laut.de-Kritik
Alkohol scheint eine wichtige Rolle zu spielen.
Review von Olaf SchmidtReden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Betontod haben sich hinter meinem Rücken zu einer ziemlich erfolgreichen Band gemausert, ohne mir ein Memo zu schicken. Was bedeutet: Ich habe noch nie etwas von dieser Kapelle gehört. Muss man ja auch mal zugeben können, man kann schließlich nicht alles kennen.
Punkrock also, steht zumindest dick auf der Hülle. Gerüchten zufolge hat die Band ihren Stil mit den letzten Alben deutlich erweitert. Die Psychopunch-Vergleiche hatte Kollege Edele in seiner Rezension zum letzten Album "Entschuldigung für nichts" erstmalig stecken lassen und Worte wie Mainstream in den Raum geworfen.
Gehen wir also mal unvoreingenommen ran: Ein Live-Auftritt gibt schließlich die beste Gelegenheit ab, eine Band so kennen zu lernen, wie sie ist. 20 Songs umfasst die Setlist, auf der Doppel-CD findet sich sogar noch ein neuer Studio-Bonustrack. Runde 90 Minuten dauert das Konzert, die DVD bringt es mit Bonusmaterial auf etwa zweieinhalb Stunden. Da kann man nicht meckern.
Der Auftritt macht einiges her, die Kameraleute haben ganze Arbeit geleistet und schöne Bilder geliefert. Etwas weniger Hektik im Schnitt hätte nicht geschadet, außerdem stört die ewige Rumzoomerei. Betontod sind gut drauf, die Zuschauer in der Großen Freiheit 36 zu Hamburg auch. Sänger Frank Vohwinkel: "Wir fühlen uns Hamburg von ganzem Herzen verbunden. Die schönen Stunden, die wir hier erlebt haben, ziehen uns immer wieder her und verbinden uns wie ein magisches Band."
Die Soundabmischung fällt nach einer Weile negativ auf. Zu glatt das Ganze, die Kanten und Ecken von irgendwelchen Studio-Filtern abgeschliffen. Das Publikum wird immer dann in den Vordergrund gemischt, wenn es gerade passt, zwischendurch verschwindet die Menge aber komplett hinter den Instrumenten. Richtiges Live-Feeling kommt da nicht auf (Auf der Doppel-CD klingt das Konzert merkwürdigerweise viel rotziger und echter.) Bei aller Kritik: "Viva Punk" hat deutlich mehr von einem Live-Erlebnis als die aktuelle Ministry-DVD.
Ziemlich bemüht wirkt die Aktion mit den beiden Teenager-Mädchen, die zu "Nebel" auf die Bühne gebeten werden und es dann natürlich nicht hinbekommen, wie angekündigt die zweite Strophe zu singen. Aber Hauptsache, mal da oben gestanden zu haben. Die Jugend von heute.
Musikalisch sind Betontod nicht mein Fall, muss ich ganz klar sagen. Hin und wieder riechen sie unangenehm nach den Böhsen Onkelz, was auch an Vohwinkels Organ liegt. Textlich suhlen sich die Rheinberger phasenweise in der gleichen Märtyrer-Lyrik und geben die große Alle-sind-gegen-uns-Pose. Und was sollen immer diese Beschwörungen eines Gemeinschaftsgefühls, die mir auch bei den Toten Hosen so auf die Nerven gehen? Von den ebenfalls vorhandenen Saufliedern ganz zu schweigen. "Hömmasammawommanomma"? Danke, ich bleibe zu Hause.
Wie gesagt: Fans dürften mit der DVD voll auf ihre Kosten kommen. Neben der Show haben Betontod ihre fünf Videos sowie eine recht sehenswerte Band-Dokumentation auf den Silberling gebrannt. Diese besteht aus einem langen Interview, Live-Ausschnitten und Tourimpressionen (Alkohol scheint eine wichtige Rolle zu spielen.)
2 Kommentare
Der Sänger ist Oliver Meister...also lieber die Finger davon lassen,wenn man keine Ahnung hat...
bis auf den faux-pas mit oliver meister - veilleicht bei der recherche einen zeilensprung gehabt - eine zutreffende rezi.
besonders hat mir der vergleich mit den ongels ("sie riechen unangenehm nach den b.o.") gefallen.