laut.de-Kritik

Der Anfang vom Ende.

Review von

Liam Gallagher sieht sich als großen Songwriter. Über das aktuelle Beady Eye-Werk sagte er dann gegenüber dem NME auch unbescheiden: "Das ist das beste Album, das ich je gemacht habe". Nach dem ersten Durchlauf muss man feststellen: Stimmt, Liam ist kein schlechter Songschreiber – vorausgesetzt, ein Album würde nur aus drei Tracks bestehen. Eine Tendenz, die so leider schon aufs Debüt zutraf.

Nichtsdestotrotz beginnt "BE" recht fulminant. Pompös kündigen Bläser Sir Liam an, die Gitarren brummen dezent im Hintergrund. "Flick Of The Finger" hat exakt die richtige Attitüde. Liam richtet mit der ganz großen Kelle an, und die steht ihm einfach am besten: Breitbeinig, arrogant, selbstverliebt. Das hat der Rock'n'Roll wieder mal gebraucht. Schließlich dominierten die letzten paar Monate lange genug Folk-Bands mit bärtigen Frontmännern, die Bäume besangen und dabei weinten.

"Soul Love" knüpft an den mächtigen Opener an, kommt aber etwas ruhiger und düsterer daher. Und dies hätte die Chance von Beady Eye sein können, würde der Rest der Platte an diese beiden Songs anknüpfen. Was aber nun folgt, ist ein kleiner Albtraum. Als Produzent fungierte übrigens Dave Sitek, Mitglied von TV On The Radio. Erstaunlich, dass ausgerechnet ein Mann wie Sitek, der schon für Bands wie Yeah Yeah Yeahs oder Foals arbeitete, dazu beitrug.

Denn wer immer das Riff zu "Face The Crowd" geschrieben hat, sollte 50.000 Mal "Smoke On The Water" spielen müssen. Genau in diese Kategorie gehört dieses Riff. Weiter geht die desaströse Achterbahnfahrt mit "Second Bite Of The Apple". Wer Kinder hat, kann dieses Lied vielleicht auf einer Geburtstagsparty für die Kleinen laufen lassen. In etwa so klingt dieses Lied mit debilen Textzeilen und unnötigen Bläsern.

Der Möchtegern-Beatles-Hippiesong "Soon Come Tomorrow" klingt eigentlich ganz nett – zu Beginn. Dann setzt ab 2:30-Spielzeit ein episches Gitarrensolo ein: Und der Fan dankt dem lieben Gott, dass Gem und Andy solche Riffs nicht schon bei Oasis zusammenschrubbelten. Das mag etwas hart klingen, aber bezüglich der Gitarren fehlt "BE" der Drive.

Gegen Schluss präsentieren Beady Eye wenigstens mit "Ballroom Figured" nochmals einen guten Lagerfeuer-Romantik-Song. Keine Streicher nerven, keine Bläser tröten, einfach Liam mit Gitarre. So schwierig ist es eigentlich gar nicht, einen ordentlichen Beady Eye-Song zustande zu bringen.

Aber je öfters das Album rotiert, desto deutlicher setzt sich die Erkenntnis durch: Beady Eye funktionieren als Band nicht wirklich. Dabei gäbe es durchaus Grund zur Hoffnung. "The Roller" von Album Nummer eins wäre auch auf einem Oasis-Album nicht abgefallen. Offenbar braucht es am Ende eben doch einen Noel, der Songs beisteuert.

Das muss auch Liam klar geworden sein, denn kürzlich ließ er abermals verlauten, dass er sich eine Oasis-Reunion zum 20. Geburtstag von "Definitely Maybe" vorstellen könnte. Besser wäre es. Denn Beady Eye könnte es nach derlei Alben nicht mehr allzu lange geben.

Trackliste

  1. 1. Flick Of The Finger
  2. 2. Soul Love
  3. 3. Face The Crowd
  4. 4. Second Bite Of The Apple
  5. 5. Soon Come Tomorrow
  6. 6. Iz Rite
  7. 7. I'm Just Saying
  8. 8. Don't Brother Me
  9. 9. Shine A Light
  10. 10. Ballroom Figured
  11. 11. Start Anew

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20 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 11 Jahren

    Die Justin Bieber Weihnachts CD kriegt von laut.de auch zwei Sterne.
    Das Verhältnis zu euren anderen Rezensenten fehlt völlig.
    Dem Faktum einmal ungeachtet ist das Album nicht schlecht. Und die Kritik ist mal wieder nix anderes als sinnloses rumgehacke und geheule. Unbegründet, unsachlich und lustlos.

    Es ist ein retro-orientiertes Album, was dennoch frisch klingt. Etwas ruhiger als der vorgänger, dafür besser produziert mit spannenderen Einzelheiten.

    Immer diese Noelfanboys. Vielleicht sollten die sich mal Mucky Fingers und Be Here Now anhören.
    Was soll dieses ständige Vergleichen und Rumgehasse. Zugegeben die Gallaghers leben von ihrer Oasisrepurtation bei ihren Projekten, aber das tun beide, Noel genauso wie Liam. Nur weil die beiden einfach etwas Nerven muss man nicht gleich immer alles schlecht machen.

  • Vor 11 Jahren

    heißt das jetzt, dass das riff von "smoke on the water" schlecht ist?

  • Vor 10 Jahren

    Ich muss sagen, dass ich die 2 Sterne auch schade find, da "BE" für mich ein gewaltiger schritt nach vorne war und weg vom Resteverwerten bei Different GEar Still Speeding, dass ja sogar mehr sterne erhalten hat. Natürlich zeigt Liam, dass seine Wurzeln bei Oasis liegen udn seine Liebe zu den Beatles wird immer da sein, jedoch hat das Album einen angenehmen Fluss, was auch der fabelhaften arbeit von Dave Sitek zu verdanken ist. Ich freue mich auf Album Nummer 3, ewnn es noch tiefer in die etwas dunklere psychedelische Richtung wie "Soul Love", "Soon comes tomorrow" oder "Flick of the finger" schreitet.
    für mich persönlich ein fünf sterne album, jedoch bin ich ein absoluter Liam Gallagher fan, der ihm zustimmen würde, dass es das beste album ist, dass er gemacht hat.

  • Vor 10 Jahren

    Machen die Rezensenten das, was sie hier machen, eigentlich hauptberuflich? Ich bin weder Oasis- noch Beatlesfan, aber ein bisschen mehr Objektivität wünsch ich mir dann doch - also wenn man einfach mal den Bild-Humor ohne Substanz weglässt... Danke!

  • Vor 5 Jahren

    Super! Im Gegensatz zu vielen laut-Rezensionen, die sind wirklich übel.