laut.de-Kritik

Zwischen Wucht und Wirrwarr.

Review von

Los geht's mit dem Titeltrack: "In Love Yours Hate" galoppiert mit wuchtigem Bass und einem eingängigen Refrain im punk-rockigen Stil los. Brunhilde wollen mit dem Song gar nicht aus dem Rahmen fallen, und der funktioniert genau deshalb. Sängerin Carolin Loy liefert eine souveräne Performance ab, während Gitarrist Kurt Bauereiß mit markanten Riffs überzeugt. Was textlich zunächst wie eine etwas belanglose Mischung aus Punk-Attitüde und Protesthaltung wirkt, nimmt mit dem darauffolgenden Track "Are You Blind" jedoch eine irritierende Wendung.

Zeilen wie "Jeder hat heute etwas zu sagen" klingen wie ein Echo aus der Empörungsblase. Ganz nach dem Motto "Heutzutage darf man ja gar nichts mehr sagen". Auch später bleibt der Text kryptisch bis wirr: "ABCDEFG ist WYSIWYG von der ARD" wirkt maximal bemüht, "Ich-du-er- sie-es Gender-Terror-Bullshit" eher unbeholfen provokant, wenn auch "Ein Mensch bleibt ein Mensch, eine Seele bleibt eine Seele, ein Wort bleibt ein Wort" endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen versucht. Was hier wirklich gemeint ist, bleibt nebulös, auch wenn sich die gute Absicht erahnen lässt. Der Satz "Wenn du zehn Jahre alt bist, bist du kein Freiwild für die Sexualstraftäter" steht plötzlich im Raum, ohne Kontext, ohne Aufbau. Und wenn dann noch gefordert wird, man solle "ihre dreckigen Münder knebeln / Und sie auf die Autobahn werfen", fragt man sich spätestens, ob hier eine klare Botschaft formuliert werden sollte, oder einfach nur auf Effekt gesetzt wird, versteckt hinter englischer Sprache.

Musikalisch dagegen ist das Ganze stark produziert. Der Mix aus Metal, Punk und Alternative sitzt, die Produktion bringt die nötige Wucht, und die Band hat hörbar Spaß daran, sich auszutoben. Nur leider kollidiert der gut gemachte Sound mit der textlichen Beliebigkeit, die oft ins unfreiwillig Komische kippt.

"Gossip Girl" und "Halali" setzen den rauen Ton fort. Ersterer als zornige Rocknummer, letzterer mit Bläser-Intro und rotzigem Punkcharme. Hier funktioniert die Reduktion auf Attitüde besser, weil die Lyrics kürzer treten.

Mit "Running Away" kehrt die Band zurück zu ihrem markanten Stilmix: Hard'n'Heavy trifft melodische Gitarrenlinien. Bei "Souls Unchained" zeigt sich die starke Produktion besonders deutlich, während "Go With The Flow" der Albumlinie folgt.

Hervorzuheben ist "Wait", ein echtes Highlight des Albums. Hier lässt die Band die gewohnte Härte hinter sich und wagt sich an eine emotionalere, fast konzeptuelle Klangästhetik. Weniger Lärm, mehr Wirkung. Ein Moment des Innehaltens, bevor das abschließende "Who The Fuck" das Album wieder mit brachialem Nachdruck beendet.

"In Love Yours Hate" ist musikalisch ein starkes, gut produziertes Album zwischen Metal, Punk und Alternative, laut, kantig und druckvoll. Was allerdings fehlt, ist eine glaubhafte Haltung: Die Texte wirken oft bemüht provokant oder konfus, statt tatsächlich etwas zu sagen. Das ist schade, denn das handwerkliche Können und der musikalische Stil sprechen eine klare Sprache. Brunhilde beweisen erneut, dass sie eine eigene Handschrift haben, jetzt müssen nur noch die Inhalte mithalten.

Trackliste

  1. 1. In Love Yours Hate
  2. 2. Are You Blind
  3. 3. Gossip Girl
  4. 4. Halali
  5. 5. Running Away
  6. 6. Souls Unchained
  7. 7. Go With The Flow
  8. 8. Wait
  9. 9. Surface
  10. 10. Hit And Run
  11. 11. Head Over Heels
  12. 12. Who The Fuck

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Brunhilde – In Love Yours Hate [Vinyl LP] €19,98 €3,00 €22,99

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Brunhilde

Bereits drei Jahre, bevor Brunhilde die Konzertbühnen dieser Welt betreten, arbeiten Sängerin Carolin Loy und Gitarrist sowie Hauptkomponist Kurt Bauereiß …

2 Kommentare