laut.de-Kritik
Die Würzburger schauen über den eigenen Tellerrand hinaus.
Review von Kai ButterweckMan braucht gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Mit dem Cover-Artwork zu ihrem neuen Album "Bullshit" haben sich die Würzburger Classic Rocker von Wolvespirit keinen allzu großen Gefallen getan. So mancher, der vielleicht was mit dem Sound der Band anfangen könnte, dürfte den Kennenlernversuch aufgrund des kindischen Covers gar nicht erst starten wollen – was schon ein bisschen schade ist, denn musikalisch bekommt man auf "Bullshit" durchaus was geboten – zumindest anfangs.
Sicher, die sehr markante, bisweilen etwas zu dramatisch abdriftende Stimme von Frontfrau Debbie Craft ist nicht jedermanns Sache. Aber zum epischen Refrain des Openers "Titanium" passt das theatralisch vibrierende Organ der gebürtigen Amerikanerin schon ganz gut. Wolvespirit bemühen sich um viel Abwechslung. Die Basis des großen Ganzen ist im Hard- und Classic-Rock der siebziger und achtziger Jahre verwurzelt. Man blickt aber auch gerne mal über den eigenen Tellerrand hinaus.
"Robots" erinnert beispielsweise innerhalb der Strophen an alte Clawfinger-Zeiten. "Dragon Age" dagegen startet im Rammstein-Modus und bekommt im Refrain dann mal kurzerhand ein RATM-Riff mit ins Reisegepäck gestopft. Wahlweise mit der Orgel oder sphärischen Synthies peppen die Würzburger ihre Intros und Strophen zusätzlich auf.
Zur Mitte des Albums hin nimmt die Experimentierfreudigkeit aber immer mehr ab. Die Band zieht zunehmend ihren Stiefel durch und sorgt damit leider für gelangweilte Gesichter vor den Boxen ("Fire", "Braineater", "Still Undefeated"). Mit einem epischen Chorus ("Starborn") ziehen Wolfsspirit zwar noch ein Ass aus dem Ärmel. Am Ende reißen Black Sabbath-Fans noch einmal kurz die Fäuste in die Luft ("Want You"). Dann ist Schluss mit lustig. Auch der finale "The Joker" sticht nicht mehr.
Mit ein bisschen mehr Ausdauer und Stehvermögen wäre hier sicher mehr drin gewesen. So bleibt zum Schluss nur noch die Erinnerung an einen vielversprechenden musikalischen Beginn und das vielleicht dusseligste und kindischste Albumcover des Jahres haften.
1 Kommentar mit einer Antwort
Schade, Wiesel. Mit ein bisschen mehr Ausdauer und Stehvermögen wäre hier sicher mehr drin gewesen.
... es sei denn... also... du wolltest dich doch nicht ernsthaft nur unterhalten, oder!?