laut.de-Kritik
Sixties Beat trifft auf Punkrock!
Review von Mathias MöllerBilly Childish goes Wild! Wieder einmal hat der rastlose Indie-Urvater eine neue Band um sich geschart, diesmal hören sie auf den Namen The Musicians Of The British Empire. Sixties Beat trifft auf Punkrock!
Der Opener "Joe Strummer's Grave" wächst gleich beim ersten Hören zu einem Favourite, besser kann man ein Album nicht beginnen. Einer der großen Songs des Jahres, hier kann man gut hören, wo Art Brut ihre Inspiration hernehmen. "Birthday Boy", eigentlich langsam getragen, melodisch und harmonisch, bricht während der Refrains mit schrägem Klavier und kieksendem Frauengesang im Background aus. Unangepasstheit nach Childish-Art halt.
Auch die Midtempo-Punk Rock'n'Roll-Nummer "Dandelion Clock" mit ihrem leicht verzerrten Gesang zeigt: Kaum jemand hält 2007 so schön die Fahne des archaischen Punkrock der ersten Tage hoch wie William Charlie Hamper und seine Band. Der Sound ist irgendwie Lo-Fi, aber doch fett, stellenweise betont unsauber produziert, aber immer gut zu hören.
Bei "Date With Doug" überlässt Billy das Mikro seiner Ehefrau Julie, die den Bass zupft bei den Musicians Of The British Empire. Und dann ist auf einmal Schluss mit Punkrock. Mit dem klassisch bluesrockigen "Bugger The Buffs" feiert sich der Musiker augenzwinkernd selbst (und seine Buff Medways): "I've been playing Rock'n'Roll for going on thirty years, some call it Punk, but I only listen to the cheers".
Dennoch: "You would've thought, John Peel would've been our friend, but there was only silence from his end." Doch jetzt probt er den Aufstand: "Bugger the Buffs, we've had enough!"
Über "Walking Off The Map" und "Snack Crack" poltern sich die Musicians Of The British Empire wieder zurück in den Garage-rumpeligen Punkrock, der den Ausflug in die British Legion Hall so hörenswert macht. Das Instrumental "Combover Mod" demonstriert, dass Billy Childish auch großartig sein kann, wenn er mal zweieinhalb Minuten seine Schnauze hält.
In "Bottomless Pit" erinnert Childish noch einmal an Eddie Argos (oder halt anders herum). Richtig rüde rumpelt "A Few Smart Men", bevor sich die bunte Truppe mit dem eher schwerfälligen Titeltrack nach gut vierzig Minuten verabschiedet.
Wo soll man nun "Punk Rock At The British Legion Hall" in das Gesamtwerk Billy Childishs einordnen? Soll man sich überhaupt die Mühe machen? Quatsch, die 14 Songs stehen für sich und unterhalten vor allem ganz großartig. Kurzweiligere Alben habe ich dieses Jahr noch nicht viele gehört.