laut.de-Kritik
Und wieder mal so ein Neuanfang.
Review von Philipp Kopka"Wenn du Alan privat kennst, was er hört, was er selber macht zur Zeit, da geht er ganz anders an Musik ran." Kumpel Lance Butters kündigte bereits in unserem Interview an, man dürfe gespannt sein auf den neuen Ahzumjot-Sound. Den gibts zwar (noch) nicht in Albumformat, dafür aber ganz ohne die Geschicke eines großen Majorlabels im Hintergrund. Nach dem missglückten Ausflug des Vorgängers kann das doch eigentlich nur eins bedeuten: Künstlerische Freiheit.
"Ich reduzier mich auf das Minimum." Ein Prinz Pi-Zitat dient beim Genießen eben dieser als Leitmotiv. Der gescheiterte Versuch mit "Nix Mehr Egal" sein ganz persöniches "XOXO" zu erschaffen, steckt Ahzumjot noch tief in den Knochen. Doch wie schon Olli Kahn so schön sagte: "Es geht weiter, immer weiter." Und weiter heißt im Falle Ahzumjot eben: Einen Schritt zurück.
Statt pompöser Beats und bedeutungsschwangereren Hooks prägt "Minus" die Reduktion – und zwar in allen Belangen. Ohne Major im Rücken setzt sich der Hamburger zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Levon Supreme selbst hinter die Regler. Dass er das durchaus drauf hat, bewies er schon mit dem Gewinn von Credibils Remixcontest zu "Easy". Die Produktionen auf der "Minus"-Ep klingen modern und dabei doch klassisch. Der Verzicht auf große Experimente verringert zwar die Fallhöhe, aber gleichzeitig auch den Überraschungseffekt.
"Und wieder mal so ein Neuanfang." Das Themenspektrum dreht sich fast ausschließlich um den kleinsten gemeinsamen Nenner: Ahzumjot selbst. "Tut nicht so, als ob ich kein Gewinner wär." An "Tag Zwei" herrscht im Hause Asare Katerstimmung. Mit dem immer mitschwingenden Bewusstsein eines vermeintlich Gescheiterten stellt sich Alan seinen inneren Dämonen: "Wäre kein Wunder, wenn die Frau mir bald Tschüss sagt. Vielleicht bleibt Lev an meiner Seite, wenn ich Glück hab. Doch weil ich kein Glück hab, ist mit mir nur Familie down, doch vielleicht überzieh ich die auch."
Mit "Minus" verarbeitet Ahzumjot nicht nur private Probleme. Die Szene, die ihn einmal verschluckt, zerkaut und wieder ausgespuckt hat, erhält mit der verbitterten Abrechnung "Platz / Angst" eine ganz besondere Stelle über dem Kamin.
Trotz aller zerplatzen Träume gibt Alan die Hoffnung noch lange nicht auf: "Alles läuft nach Plan." Nicht nur die Future-eske Autotune-Hook von "Schwörs Dir" verspricht: Ahzumjot hat "Nxx Verloren".
Vor allem nicht sein Talent zum "verdammt gut dramatisch sein": Der Schlusspunkt "Montag" meistert den Balanceakt zwischen berührender Ehrlichkeit und Kitsch mühelos.
"Reduzier mich auf das Minimum" – nach "Nix Mehr Egal" hat sich Ahzumjot das richtige Motto ausgesucht. Der neue Sound kommt zwar nur als 7-Track-Ep daher, mit "Minus" geht der Wahl-Berliner aber einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Die Frage, wann er denn mal das Maximum aus seinem ohne Zweifel vorhanden Potenzial schöpft, lässt er weiterhin offen.
5 Kommentare mit 2 Antworten
Rezi klingt dann doch besser, als die Wertung vermuten lässt, wobei die Wertung für mich voll in Ordnung geht. Hat mich jetzt nicht so aus den Latschen gehaut die EP. An Monty kommt er vermutlich nicht wieder ran.
Nicht so sehr krass wie erwartet. Letztes Album fand ich rückblickend ziemlich schwach. Dieses Hier schon besser, aber immernoch unter den Möglichkeiten.
Ich hasse diesen Vogel und alle, die irgendwie mit ihm zu tun haben. Richtig lurchige 08/15-Scheiße, von Mongos für Mongos.
wollte eigentlich was zu diesem ahzumjot schreiben, aber der kollege hier hat bereits alles gesagt...sogar mit meinen eigenen worten
+1
Achso, ungehört 1/5 natürlich. Und der Zähler sinkt von 3 auf 1, so muss das.
"Montag" ist so fucking krass. still. gänsehaut.