laut.de-Kritik

Hier kuschelt der Jutebeutel mit der Nietenkutte.

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Tiere werden gefressen, die Natur mit Füßen getreten und unter den Menschen herrschen Missgunst, Gewalt und Stumpfsinn: Die Welt ist im Arsch. Den Jungs von Callejon geht der rasante Mankind-Untergang besonders gegen den Strich. Mit ihrem neuen Album wollen die fünf Düsseldorfer dagegen halten, dem schlürfenden Volk den Spiegel vor die Nase setzen und dem ganzen Dilemma einen entsprechend apokalyptischen Soundtrack zur Seite stellen.

Nach der Party-Sause "Man Spricht Deutsch" geht es mit "Wir Sind Angst" nun also in die komplett entgegengesetzte Richtung. Nach einem kurzen verstörenden Intro setzen die Verantwortlichen in Form des brachialen Titeltracks auch gleich den ersten Hammerschlag. Rasante Drums, düstere Riffs und ein wütendes Kreischorgan an vorderster Front fordern die Vereinigung gegen das Böse. Wer nicht folgt, wird musikalisch niedergewalzt; so einfach ist das.

Auch das anschließende "1000 PS" fordert vereinte Kräfte, geballte Fäuste sollten schließlich nicht in den Hosentaschen verkümmern, sondern in die Höhe gereckt werden. Abermals folgt dem inhaltlichen Zorn ein musikalisches Gerüst aus hämmerndem Metalcore, wenngleich hier das Tempo etwas runtergefahren wird.

Der treibende Nackenbrecher "Dunkelherz" lässt erstmals Spielraum für harmonische Einwürfe. Hier treffen bandtypische Haudrauf-Trademarks auf melodiöse Gesangsstrukturen, die letztlich in einem Refrain gipfeln, der sich unweigerlich in den Gehörgängen festsetzt.

Einmal auf den Geschmack gekommen, schießen die fünf Rheinländer mit dem Kreator-meets-Revolverheld-Spektakel "Raketen" und dem ähnlich gestrickten "Unter Tage" noch zwei weitere Yin und Yang-Torpedos von der Startrampe. Da kuschelt sich der Jutebeutel an die Nietenkutte.

Nach den beiden zwar impulsiven aber eher austauschbaren Brüllattacken "Neonblut" und "Ich Lehne Leidenschaftlich Ab" geht es mit "Veni Vidi Vici" in eine imaginäre Welt, in der die Herren von Frau Potz und die einst vor sich hin rotzende Megavier-Belegschaft zum Thrash Metal-Dinner laden. Das schmeckt, sättigt und macht Lust auf mehr.

Der Nachtisch lässt nicht lange auf sich warten. Mit dem epischen "Krankheit Mensch" und der abschließenden Ihr-werdet-schon-sehen-was-ihr-davon-habt-Ballade "Erst Wenn Disneyland Brennt" setzen Callejon zum Ende hin nochmal zwei musikalische Ausrufezeichen der besonderen Art. Hier präsentiert sich eine gereifte Band, die mittlerweile zu weit mehr im Stande ist, als nur standardisierte Metalcore-Klischees breit zu treten.

Trackliste

  1. 1. Trauma
  2. 2. Wir Sind Angst
  3. 3. 1000 PS
  4. 4. Dunkelherz
  5. 5. Babel
  6. 6. Raketen
  7. 7. Unter Tage
  8. 8. Neonblut
  9. 9. Ich Lehne Leidenschaftlich Ab
  10. 10. Veni Vidi Vici
  11. 11. Krankheit Mensch
  12. 12. Schreien Ist Gold
  13. 13. Erst Wenn Disneyland Brennt

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