laut.de-Kritik
Ein Casting-Sternchen mit Zukunft.
Review von Artur SchulzUnd wieder der Kampf mit den Vorurteilen. In diesem Falle bereits beim Cover: ein apartes Dance-Mädel in bunter Disco-Atmosphäre, dazu die Tatsache, dass Agnes Siegerin in der schwedischen Variante einer dieser von mir nicht sonderlich geschätzten Casting-Shows wurde.
Doch gerne weg mit solchen Ressentiments. Denn was da aus den Boxen tönt, sind oft mehr als nur appetitlich angerichtete Schweden-Happen. Agnes stellt nicht ein beliebiges, weiteres Exemplar der schnelllebigen Kurzzeitsternchen-Verglüh-Maschinerie dar, sondern ist bereits seit 2005 mit wachsendem Erfolg dabei.
"Dance Love Pop" stellt die für den außerschwedischen Markt erweiterte Ausgabe der Veröffentlichung von 2008 dar. "Release Me" als Eröffnungssong und einstiger Single-Durchbruch lässt angenehm aufhorchen. Hier handelt es sich nicht um 08/15-Pop der lieblosen Eurodance-Sorte, sondern um eine mehr als ordentlich gestrickte Tanznummer mitsamt prägnanter Sängerin.
Agnes' mit großer Bandbreite ausgestattete Stimme steht im Vordergrund und wird erfreulicherweise nicht mit handelsüblichem Studio-Schnickschnack domestiziert. Weiterhin positiv: ihre oft schwarz-soulig angereicherte Interpretationsarbeit. "On And On" macht überzeugend weiter in Sachen gepflegter Dancefloor-Füller.
"Love Me Senseless" zitiert mit seinem satten Bass und der speziellen String-Arbeit den speziellen Munich-Sound der Mittsiebziger-Disco-Jahre (Giorgio Moroder, Silver Convention). Mit dem fünften Track, "I Need You Know", kehrt erstmals etwas Balladen-Ruhe in das bislang quirlig eingespielte Album ein. Die Nummer selbst bedeutet guten Durchschnitt, doch besonders bei diesen leiseren Tönen kommt die stimmliche Wandlungsfähigkeit der Schwedin erneut zur Geltung.
Eine Aufnahme wie "How Do You Know" könnte glatt einen von Kritikern bejubelten, satten Hit für Kylie Minogue bedeuten. "Open Your Eyes" geht weiterhin als gutes Beispiel für abwechslungsreich und druckvoll gestalteten Pop durch, ehe "Big Blue Wall" einen runden Alben-Abschluss bietet.
Hier handelt es sich um Dance und R'n'B der besseren Sorte, und die vokalen Fähigkeiten von Agnes verleihen den Songs eine warme Note. Die Produktion zeigt sich sauber, doch nie aalglatt oder überproduziert. Aufs Songwriting wird hier ebenso Augenmerk gelegt wie auf zündende Beats.
"Dance Love Pop" stellt für den Liebhaber leichterer, aber nie oberflächlicher Musik-Kost eine gute Wahl dar. Die Songs besitzen Eingängigkeit, einen hohen Wiedererkennungswert, nutzen sich aber bei weitem nicht so rasch ab wie allerlei anderes Chartsfutter.
5 Kommentare
Klingt ja recht gut, wird angetestet.
Ich dachte echt am Anfang das wäre Leona Lewis. Sie sieht so aus und ihre Stimme klingt auch irgendwie so.
"Release me" ist übelster Eurodance-Trash. Tut mir in der Seele weh, dass sowas aus Schweden kommt.
Kann man so unterschreiben.
I Need You Know ist ein guter Song
Rest hat mich nicht beeindruckt, seeehr weit weg von Leona Lewis, auch wenns optisch zunächst so nah scheint.