laut.de-Kritik

Selbst Corona konnte Wild Billy nicht stoppen.

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Selbst Corona kann den Tausendsassa aus Chatham nicht stoppen, weder als Pandemie noch als persönlich eingefangene Krankheit. Sobald es die Zustände zuließen, begab sich Wild Billy Childish wieder ins Studio. Mit CTMF (den Chatham Forts) nahm er das vorliegende Album auf, als The William Loveday Intention ein weiteres mit dem Titel "They Wanted The Devil But I Sang Of God", das zeitgleich erscheint.

Einmal Punk mit einer gehörigen Dosis Rock'n'Roll, einmal Punk mit folkigen Arrangements. "Sie sind sehr unterschiedliche Gruppen, abgesehen davon, dass William Loveday ein paar unserer Gruppenmitglieder abgeworben und ein paar meiner alten Songs gecovert hat. Auch nehmen WLI im selben Studio auf, aber da enden die Ähnlichkeiten", meint Childish dazu auf der Webseite seines Labels, wohl nicht ganz ernst.

Der Transfer funktioniert auch andersrum, schließlich haben WLI das hier vertretene Bob Dylan-Stück "Ballad Of Hollis Brown" bereits 2020 interpretiert, auf einer Platte mit dem bescheidenen Titel "The New And Improved Bob Dylan". Beide Versionen sind gelungen, auch wenn die Verzerrungen der neueren gut zur finsteren Geschichte passt - einem Farmer, der zuschauen muss, wie alles den Bach runtergeht und schließlich seine Familie und sich selbst erschießt, bevor alle verhungern.

Die Band besteht wie gewohnt aus Childishs Frau Julia alias Juju als Bassistin und Hintergrundsängerin sowie Schlagzeuger Wolf. Wie gewohnt klingt es auch: Verstärker aufdrehen und los geht's. Der Sound ist so breiig, dass man meinen könnte, die Aufnahmen hätten auf einem alten Kassettenrecorder stattgefunden, doch das Material rockt.

Der Titeltrack ist klar von Nick Caves und Kylie Minogues "Where The Wild Roses Grow" abgeleitet, musikalisch geht es hier allerdings wüster zu. Inhaltlich nicht, denn es handelt von einem Mann, der Aale fischt. In "She Was Wearing Tangerine" erinnert sich Childish an die Zeiten, als er noch in einer psychiatrischen Klinik arbeitete, "Pluma Dorada" hat dem Titel entsprechend einen lateinamerikanischen Einschlag. "The Train Kept A Rollin" ist ein Blues-Klassiker, den bereits die Yardbirds und später Led Zeppelin, durch die Mangel gedreht haben.

Ein 60s-Gefühl vermitteln auch "You Say That You Love Me" und "Tunnel Of Love", die auch von den Kinks stammen könnten. Nicht ganz so alt, aber aus der Frühzeit von Childishs eigenem Schaffen, also den 1970er Jahren, ist "Come Into My Life". "Ich wollte sehen, ob meine Muskeln mit 60 noch so gut funktionieren wie mit 25", so seine trockene Begründung für diese Wahl.

Auch das abschließende "The Same Tree" ist eine Hommage an frühere Zeiten, als Childish Nonsense-Lyrics im Stil der Gedichte Edward Lears schrieb. Wie viele Alben er genau aufgenommen hat, weiß Childish vermutlich selbst nicht. Die 200 kriegt er aber vermutlich noch voll, bevor er seine Gitarre irgendwann an den Nagel hängt. "Where The Wild Purple Iris Grows" ist eine seiner besseren Platten.

Trackliste

  1. 1. Where The Wild Purple Iris Grows
  2. 2. Mystery Song
  3. 3. Ballad Of Hollis Brown
  4. 4. She Was Wearing Tangerine
  5. 5. Pluma Dorada
  6. 6. Come Into My Life
  7. 7. The Train Kept A Rollin'
  8. 8. You Can't Capture Time (Slight Return)
  9. 9. You Say That You Love Me
  10. 10. Tunnel Of Love
  11. 11. Mouldy Fig
  12. 12. The Same Tree

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LAUT.DE-PORTRÄT Billy Childish

"My name is Billy Childish and I write novels – and I make music and everything I do is very independent" (3 A.M. MAGAZINE, 2002). Yeah, Fucking Independent!

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