laut.de-Kritik
Gute-Laune-Musik verlängert den Sommer.
Review von Robin SchmidtGlückwunsch an Bonez MC & RAF Camora! Schon vor Bekanntgabe der offiziellen Charts steht fest, dass sich der Hamburger und der Wiener-Berliner mit ihrer zweiten Scheibe die Pole Position schnappen. Mit "500 PS" im Rücken ist das auch kein Wunder: Der Hype, den sie mit "Palmen Aus Plastik" im Jahr 2016 erzeugten und seitdem mit unzähligen Singles, Touren oder Bonez' unverkennbaren Social-Media-Aktivitäten aufrecht erhielten, trägt also ein zweites Mal Früchte.
Welch riesigen Impact ihre Mischung aus Dancehall, Reggae, Hip Hop und Afrotrap auf eine ganze Szene haben sollte, analysierte Kollege Jan Ehrhardt bereits treffend in seiner Review zum ersten Teil.
Wie es sich für Fortsetzungen gehört, kämpft das Album von vornherein mit einem Problem, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Egal, ob Medien oder Fans: Jeder wird den Nachfolger partout bis ins kleinste Detail mit dem urbanen Meilenstein der beiden vergleichen. Wie also einem Style, den seit zwei Jahren nahezu jeder in Deutschland kopiert, neues Leben einhauchen?
Zum Beispiel, indem man selbst von anderen abkupfert. Orientierte sich Team Platin auf dem ersten Werk noch vermehrt an Afrotrap aus Frankreich, spielen diesmal Referenzen der 90er und 2000er Jahren eine größere Rolle. So finden sich auf der Platte eine Reihe von Samples altgedienter Hits wieder. "Kokain" basiert auf Eurodance von La Bouche ("Be My Lover"), "500 PS" huldigt den Bomfunk MCs ("Freestyler").
Nichtsdestotrotz setzt RAF, unter anderem gemeinsam mit The Cratez, Jugglerz, X-plosive oder Beataura, ein fast noch dancehalllastigeres Soundbild als beim Vorgänger ein. "Nummer Unterdrückt" schwingt mit karibischen Klängen lässig vor sich hin und gerät so zum Ohrwurm. Die Produktionen können sich allesamt hören lassen und brennen live oder im Club sicherlich wieder ein Feuerwerk ab. Passend dazu lässt RAF schon mal wissen: "Zerfetze, wenn es sein muss, auch auf Techno."
Womit wir bei den Lyrics wären. Die drehen sich um den eigenen Laissez-faire-Lifestyle der zurückliegenden zwei Jahre: Drogen, Frauen, Autos, Schmuck, auf dicke Hose machen. Viel mehr ist hier nicht zu holen, inhaltlicher Tiefgang konnte bei dem Projekt aber auch keiner erwarten. Dennoch reflektieren die beiden in einigen wenigen Momenten ihr Standing in der Gesellschaft ("Von Ihnen Gelernt").
Lange Reimketten sucht man vergeblich, dafür haben beide einen ganz eigenen Slang entwickelt. Nach wie vor brettert Bonez brachial über die Beats ("Ja Mann!"), während RAF sich irgendwo zwischen Österreichisch-Schweizer-Deutsch und Balkan-Sprech einreiht, das man nicht immer lückenlos versteht. Trotzdem bilden die zwei damit erneut eine gute Symbiose.
Never change a winning team, so heißt es auch bei den Features. Mit Hanybal, Trettmann und - natürlich - GZUZ laden sie drei Gäste ein, die schon auf dem ersten Teil performten. Das klingt nicht nur von den Namen her etwas einfallslos, auch die Parts der Protagonisten knüpfen nicht unbedingt an die des ersten Teils an.
Auch wenn es eine KitschKrieg-Produktion ist und der Song mit Trettmann wie bei der letzten Platte an letzter Stelle steht: Auf "100" wirken Bonez und RAF ein bisschen wie Fremdkörper. Zudem darf sich Kontra K das erste Mal unter den Plastikpalmen beweisen, reißt das Ruder aber auch nicht mehr herum.
Auch wenn ein wenig die Überraschungsmomente fehlen, besteht "Palmen Aus Plastik 2" aus einer Fülle unterhaltsamer Hits. Bonez MC und RAF Camora verlängern den Sommer mit Guter-Laune-Musik und drücken deutschsprachigem Dancehall erneut ihren Stempel auf.
25 Kommentare mit 20 Antworten
laut.de, was ist nur los mit dir? Nicht mal hier ein Verriss?
Musik für die Youtubeplaylist im Späti
ingesamt ein eher lauer Aufguss des Erstlings, der viel zu sehr nach ödem Reißbrett klingt
Die paar gelungenen Tracks hier hätte man getrost auf eine schmale EP packen können
So wirkt das gepresste Dauergeprolle brutal schnell ermüdent, deutlich gezwungener und weitaus langweiliger
MDMA kriegt zu wenig Liebe im deutschen Rap. Die Droge, nicht der Song. Aber naiser Lolita Flow.
klingt wie culcha candela
Der Dancehall-/Reggae-Einschlag macht die "Palmen" etwas sympathischer als die meisten anderen deutschen "Straßen"-Rap-Produktionen.
[https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Bone…
Ok ich opfere mich mal
Keine Sau interessiert sich für deine Links!