laut.de-Kritik
Pop-Punk trifft Hardcore: Im Post-Genre-Zeitalter geht alles.
Review von Uli BrechtoldDie Kombination aus Punk, Hardcore und Pop stößt einem eigentlich allein beim Gedanken daran sauer auf und erzeugt schon seit der Gründung von A Day To Remember ordentlichen Gegenwind. Doch in der Zeit der Post-Genres scheint alles möglich.
Die Rezeptur der aus Florida stammenden Jungs hat längst die Charts geknackt und sich auf großen Festivals bewährt. Gerade deshalb war es der Band ein großes Anliegen, ihr fünftes Studioalbum nach einem zweijährigen Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Label Victory Records auf eigene Faust zu veröffentlichen.
Nach dem langwierigem Clinch entschied nun ein Gericht: A Day To Remember dürfen "Common Courtesy" auch ohne Einverständnis des Plattenlabels vertreiben. Wer die Einnahmen letztendlich einsackt, steht aber nach wie vor offen. Dafür läuft es bei der Band immerhin musikalisch rund.
In der punkigen Heimathymne "City Of Ocala" zielen glattgebügelte Stimmfrequenzen auf einfühlsame Ohren und Teenie-Herzen, wie einst Blink 182 ihre weiblichen Fans in Ohnmacht spielten. Mitsamt Background-Chorus erzeugen A Day To Remember Eingängigkeit und Atmosphäre, so dass der Spaßmoment auf "Common Courtesy" schlichtweg nie zu kurz kommt. Selbst im Erwachsenenalter angekommen, bedient sich Texter und Sänger Jeremy trotzdem bei jugendlichen Themen. Im Nu hat man die Texte im eigenen Zettelkasten gespeichert und singt spätestens im zweiten Durchlauf automatisch mit.
Im Gegenzug zur unterhaltsamen Trivialität steigt Schlagzeuger Alex Shelnutt in "Dead & Buried" ins Eisen. Zusammen mit den wüst aufgesetzten Growls des Sängers liefert er ordentliche Breakdowns. Inhaltliche Ernsthaftigkeit bleibt nach wie vor aus.
Macht nichts. Im sonnigen Florida scheint die Welt eben noch in Ordnung zu sein. Diese positiven Energien vermitteln ADTR in "Best Of Me" anhand von melodischem Gesang, der im Zentrum des kreativen Geschehens steht, während die beiden Gitarren im Hintergrund auf simple Weise ihre Arbeit erledigen.
Im Akustik-Versuch "I'm Already Gone" geht der bewähre Genre-Mix in Country-Pop-Kitsch über, der gut aus der Feder von Shania Twain stammen könnte. "I Surrender" und "End Of Me" schließen sich der gespielten Authentizität und boygrouphaften Belanglosigkeit an, wogegen die Band in "Violence (Enough Is Enough)" oder "Life Lessons Learned The Hard Way" ernsthafte Akzente setzt, die sie wütend und frustriert vorträgt.
Nichtsdestotrotz spielen A Day To Remember, etwa in "The Document Speaks Itself", gekonnt mit den Elementen der verschiedenen Genres und setzen sie auf überzeugende Art in spaßigen Pop-Punk und wenige Hardcore-Tiraden um. Damit weiten die Sonnyboys ihre Vormachtstellung aus und unterstreichen zugleich ihre Massentauglichkeit.
7 Kommentare mit 2 Antworten
"Pop-Punk trifft Hardcore: Im Post-Genre-Zeitalter geht alles." Klingt übel.
Pop-Punk an sich klingt schon übel.
Pop an sich klingt schon übel.
ADTR sind eine der besten Bands (wenn nicht DIE Beste) in dem musikalischen Bereich, darum freu ich mich auch total auf das neue Album, wird heute auf jeden Fall noch käuflich erworben. Jedes Album bisher ein Brett, da müsste schon viel schief laufen, damit dieses nicht auch überzeugen wird
Man kann Metal um viele Nuancen bereichern, aber Pop und Metal das geht gar nicht. Ich bitte um ein Review von Xe-None aus Russland - die Metalcore mit Eurodance mischen - dürfte hier dann nach Spongebob-Schwammkopf (oder Adam Riese) sicherlich 6 von 5 Punkten bekommen.
Wer spricht hier von Metal?
@JaDeVin
Wer spricht hier von Metal?
ADTR spricht den 16 Jährigen in mir an und macht gute Laune, da ist mir relativ schnuppe, dass es kaum über Anspruch verfügt. JaDeVin ist auch echt die Grumpy Cat der Lautbar.