laut.de-Kritik

Was ist das jetzt? Flower Power-Metal? Mork vom Ork?

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Äh, ja, was ist das jetzt? Flower Power Metal? The Darkness ohne Eunuchen-Gesang? Spinal Tap ohne Rotzbremse? Good Charlotte mit spieltechnischen Fähigkeiten? Ramba mit etwas zu viel Zamba? Mork vom Ork? Ich schweife wohl ab ...

Irgendwie scheint es ein bisschen von allem zu sein. An den Instrumenten sind die Buben absolut fit, der Gesang kann sich auch hören lassen, das Outfit ist absolut hip und mit Warner haben sie ein Major-Label im Rücken. Scheint also alles zu stimmen. Aber was zur Hölle rauscht mir dann schon seit ein paar Stunden durch die Löffel?

Ich glaub echt, ich bin mit dem Sound von Avenged Sevenfold überfordert. Ähnlich wie die schon erwähnten The Darkness, suhlen sich die Kalifornier in jedem Klischee, das der Metal jemals hergegeben hat, und setzen diesen handwerklich anspruchsvoll um. Die Soli pfeifen mitunter pfeilschnell und messerscharf an einem vorbei, die Drums sind abwechslungsreich und nicht auf Dauer-Doublebass eingestellt, und auch ein paar Bassläufe lassen aufhorchen. Anscheinend kommen die Jungs aus der Hardcore-Ecke, doch diese sucht man auf "City Of Evil" vergebens. Vielmehr dominieren Melodien, die stellenweise im nächsten Kinderliederbuch auftauchen könnten und jeder Poserband den Haarspray aus der Perücke pusten. Das zischt zwar sofort ins Ohr, aber man weiß nie so recht, was damit nun anzufangen ist.

Es scheint fast so, als wollten sie den Überraschungserfolg von The Darkness wiederholen, denn die Grundessenz des Avenged Sevenfold-Sounds liegt metertief in den 80ern und das macht sich schon mit dem Opener "Beast And The Harlot" deutlich bemerkbar. Doch anstatt dabei altbacken und von gestern zu klingen, macht der Spielwitz und die (hoffentlich) vorhandene Selbstironie jede Menge wieder wett. Mehrstimmige Hooklines, Melodien die sogar Hammerfall zu kitschig wären - jedoch rasanter und frischer klingen - ziehen sich durch das ganze Album.

Mit einer Schmalzballade wie "Seize The Day" übertreiben sie es zwar fast, aber wenigstens ziehen sie ihr Ding konsequent durch. Zu dieser Konsequenz gehört auch eine gewisse Unberechenbarkeit, siehe die Flamenco-Klänge in "Sidewinder". "The Wicked End" legt zwar furios los, entwickelt sich im Laufe des Songs aber fast schon zum Soundtrack und ertrinkt im Pathos. Gleiches gilt für das streichergeschwängerte Intro von "Strength Of The World". Auch nach dem zehnten Durchlauf bin ich mir noch nicht sicher, ob "City Of Evil" einfach nur zeitlos oder absolut überholt ist. Ob Avenged Sevenfold wirklich zu ihrem Sound stehen, wird sich wohl erst zeigen, sollte dieses Album floppen und Warner die Jungs wieder an die kalifornische Küste schicken. Aber warten wir's ab.

Trackliste

  1. 1. Beast And The Harlot
  2. 2. Burn It Down
  3. 3. Blinded In Chains
  4. 4. Bat Country
  5. 5. Trashed And Scattered
  6. 6. Seize The Day
  7. 7. Sidewinder
  8. 8. The Wicked End
  9. 9. Strength Of The World
  10. 10. Betrayed
  11. 11. M.I.A.

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