laut.de-Kritik

Gemütlichkeitspop ohne Ecken und Kanten.

Review von

Komisch. Die Bilder von gelfrisierten und lässig schnippenden Türkisanzugträgern wollen mit wildgewordenen Fußball-Randalierern irgendwie nicht zusammenpassen. Schon gar nicht mit dem neuen Sunnyboy des Popzirkus in der Mitte: Bruno Mars. Aber kein Grund zur Sorge: Die damit angedeuteten musikalischen Gegensätze fielen nicht so dramatisch aus.

Mit "Doo-Wops & Hooligans" legt nämlich jener Künstler zum ersten Mal vor, der an solch zeitlosen Werken wie Cee-Los "Fuck You", dem WM-Song "Wavin' Flag", Flo Ridas "Right Round" und B.o.B.s "Nothing On You" mitgeschrieben hat. Der Typ hat also die moderne Popmusik verstanden wie kein Zweiter. Gelingt ihm das auch mit eigenen Produktionen auf Albumlänge?

Der Granate zur Albumeröffnung fehlt es etwas an Durchschlagskraft, wenngleich das leichte Kratzen in Mars' Stimme durchaus gefällt. Der gesangliche Umfang des Hawaiianers gehört zu seinen großen Stärken, die er ausspielen muss. Denn schon der zweite Track "Just The Way You Are" bleibt erneut bei einem viel verwendeten Kompositionsschema: Piano und lockerer Drumgroove in der Strophe, stampfende Dance-Bassdrum im Chorus, um den Song notfalls auf die Tanzfläche schieben zu können.

Abgesehen davon sitzt Bruno Mars auf "Doo-Wops & Hooligans" auf vielen Stühlen. "Our First Time" ist ein R'n'B-Schmachter der Marke R. Kelly über einem Dub-Beat, "The Lazy Song" greift mit Akustik-Reggae nach der Sommerkrone von Jason Mraz' "I'm Yours". "Talking To The Moon" spielt sich hingegen zur großen Elton John-Klavierballade auf, um dann leider im Kitsch zu versinken. "Marry You" erinnert mit der lockeren Melodieführung zum ersten Mal an die titelspendenden Doo-Wop-Gesangsgruppen aus vergangenen Tagen.

Ein Händchen für hübsche Melodien besitzt Mars zweifellos. Doch auch die schönste Linie täuscht nicht darüber hinweg, dass "Count On Me" nur ein oft gehörter "Hey There Delilah"-Abklatsch ist und das Album thematisch nicht in tiefere Gewässer als einfachste Liebesbekundungen vorstößt.

Mehr Ecken und Kanten und vermehrte Ausbrüche aus dem Lovesong-Schmalz wie mit "Runaway Baby" würden dem Sänger besser zu Gesicht stehen. Auch die Konsequenz des "Liquor Store Blues" mit Damian Marley hätte es gerne öfter geben dürfen. Mit Cee-Lo Green und B.O.B. geht der etwas überfrachtete Uptempo-Soulgroover "The Other Side" in Ordnung.

Die Zugänglichkeit und Sympathie hat Bruno Mars gepachtet, seine Stimme gehört zu den besten in der Radiolandschaft: Darauf zielt "Doo-Wops & Hooligans" klar ab. Es wäre ihm zu wünschen, dass er über sein bisheriges Hookline-Sänger-Image hinauswächst. Dafür muss er nach diesem akzeptablen Debütalbum aber noch mehr Substanz in seinen stilsicheren Hut packen.

Trackliste

  1. 1. Grenade
  2. 2. Just The Way You Are
  3. 3. Our First Time
  4. 4. Runaway Baby
  5. 5. The Lazy Song
  6. 6. Marry You
  7. 7. Talking To The Moon
  8. 8. Liquor Store Blues feat. Damian Marley
  9. 9. Count On Me
  10. 10. The Other Side
  11. 11. Somewhere In Brooklyn
  12. 12. Talking To The Moon (Acoustic Piano Version)

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Bruno Mars

2009 ist ein herausragendes Jahr für Peter Gene Hernandez. Wie Phoenix aus der Asche entsteigt er mit den Smeezingtons der namenlosen Masse mehr oder …

10 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    schade egtl. ich mag seine stimme. aber die ganz große klasse kann ja noch kommen, wie bei aguilera, oder timberlake, oder usher.

  • Vor 13 Jahren

    "When I see your face - there's not a thing that I would change - cause you're amazing - just the way you are ..." Aww, ist das schön :-).
    Das seh' ich Potential. Der soll immer sein Ding machen, das wird noch besser.

  • Vor 13 Jahren

    ich habe das album gehört und abgesehen davon, dass es ein stilsicheres (mitsing/ gute laune) popalbum ist, leider tatsächlich ein kein meilenstein. es fehlen ecken und kanten, aber radiotauglich und vor allem als "auto fahr musik" wirklich angenehm.

    am ende ist es ein album, von dem man weiß, dass es nicht mehr als durchschnitt ist, aber es dennoch gerne hört.

    ich mage den typ einfach irgendwie und seine stimme macht einiges wett. und ja, ich gebe zu: grenade höre ich gerne. und Runaway Baby ist echt nicht von schlechten eltern.