laut.de-Kritik
In jeglicher Hinsicht Intensivtäter.
Review von Robin SchmidtIch bin ehrlich: Das erste Mal, dass ich AK Ausserkontrolle so richtig wahrgenommen habe, war zwei Tage bevor diese Platte erschien. Allerdings nicht, weil ich ein Video des vermummten Rappers aus Berlin gesehen hätte, sondern weil ein gewisser Bushido AK Ausserkontrolle als Featuregast auf seinem bald erscheinenden Album ankündigte.
Ich war perplex. Wenn Sonny Black einen Rapper jenseits seines eigenen Camps mitnimmt, ist das meist nicht nur ein Statement an die Szene, dann muss derjenige auch was am Mic können. Meine Erwartungen an "A.S.S.N." waren dementsprechend nicht gerade niedrig. Aber was von einem Album halten, dessen Titel ausgeschrieben "Auf Staat Sein Nacken" heißt? Eine ganze Menge.
Der Titeltrack "A.S.S.N." ballert schon mal gut die Ohren weg und gibt die Marschroute der Platte vor: Überwiegend aggressive Texte über Einbrüche, Gewalt und Drogenhandel treffen auf überwiegend brachiale und düstere Beats.
Überwiegend. Dass AK auch anders kann, beweist er direkt im zweiten Song "Verliebt In Den Tod". Darin erzählt er die Geschichte eines Jungen aus dem Berliner Kiez, der seine Schule nicht schafft, daraufhin Drogen verkauft und nie wirklich in der Gesellschaft ankommt. Betrachtet man die kriminelle Vergangenheit von AK Ausserkontrolle, dann fällt es nicht schwer zu glauben, dass der Song sehr viele autobiografische Züge enthält.
In Sachen Authentizität kommt wohl eh die größte Stärke von AK Ausserkontrolle zum Vorschein. Während manche so genannten Image-Rapper einzig für ihren Lebenslauf vorgeben, schon den ein oder anderen Fight gegen das Gesetz geführt zu haben, kann sich AK wahrheitsgetreu ("Statement", "Blaulicht Intensiv", "Kristall") auf die Fahne schreiben, Raub und Diebstahl begangen zu haben. Und "Wenns Drauf Ankommt" geht es auch mal mit "dem Kopf durch die Panzerscheibe". Atmosphärisch produziert er hier jedenfalls großes Kino.
Auch der Sound zum Straßenfilm gelingt. Sonus030 und HNDRC schneidern AK sowohl harte und minimalistisch reduzierte als auch synthetisch melodiöse Beats maßgenau auf den Leib. Übertrieben haben sie es aber bei "Jim Beam & Voddi". Das Instrumental klingt wie ein Eurodance-Klassiker aus den 90ern.
Gleiches gilt für "Fick Die Hoe" und "Wer Weiß Das Schon". Gut, dass AK Ausserkontrolle, was seine Texte anbelangt, keine allzu hohe Transferleistung bei seinen Hörern vorauszusetzen scheint, ist sicher nichts Neues. Bei letzterem aufgelisteten Song fehlen mir aber fast die Worte für solch eine unterirdische Hook: "Vielleicht nach unten, vielleicht nach oben, wir wissens nicht, wer weiß das schon". Das Ganze wird noch ein zweites Mal wiederholt und fertig ist die Laube. Zumindest die Doubletime-Passage von AK Ausserkontrolle und der Featurepart von Capital Bra machen "Wer Weiß Das Schon" nicht gänzlich unhörbar.
Überhaupt funktionieren die Features (Fux Ausserkontrolle, Jason Ausserkontrolle, Pablokk, Capital Bra, Bonez MC, Kontra K, 18 Karat, Veysel. Sa4) meist als willkommener Gegenpol zum durchgängigen Stakkato-Flow von AK Ausserkontrolle.
Mit "A.S.S.N." tritt AK Ausserkontrolle trotz einiger kleiner Blessuren mit einem spannenden Album in den Ring, das durch eine intensive Atmosphäre, klug ausgewählte Beats und vor allem durch neue Facetten beeindruckt.
Eine weitere solche zeigt sich im Highlight des Albums: "Lieber Gott" besticht durch positive Message ("Sieh wie die Liebe wieder ihre Ziele erreicht") und Doubletime-Parts par excellence. Der Song ist zwar eine eher poppige Nummer, hat aber Ohrwurmpotenzial. Auch wenn AKsasa hier wieder jegliche grammatikalischen Gesetze außer Kraft setzt ("Der Teufel will mein Seele") - aber damit kennt sich AK Ausserkontrolle ja bestens aus.
3 Kommentare mit 3 Antworten
Die ueblichen Verdaechtigen hier wissen das natuerlich eh, aber: der hatte seinen ersten (groesseren) Auftritt auf einem Mok-Mixtape vor ca. 10 Jahren oder so.
Langlebig finde ich es immer noch nicht, aber freilich besser als der Schmodder von Fler, oder sich nach dem Laas-Signing immer noch Bushido zu geben.
Auch wenn die Konstellation unsinnig erscheint, war das Laas-Signing war nur konsequent für alle Beteiligten. Bushido braucht nen neuen Ghostwriter und Laas Rücken sowie nen neuen Job als Back-Up MC nach der Kündigung bei Savas.
bin mal gespannt was für eine rolle der laas da übernehmen wird...
Am Ende stellt sich heraus, dass er nur einen Autorenvertrag hat - wobei, diese Ehrlichkeit trau ich dem Raidgott nicht zu.
Mir taugt es. Panzerknacka fand ich auch recht geil. Macht konsequent da weiter. Einziges minus ist das baldige Feature beim abmahn-labradorfreund.
Ich wette ohne diesen "fame" hätte es einen Stern weniger gegeben
Voll der AusserKontrolle anstrengende Name AusserKontrolle AusserKontrolle Silbenfisten AusserKontrolle.