laut.de-Kritik
Es riecht nach Barbecue und frisch gemähtem Gras.
Review von Kai ButterweckAls im vergangenen Jahr die Nachricht über ein bevorstehendes Soloalbum von Brian Fallon die Runde machte, winkten bereits viele müde ab. Der erste Alleingang unter eigenem Namen? Was solle da schon groß bei rumkommen, fragten sich die Leute. Man erwartete einen reduzierten Abklatsch dessen, das in vergangenen Jahren unter dem Banner Gaslight Anthem nur noch für wenig Aufsehen sorgte. Nun liegt "Painkillers" auf dem Tisch. Und? Wie klingts? Präsentiert sich das Album wie die erwartete musikalische Kurfahrt durch amerikanische Suburbans?
Um es vorweg zu nehmen: Dubstep sucht man auf "Painkillers" vergebens. All die Hab-ich-doch-gewusst-Kritiker sollten sich aber nicht zu früh auf die Schultern klopfen. Brian Fallon sorgt zwar nicht für die ganz große Überraschung, aber es gelingt ihm definitiv ein Brückenschlag.
Bereits mit dem Opener "A Wonderful Life" schiebt Brian Fallon alle Barhocker beiseite. Statt einsam auf einem Stuhl sitzend, präsentiert sich der Sänger innerhalb eines Kollektivs, das mit irischen Harmonien und handelsüblichen Springsteen-Trademarks zum Kopfnicken animiert. Überflüssige Oh-Oh-Oh-Chöre im Refrain hin oder her: Der Mann weiß einfach, wie man gute Rocksongs schreibt.
Auch die beiden anschließenden in Klang gegossenen Spaziergänge durch amerikanische Vorstadtvorgärten, "Painkillers" und "Among Other Foolish Things", laden zum Schunkeln ein. Es riecht nach Barbecue und frisch gemähtem Gras. Brian Fallon versinkt in Erinnerungen. Schön war die Zeit, schön war die Zeit.
Es folgen Handclaps und Slide-Gitarren. Der Rauch vom Grill weht in Richtung Highway. Alle Mann in die Custom-Karre, Fenster runter, auf gehts: dem Sonnenuntergang entgegen. ("Smoke") Auf halber Strecke packen sie die Akustikklampfe aus und huldigen auf dem Rücksitz einem Mann, der vor grauer Vorzeit Fallons Lieblingsklamotte, die enganliegende Jeansjacke, salonfähig machte. Sein Name: Steve McQueen.
So geht es weiter und weiter. Mit wahlweise leicht angezerrten Vierviertelrockern ("Rosemary", "Red Lights") oder in sich gekehrten Lagerfeuerklängen ("Honey Magnolia") mimt Brian Fallon das fleischgewordene Verbindungsstück zwischen stadiontauglicher Gaslight Anthem-Power und minimalistisch instrumentierter Singer/Songwriter-Sanftheit.
Mit einer Vielzahl von Hooks, eingestreuten Singalong-Chören und akzentuierten instrumentellen Momenten nisten sich Brian Fallons Debüt-Songs unter eigenem Namen spielend leicht in die Gehörgänge ein. Kein reines Singer/Songwriter-Album und kein übermotivierter Blick über den Tellerrand, "Painkillers" markiert die Balance: "Dieses Album stellt weder einen Schlusspunkt noch einen Neuanfang für mich dar. Es ging mir lediglich um eine musikalische Bestandsaufnahme", so der Verantwortliche. Genauso klingt es auch.
6 Kommentare
Dass The Gaslight anthem zuletzt kaum noch Aufmerksamkeit erregt hätten wüsste ich aber...
Damit war auch sicher nur die Qualität des Outputs gemeint.
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
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Ich bin da völlig subjektiv: Ich mag die Musik von Brian Fallon und The Gaslight Anthem unheimlich gerne - 5 Sterne Imo klingt das alles sehr ehrlich und authentisch. Kleine Geschichten aus dem Leben...
,,das in vergangenen Jahren unter dem Banner Gaslight Anthem nur noch für wenig Aufsehen sorgte'' Ernsthaft???