laut.de-Kritik
Kaufhauspop mit Ohrwurmgarantie.
Review von Manuel BergerEs ist "Zeit, neue Wege zu gehen", singt Andreas Bourani. Leider hält sein neues Album "Hey" nicht, was die Lyrics von "Wieder Am Leben" versprechen. Ein Ohrwurm windet sich trotzdem bereits nach dem ersten Lied durch die Gehörgänge.
Nach dem Megaerfolg seiner Single "Nur In Meinem Kopf", war Andreas Bourani zumindest bei Radiohörern in aller Munde. Charthits finden sich auch auf seinem zweiten Album. Denn wer hätte nicht gerne Unheilig, Clueso und Tim Bendzko in einer Person vereint? Ich zum Beispiel.
Zwar kann man dem Augsburger musikalisches Talent und Können attestieren, doch leider schlägt sich das in seinen Songs kaum nieder. Während des gesamten Albums stellt sich die Frage, was denn nun ausgerechnet dieser Herr anders macht, als andere Deutschpopper. Die Antwort lautet schlussendlich ganz klar: nichts.
Man könnte genauso gut Xavier Naidoo singen lassen und schon wäre es ein Naidoo- oder Söhne-Album. Man könnte den Grafen singen lassen und schon wäre es ein Unheilig-Album. Und ich könnte diese Liste noch endlos fortführen.
Auch die Texte brechen kein Stück aus dem Standardrepertoire der Radiophilosophen aus. Gib-nicht-auf-Schnulzen ("Hey"), Rastlosigkeitshymnen ("Alles Beim Alten") und der unvermeidliche Minnesang ("Delirium", "Füreinander Gemacht"); Licht- und Zeitmetaphern inklusive. All das hat man schon zu oft gehört, um es noch einmal durchkauen zu müssen. Ein paar Beats hier, ein bisschen Gitarre da und eine sanfte Frauenversteherstimme obendrauf – fertig ist das Weichspülpopgewand.
"Wir fahren weiter im Kreis" fasst Bourani sein Album in "Auf Anderen Wegen" selbst zusammen. Kennt man einen Song, kennt man alle. Jeder Track hat die Hooks, die ihn zum Dauerbrenner in den Hitlisten machen und die Leute beim Kaufhausbummel mit gefühlten zehn Durchläufen pro Stunde zur Weißglut treiben können. Und jeder Track versinkt in Kitsch und Belanglosigkeit. So ist und bleibt Andreas Bourani nur einer von vielen, der auf "Hey" nichts unternimmt, um diesen Status zu ändern.
3 Kommentare mit einer Antwort
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Das ist aber ein adretter Kerl
Formal stimme ich der Kritik zu. Und doch passiert es, dass ein schnöder Popsong eine Stimmung gut beschreiben kann. Und ich ertappe mich dabei, den Verstand gern mal 4 Minuten dem Herz folgen zu lassen. Leider verorten viele diese Form der Unterhaltung in den kommerziellen mainstream. Leider, weil es das in der Regel ist. Doch seien wir ehrlich. Diese Interpretatiob ist eben auch mainstream. Ohne Empathie werden nur Klischees bedient.
Ultraleicht, was für zwischendurch, keine schwere Kost