laut.de-Kritik
New York hat einen neuen charismatischen Rap-Star.
Review von Stefan JohannesbergÜber einen zwei Jahren alten Beat den Sommer-Hit 2014 rappen, die Tanzflächen mit dem Shmoney Dance dominieren und im Vorbeigehen New York zurückbringen – Ackquille Jean Pollard aka Bobby Shmurda nennt sich vollkommen zu recht "Hot Nigga" und wirft nach Majordeal nun fix eine Fünf-Track-EP auf den Markt. Der Buzz soll ja bis zum Debüt im kommenden Jahr reichen. Neben dem unvermeidlichen Smash-Hit tummeln sich noch die zweite Single "Bobby Bitch" sowie drei neue Songs auf "Shmurda She Wrote". Genug Zeit also, sich dem Phänomen und Sound des Shmurda und seiner GS9-Gang zu widmen.
Der Opener "World Wide Nigga" lässt die Augenbrauen bereits hochwandern. Der Track pumpt hart, breit und bombastisch, und auch wenn der Titel natürlich kompletter Quatsch ist, die energetische, fast geschriene Hook von Bobby und Homie Ty Real ist ganz weit vorne. Ansonsten zählt vor allem Style und Verpackung, weniger der Inhalt: "I was pack flippin' / Cash gettin', mad different / I was fast living / Mamma always told me 'bout my bad living / Nowadays nigga say I act different."
Vom Drogendealer zum Millionär. Vielleicht ist gerade der rasante Aufstieg eines grundsympathischen Typen, der typisch amerikanische Traum also, der aus Bobby zumindest vorerst ein One-Hit-Wonder machte. Die anderen Zutaten sind eigentlich recht unspektakulär. Der unglaublich clubtaugliche und zugleich harte "Hot Nigga"-Beat wurde schon 2012 von Lloyd Banks ("Jackpot") besser geritten und die Lyrics sind klassicher Trap-Standard: "Running through these checks 'til I pass out / And shorty give me neck 'til I pass out / I swear to God, all I do is cash out / And if you ain't a ho, get up out my trap house."
Kombiniert man jedoch all das mit dem anscheinend perfekten Zeitpunkt und nimmt noch seine originellen, leicht spackigen Tanzschritte dazu, hat New York einen neuen, charismatischen Rap-Star. Einen Rap-Star, dessen nächste Schritte und Projekte seine Karriere definieren werden.
Die zweite Single "Bobby Bitch" geht vorerst auf Nummer Sicher und setzt beattechnisch leicht unter "Hot Nigga" an, während "Living Life" sehr roh, fast unfertig wirkt. "Wipe The Case Away" dagegen zeigt mit seinem melodischen Refrain und der einfachen, aber effektiven Geschichte ("My daddy paid the price hard for me / He was trying to live life large for me / He ran the whole nine yards for me") bereits die dringend benötigte Reife.
Shmurdas Soundstrategie bleibt auch weiterhin klar: Trap-Musik trifft New Yorker Straßen-Rap. Nun muss er jedoch aufpassen, dass er dem Druck der Straße, dem der Homies und dem der Fans auf seinem Debüt gewachsen ist und er nicht untergeht wie andere One-Hit-Wonder (z.B. D4L mit "Laffy Taffy") und die unzähligen Hoffnungsträger des Big Apple in den letzten Jahren.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Für ne EP sind die 4/5 noch gerade so in Ordnung. Kann mir aber auf Albumlänge kaum mehr als 3/5 von vorstellen. Ganz amüsanter Typ, starke Beats, aber mehr auch nicht.
Wann kommt eigentlich die Theophilus London Review ???
Gibt es eigentlich einen Fachbegriff für das Wiederholen des gleichen Wortes am Ende einer Bar? Bspw. bei Hot Nigga "Nigga" am Anfang. Das scheint ja ziemlich im Trend zu liegen. Ich finds irgendwie nur behindert.
Ende: Epipher
Anfang: Anapher
danke. Jetzt hat das Übel einen Namen