laut.de-Kritik
Hier rockt die Sau fein austariert.
Review von Alexander CordasDass AC/DC nach wie vor eine große Nummer sind und auch 2008 ihre Existenzberechtigung haben, dürfte kaum jemand bezweifeln. Welch boygroupartiger medialer Bohei im Vorfeld um den Fünfer abgefeiert wurde, überraschte dann aber schon.
Im Falle der Australier gehts bei neuen Alben nach dem ersten Hören eigentlich nur darum, ob es rummst oder nicht. Insofern hat sich im Jahre 2008 doch etwas verändert: Man mag es kaum glauben, aber diese Scheibe braucht ihre Zeit; die Tücke liegt im Detail.
So ziemlich jeder Aspekt an "Black Ice" wirkt fein austariert. Die Produktion von Brendan O'Brien klingt glasklar, die Arrangements sind um einiges verspielter als noch auf "Stiff Upper Lip". Das Zusammenspiel von Angus und Malcolm mit Lead und Rhythmus offenbart an einigen Stellen ein geschickt ausgespieltes Gegeneinander. Sie holzen nicht mehr stur auf denselben Riffs herum, vielmehr kämpfen beide öfter denn je mit gegenläufigen Melodielinien und Licks um die Gunst des Hörers.
Nach einem Durchlauf sind erste Perlen aber bereits ausgemacht. "War Machine" ist ein ganz heißer Kandidat. Der Track dürfte in der Live-Setlist zwischen alten Klassikern eine äußerst gute Figur machen. Ebenso das ganz famose "Decibel", dessen furztrockene Instrumentierung äußerst reduziert klingt, aber einen unwiderstehlichen Drang auslöst, mit diversen Körperteilen im Takt mitzugehen. Was auffällt: Die flankierenden Background-Chöre sind zurück, beschneiden jedoch den Raum für Johnsons fabelhaft gequetschten Gesang zu keiner Zeit.
Was schon in der Prelistening-Session für Erstaunen sorgte: Weshalb platziert man den Übersong schlechthin ausgerechnet an das Ende der Trackliste? Der Titelsong sticht dank einer Glanzleistung der Young-Brüder hervor. Wie die beiden das Stück mit ihrem Spiel bis zum Finale Furioso voran treiben, lässt das Herz jedes Gitarrenfetischisten höher schlagen.
Unter den 15 Songs findet sich auch der eine oder andere, der nicht so recht in die Puschen zu kommen scheint. "Skies On Fire" zum Beispiel. Mal abgesehen vom immer wiederkehrenden fire-higher-Gereime, verpufft das Ganze im Refrain doch etwas kraftlos. Ebenso "Anything Goes". Ein komisches laues lalala-Feeling macht sich hier breit und lässt im imaginären Hintergrund die Happy Hippos zum Takt schunkeln.
Ganz gehöriges Steigerungspotenzial muss man "Spoilin' For A Fight" oder "Wheels" zugestehen. Hier rockt die Sau, und das ist doch genau das, was man von einem AC/DC-Album verlangt. In der Gesamtheit kommt das auf "Black Ice" zwar nicht in schwindelerregender Häufigkeit vor, aber wie schon die fast inflationäre Verwendung des Begriffes 'Rock' oder 'Rock'n'Roll' in den Songtiteln andeutet: "It's only rock'n'roll, but I like it!" Und diese ausgelutschte Rolling Stones-Binsenweisheit bestätigen AC/DC einmal mehr.
63 Kommentare
Beim letzten Deutschlandkonzert in Köln (Stiff upper Lip Tour) war es auch nach 2 Tagen kein Thema, noch ein paar Karten zu bekommen.
Diesmal war leider alles sofort vergriffen.
Da sieht man mal dass AC/DC immer mehr gehypt werden.
Zurecht würde ich sagen und das Album ist bis auf wenige Lückenfüller einfacher guter alter AC/DC Rock. Dass AC/DC das Rad nicht neu erfinden war klar und das hat auch keiner von Ihnen erwartet.
Gut so!
@Fireball83 (« Beim letzten Deutschlandkonzert in Köln (Stiff upper Lip Tour) war es auch nach 2 Tagen kein Thema, noch ein paar Karten zu bekommen.
Diesmal war leider alles sofort vergriffen. »):
Ich glaube das liegt dieses Mal eher daran, dass alle Denken, dass es wirklich das allerletzte Mal sein wird, dass AC/DC auf Tour gehen. Viele sorgen sich wohl dabei wohl auch um Brian Johnsons Stimme
das liegt einfach daran, dass ca 50% der karten an den fanclub gegangen sind. über den gibt es auch noch karten. hab das auch schon im fred zur newsmeldung geschrieben.
@Esmael (« Kurz und bündig:
Back in Black ist nicht schlecht, aber auch nicht hervoragend. »):
Ich glaube du meinst Black Ice und nicht Back In Black. In AC/DCs Diskografie ist Back In Black schon hervorragend. Ob dir Back In Black gefällt oder nicht ist natürlich Geschmackssache, keine Frage, aber ob das Album im Vergleich zu z.B. den nachfolgenden etwas besonderes ist, ist ja wohl keine.
der schlagzeuger hat den größten beitrag geleistet. einmal für 20 sek ein paar takte eingespielt und dann am computer auf "loop" geklickt! das ganze album durch der selbe, eintönige beat...
Ich war zu Beginn auch recht begeister, habe die Platte aber in der Zwischenzeit etwas weg gelegt. Da waren Uriah Heep mit ihrer Comebackscheibe Wake the Sleeper einiges innovativer (was sie schon früher waren). Trotzdem gehört Black Ice wohl zu einer der besten AC/DC Scheiben seit Back in Black - obwohl Razor's Edge schon nicht schlecht war, aber mehr Füller aufweist.