laut.de-Kritik
Die Texaner waten knietief im Blues.
Review von Alexander CordasGanz nüchtern betrachtet, ist "Raw" auch nur eine weitere Compilation in der an Compilations nicht armen Diskografie der Texaner. Im Zuge der Produktion der Dokumentation "That Little Ol' Band From Texas" spielte das Trio diese zwölf Songs live ein.
Aber was ins Auge sticht: Hier findet sich kein einziger Song der Post-"Eliminator"-Ära. Und von selbigem Album auch nur "Legs" und "Gimme All Your Lovin'". Warum bei der Auswahl der gutgekleidete scharfe Mann unberücksichtigt blieb? Der zieht von der Coolness her den beiden anderen locker die Hosen aus.
Wie dem auch sei, der Rest der Playlist wildert in der Frühphase ZZ Tops herum, dass es Blues-Liebhabern die Freudentränen in die Augen treibt. Das fängt schon beim Opener "Brown Sugar" an, wo Billy einmal mehr demonstrativ zeigt, wo der Vollbart-Zausel den Blues-Most herholt. Der Sound der Scheibe ist von Gibbons zwar not very produced, aber wer bei dem räudigen Songmaterial Hochglanz erwartet, darf getrost die vergoldeten Stecker seiner Hi End-Anlage mit geweihtem Wasser aus Lourdes besprühen.
Gibbons, Hill und Beard ziehen als jahrzehntelang eingespieltes Power-Trio eine schöne Wall of Sound hoch. Gitarre, Bass, Schlagzeug, fertig. Mehr braucht es auch nicht, um die Studio-Tracks mehr als nur adäquat in die Live-Version zu überführen.
Das dreckige hier versammelte Dutzend kann man - tragischerweise - auch als Hommage an den verstorbenen Bassisten Dusty Hill verstehen. Gibbons und Beard machen auf ausdrücklichen Wunsch Hills mit dessen Gitarren-Techniker Elwood Francis weiter. Jener hat sich mittlerweile auch einen Vollbart stehen lassen, um wohl ja nicht in den Verdacht zu kommen, die Herren würden sich von Gilette oder Konsorten sponsorn lassen.
Was das alte Zeug auch zeigt: Im Gegensatz zu neueren Veröffentlichungen bietet Dusty mit seiner deutlich helleren und jugendlicheren Stimme öfter dem Brummbär Gibbons Paroli. Speziell der Zweiergesang von "Thunderbird" klingt wirkich klasse. Improvisationen hört man hier natürlich nicht, nur leichte Variationen. So ufert "La Grange" in seiner Gniedeligkeit etwas aus, wohingegen der "Blue Jean Blues" leider etwas eingedampft wurde.
Von ihrem Alltime-Klassiker "Tres Hombres" landet lediglich "La Grange" in der Setlist, was dann doch etwas überrascht. Aber es spricht für ihren hervorragenden Fundus an Songs von ZZ Top, dass das beim Hörgenuss zwar auf, aber nicht weiter ins Gewicht fällt. "Raw" macht seinem Titel alle Ehren und hält die Erinnerung an den verschiedenen Dusty Hill in Ehren. Möge im Himmel immer ein Viersaiter und eine Sonnenbrille für ihn bereitstehen.
3 Kommentare mit 23 Antworten
Wall of Sound nennen es die einen, ich nenne es Loudness War der schlimmsten Form.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Das sind 2 unterschiedliche Dinge.
Korrekt. Kannst den Loudness War auch mit einer Triangel "gewinnen".
Wall of Sound = Loveless
Loudness War = Gold & Grey
Ist das tatsächlich so mit dem Sound? Hab' das Album zwar schon in der Hand gehabt, allerdings noch nicht erworben, exakt weil ich befürchte, nach "La Futura" wieder in so ein strammes Lautstärkebrett zu laufen.
Gruß
Skywise
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
@Skywise
Dynamikumfang zwischen 5 und 6dB
Damit aber trotzdem besser als La Futura
@Theory9:
Danke schön. Immerhin stimmt die Tendenz.
Vielleicht geh' ich doch in der Mittagspause an der CD-Abteilung nochmal vorbei ...
Gruß
Skywise
Kann natürlich nur mutmaßen, aber sind 5-6db Dynamikumfang bei ZZ-Top-Songs nicht ziemlich normal? Gerade weil in den 70ern noch sehr viel heftiger komprimiert wurde als heute, und sich rein technisch gesehen Sättigungs-/Komprimierungs- oder Limiting-ähnliche Effekte gar nicht vermeiden ließen.
Ich besitze zwar nur den High-Res Download, aber wenn die CD ähnlich gemastered ist, wird die schon ziemlich gut klingen. Der Sound ist dynamisch und auf diesem Album kann man den Bass von Dusty Hill wirklich schätzen lernen. So klingt eine Band, die seit 50 Jahren zusammen spielt. Mich würde es nicht wundern, wenn gleich der erste Take gesessen hätte. Ich finde die Platte grandios.
@Ragism
Tres Hombres und Tejas haben um die 10dB
@Beltane63
Das macht mich neugierig auf den High-Res Download, denn die CD kann ich beim besten Willen nicht als dynamisch bezeichnen. Sie ist laut und es bleibt nichts hängen. Wenn ich nicht ganz bewusst zuhöre merk ich kaum das ein anderer Song läuft und wohl noch einer zwischendrin war. (etwas überspitzt ausgedrückt)
Was/wie sie spielen ist geil und wäre da etwas mehr Dynamik, es wäre zum niederknien, aber so macht es leider nur bedingt Spaß.
theo bruder schön zu sehe das du doch bist friend von raggizle
@weazel
Wie man in den Wald hineinruft...
Danke für die Info! Ebenfalls für den Anstoß, die Platten noch mal durchzuhören.
Wheazi, ich bin erstaunt, wie viel Du hier von der Gruppendynamik mitbekommst. Es hat eben seine Vorteile, unterschätzbar zu bleiben, nicht?
Nein, nein, nein. Auf gar keinen Fall hätte sowas Vorteile.....
Och, ich werd gerne überschätzt. Diese entzückend enttäuschten Menschenmienen wenn du ihre Erwartungen immer wieder aufs neue unterläufst, nachdem sie so oft beinahe schon vollständig erloschen waren und du sie aber stets nochmal aufs Neue angefacht bekommst - Priceless.
Billy mag es fett; fette Bässe, fette Percussions. Und damit kleistert er alles zu. Die Songs sind einigermaßen, wobei ich mir schon den ein oder anderen Song von der Deguello noch gewünscht hätte; Fool for your Stockings oder Esther be the One. Wenn man nun den Blueskarren ausfährt. Die Songauswahl geht so. Der Vortrag eher lieblos. 2-3 Sterne.
MUSIK FÜR SIFFKUTTENTRÄGER MIT KIND IM OHR!
du hast keinen sinn für humor, versuche es also gar nicht erst...
ich denke capsl sehr humor volle bruder immer gute joke für jede situatione
ja bruder voralle in sommer wenn korona habe urlaub und alle konne lakke ohne masc
WIE BITTE? IHR MÜSST LAUTER SCHREIBEN!
Im Sinne von CAPSLOCKFTW?
Mein Beileid dafür, daß Dein sehr ordentlicher Schmunzelgag so herzlos von Pseudi zerfragt wurde.
Uh, dein an gleich mehreren Stellen offenbartes narzisstisches Kränkungspotential schiebt den Kelch natürlich schnell wieder in Richtung CAPSis Ursprungsdiagnose, well played.
Siffkutten und ZZ Top? Naja..