laut.de-Kritik

Herzschmerz, Trauer und Gefühl, von allem eine Spur zu viel.

Review von

Der erste Track "Meilenstein" des Debütalbums von Alexander Knappe gibt dem Hörer sofort den entscheidenen Hinweis, was ihn die nächsten 90 Minuten erwartet: Popballaden. Ein Song über Unsicherheit im Leben, "Tage wie diese, sie machen keinen Reim." Tage, wie sie jeder einmal hat. Gefühlvoll gesungen mit Klavierbegleitung.

Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass es da noch mal jemand mit der Xavier Naidoo-Leier versucht. Dabei will das Cottbusser Nachwuchstalent doch genau das vermeiden. Er will er selbst sein. Authentisch und glaubwürdig.

Zugegeben, ein Newcomer der mit deutschsprachigem Pop durchstarten will in einer Zeit von Philipp Poisel, Tim Bendzko oder Andreas Burani, hat es nicht einfach. Brauchen wir denn wirklich noch einen jungen Kerl, der versucht, junge Frauen mit seinen gefühlvollen Texten zu beeindrucken?

Bekannt wurde der 1985 geborene Alexander Knappe durch das Castingformat X-Factor. Doch nicht etwa, weil er das Publikum mit seiner durchaus guten Stimme beeindruckte, sondern weil er Zuschauer und Jury belogen hat, indem er einen Kreuzbandriss vortäuschte, um aus der Show auszusteigen. Und so wurde der große Traum vom Gewinner erstmal zu einem Albtraum, denn Fotografen und Presse stürzten sich auf das gefundene Fressen.

Doch auch Produzenten wurden auf ihn aufmerksam, das Label ferryhouse nahm Knappe unter Vertrag. Was für ein Zufall, dass das auch die Plattenfirma von Philipp Poisel ist. Mittlerweile arbeitet Alexander mit Warner Music zusammen, woraus auch dieses Album entstanden ist.

Den Ruf des Schummlers wird Knappe auch auf diesem Album nicht ganz los, denn Titel Nummer 7 "Sing mich nach Hause" hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit "I Die For You" von Alphaville. Zufall? Wohl kaum. Nur beim Text entfernt er sich vom Original, denn nach einer gewissen Tiefgründigkeit sucht man in Alexander Knappes Lyrics vergebens. Ein süßes Liebeslied mit vielen Komplimenten, in dem er seine Angebetete darum bittet, ihn nach Hause zu singen. Klingt logisch.

"Glückstadt" ist eines der wenigen Lieder auf "Zweimal bis Unendlich", die einen gewissen Groove vermitteln und gute Laune machen. Außerdem findet man hier doch noch ein kleines Stück Intimität, das bis jetzt vermisst wurde. Denn man hat das Gefühl, als würde Alexander Knappe seine eigene Geschichte erzählen. Ein junger Mann, der es genießt frei zu sein. Der Spaß am Leben hat, auf sich selbst hört und bereit ist Risiken einzugehen für sein Glück: "Hab mein letztes Hemd gegeben und die Taschen voller Leben."

Der Anspruch ist klar formuliert, authentisch soll das Album sein. Knappe sagt: "Die Texte und die Musik sind echt, sie sind ein Teil von mir. Ich könnte jetzt sagen, das Album klingt nach dem und dem. Aber so ist es nicht. Das Album klingt nach Alexander Knappe."

Doch darüber lässt sich streiten. Eigentlich klingt "Zweimal bis Unendlich" wie viele andere Deutschpop-Alben. Nette Liebesliedchen, tiefe Trauer und pures Leben. Und das wars auch schon.

Trackliste

  1. 1. Meilenstein
  2. 2. Weil Ich Wieder Zu Hause Bin
  3. 3. Frei
  4. 4. Sag Dass Du
  5. 5. Weisst Du Noch Was Liebe Ist
  6. 6. Glückstadt
  7. 7. Sing Mich Nach Hause
  8. 8. Letzter Tag
  9. 9. Fallen
  10. 10. Wunderwerk
  11. 11. Wenn Du Lachst
  12. 12. Was Ich Singe

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1 Kommentar

  • Vor 12 Jahren

    Interessant: Mara Brugger hat 90-minütige CDs. Daran arbeiten Technologie-Unternehmen schon seit 30 Jahren - erfolglos.
    Noch interessanter: Der Rezensionistin hält Vertrieb und Label für ein und dasselbe.
    Nicht mehr so wichtig: Kommata-Regeln.
    Dass laut Label-Biografien darstellt wie eigenen redaktionellen Content, erwähne ich erst gar nicht.