laut.de-Kritik
Warm und nostalgisch dank Orgel, Harmonium und psychedelischen Gitarren.
Review von Giuliano BenassiEs ist eine jener Platten, denen man anhört, wo sie aufgenommen wurden: In einer alten Scheune abseits des Trubels der Stadt. Dabei knüpft "Almanac" dort an, wo das gleichnamige Widowspeak-Debüt 2011 aufhörte: Bei der verträumten, hohen, ruhigen Stimme von Sängerin Molly Hamilton und Robert Earls Thomas' psychedelischen Gitarren, deren Sound aus den 70ern zu stammen scheint und die mehr als nur eine Prise Ennio Morricone enthalten.
Warm und nostalgisch, gleichzeitig mit Kanten versehen, so der Klang der Band, die ihren Sitz in Brooklyn hat. Der hier dank mehrerer Spuren aus Gitarren, Harmonium und Orgel vielschichtiger, wenn auch manchmal etwas zu dick aufgetragen wirkt. Dazu gesellen sich Bass und Schlagzeug.
Das Klanggewitter passt gut zu den einfach gehaltenen Melodien und der oft eher gehauchten als laut gesungenen Stimme Hamiltons. Der Titel sei ein Hinweis auf die Untergangsprophezeiungen für Dezember 2012, erklärt die Frontfrau. Oder eher auf all jene Bücher, die sich mit der Berechnung von Mondphasen, Gezeiten, Jahreszeiten und Wetter beschäftigen. "Almanac ist ein Album für unsere Zeit, die sich stets im Wandel befindet", erklärt sie im Booklet.
Die Prophezeiung der Mayas, oder eher der Möchtegerninterpreten ihres Nachlasses, dass die Welt 2012 enden würde, ist bekanntlich nicht eingetroffen. Auch auf der Platte ist davon nichts zu spüren, denn die Stimmung ist eher entspannt, auch wenn der Opener "Perennials" abrupt endet. Zwar tobt sich Thomas an seiner Gitarre immer wieder aus, etwa in "The Dark Age", doch die verspielten, langsameren Momente wie "Thick As Thieves", "Ballad Of The Golden Hour" oder "Ashes To Ashes" passen besser zum Duo als die lauten.
Wenn auch ein musikalischer roter Faden fehlt, ist "Almanac" ein verträumtes, durchaus hörenswertes Album. Widowspeak stehen ja noch am Anfang ihrer Tätigkeit, da bleibt hoffentlich Zeit, um den Sound zu verfeinern.
Noch keine Kommentare