laut.de-Kritik
Verpiss dich, Grinch!
Review von Dani FrommNö, eigentlich braucht die Welt nicht noch ein Weihnachtsalbum voller bereits x-mal gecoverter Festtags-Hits. Andererseits: Man käme auch ohne den 17. Lebkuchenmann und das 83. Plätzchen gut über den Winter. Lecker sind sie trotzdem.
Allein schon das fulminante Cover-Artwork rechtfertigt Cee-Lo Greens Unterfangen, sich in Besinnlichkeit zu üben: Endlich muss Rudolph einmal nicht selber rennen, sondern darf den von wahrhaft märchenhaften Pferden eskortierten, zartfühlend modernisierten Luxusschlitten kutschieren. Der Goodie Mob-Crooner im weißen Pelz gibt einen würdigen Hilfs-Santa ab. Die Statur dafür bringt er genau so mit wie das nötige Stimmvolumen, um die handverlesenen Christfest-Klassiker neu zu interpretieren.
Bei der Auswahl des Materials lag der Fokus offenbar weniger auf Originalität. "Cee-Lo's Magic Moment" versammelt längst in Fleisch und Blut übergegangene Weihnachts-Hits aus mehreren Jahrzehnten. Doch wann darf man ungestrafter in Nostalgie schwelgen und sich im Heile-Welt-Gefühl suhlen als zum Fest der Liebe?
Cee-Lo Green badet mit all seiner Körperfülle im Retro-Vibe. Schmissige Motown-Nummern wie "What Christmas Means To Me" aus der Feder von Anna Gaye, George Gordy und Allen Story oder Lou Baxters mindestens so häufig gecovertes "Merry Christmas, Baby", für das Rod Stewart und Trombone Shorty um die Ecke schauen, sorgen für fröhliche Feiertags-Stimmung.
Die opulente Instrumentierung mit Streichern, Bläsern, nahezu himmlischen Backgroundchören und Glöckchenklingeling satt verleiht einen feierlichen Anstrich. "All I want for Christmas is you", eine ordentliche Portion Groove, wie sie Mariah Careys Uptempo-Nummer nun einmal birgt, ein wenig Liebe - und die Muppets, die für "All I Need Is Love" in voller Formationsstärke aufmarschieren.
Während das Puppen-Kollektiv "Manah Manah" zitiert, bedient sich "River", ursprünglich aus dem Repertoire Joni Mitchells, bei "Jingle Bells" und schlägt leisere Töne an. Bei denen läuft Cee-Lo Green zur besten Form auf. Nur seine Stimme, Piano und sachte Drums tragen etwa Mel Tormés "The Christmas Song", bis sich die Streicher dazu kitschen: schön!
Ein bluesiger Walzer folgt mit "Please Come Home For Christmas", mit dem schon die Eagles oder Bon Jovi Erfolge feierten. Zusammen mit Christina Aguilera gibt Cee-Lo eine hübsche Version von "Baby, It's Cold Outside" zum Besten. Klassische Rollenverteilung: Er lockt, sie ziert sich. Seine Solo-Darbietung von "Silent Night", das die UNESCO zum Kulturerbe erhoben hat: ebenfalls höchst feierlich.
Weniger gelungen wirkt dagegen die gefühlt 293. Fassung von "White Christmas". Man wird den Eindruck nicht los, Cee-Lo versuche, sich mit aller Gewalt gegenüber Bing Crosbys Dauerbrenner-Verkaufsschlager, der angeblich bestverkauften Single aller Zeiten, abzugrenzen, indem er auf pompös großem Weihnachtsbahnhof noch ein bisschen mehr übertreibt.
An "Run Rudolph Run" muss sich ebenfalls niemand mehr versuchen. Nachdem Dave Grohl, Bill Gibbons und Lemmy vor einigen Jahren in schönster Eintracht Chuck Berrys Rotnasenrentier kunstvoll zu Tode gehetzt haben, muss einem jede Neufassung einfach nur lahm vorkommen.
Den wirklich und wahrhaftig magischen Moment hat Cee-Lo Green dann aber doch noch in petto: Wer nach "Mary, Did You Know" nicht Tränen der Rührung in den Augen hat, ist als Weihnachtsverächter enttarnt und darf sich gerne gleich mit angesprochen fühlen, wenn Cee-Lo zusammen mit der A-capella-Formation Straight No Chaser zum Diss ausholt: "You're A Mean One, Mr. Grinch"!
4 Kommentare
Tolles Christmas-Album. Toll dass Mariah mittlerweile gecovert wird. Das zeugt von ihrem Legendenstatus!
Wer eine wirklich tolle Weihnachtsplaylist hören will, der klickt hier:
http://open.spotify.com/user/1136171991/pl…
Viel Spaß und frohe Weihnachten!
"Mary, Did You Know?" ist wirklich eine Perle.
Ich hoffe, da sind noch mehr gute Momenta auf dem Album.
Gnarls Barkley wo bist duuu....
Cee Lo - bester Mann. Wenn ein Weihnachtsalbum, dann von ihm. Und Sido.