ausweglosigkeit, die sich an Townes Van Zandts "Waiting Around To Die" anzulehnen scheint. "My baby studies evil, I study evil, too", lautet die fatalistische Erkenntnis.
Liebevoll wiegt sich dann das zauberhafte "Warbler" im Walzertakt, bevor "Newsflash" mit skurriler Instrumentierung und Rhythmik eigenwillige bis geisterhafte Züge trägt. Mit seiner famosen, entschleunigten Banjo-Version des Billy Idol-Klasssikers "White Wedding" macht Jason Merritt dann unmissverständlich klar, dass das Dasein unlösbar an Verzweiflung, Angst und Verletzung gebunden ist.
Und dennoch, man lässt sich gerne ein auf die düstere Melancholie dieses wehklagenden Troubadours, weil er die Traurigkeit nie erdrückend auf die Spitze treibt und seinen kunstvollen Kompositionen immer wieder den Raum öffnet für ein dezentes Lächeln oder ein tröstendes Augenzwinkern.
12 Kommentare
Ach du Scheiße, was ist das denn?
Habe jetzt 2 Songs gehört und bin geradezu sprachlos!
Das ist ja was ganz großes. Das wird jetzt sofort bestellt.
Hier zum Reinhören:
http://localcut.wweek.com/2008/02/06/whip-…
Das Billy Idol Cover ist ebenfalls unglaublich!
Irgendwie höre ich bei erstgenannten Song Eddie Vedder raus
tolles album, stimmige rezension .
ziemlich beeindruckender titel
mal sehen was die sonst so können
Schade eigentlich schöne Stimme, aber im Gegensatz zu Cohen und Cash hatte ich kein Stück gehört was einen auch mal mitreißt.
Säuselt alles so ineinander.
@wayfarer (« Schade eigentlich schöne Stimme, aber im Gegensatz zu Cohen und Cash hatte ich kein Stück gehört was einen auch mal mitreißt.
Säuselt alles so ineinander. »):
Track 6 - Newsflash
Das ist aber sowas von mitreißend.
Ein Tom Waits hätte seine helle Freude!
Aber freilich alles immer auch Geschmackssache!
@matze73 (« @wayfarer (« Schade eigentlich schöne Stimme, aber im Gegensatz zu Cohen und Cash hatte ich kein Stück gehört was einen auch mal mitreißt.
Säuselt alles so ineinander. »):
Track 6 - Newsflash
Das ist aber sowas von mitreißend.
Ein Tom Waits hätte seine helle Freude!
Aber freilich alles immer auch Geschmackssache! »):
Konnte mir im moment nur die Sachen auf Myspace anhören.
Hm schaumer mal vlt finde ich den Track noch woanders zum Probe hören.