laut.de-Kritik
Der Frontcharismatiker ist bei sich selbst angekommen.
Review von Markus BrandstetterNicht vom Cover täuschen lassen: Es handelt sich hier nicht um den neuen Longplayer von Angels And Airwaves oder einem sonstigen Truther-Projekt von Tom De Longe, auch wenn sowohl Albumtitel, Schriftzug und Covermotiv gut passen würden. Soundgarden-Frontcharismatiker Chris Cornell sucht die höhere Wahrheit, und er tut das im ungemein eingängigem akustischen Gewand.
Sechs Jahre nach seinem letzten Solo-Longplayer "Scream" ist Cornell gemeinsam mit Brendan O'Brien (u.a. Bruce Springsteen, AC/DC) wieder ins Studio gegangen. Schon die erste Singleauskoppelung hat es in sich: Mandoline, Pizzicatostreicher und Akustikgitarren tragen "Nearly Forgot My Broken Heart". Daneben beweist Cornell mit einer grandiosen Gesangsleistung einmal mehr, dass er zu den unverkennbarsten Stimmen im gesamten Rockzirkus gehört. Das konnte er in der Vergangenheit nicht immer ganz ausleben (siehe Audioslave) .
"It all drives by like a speeding trail", singt er in "Dead Wishes", die Gitarren treiben akzentuiert countryesk nach vorne. Offen wird die Gitarrenstimmung bei "Worried Moon", und die Marschrichtung seines neuen Werks ist hier bereits sonnenklar: viel Atmosphäre, warmer, klarer Akustiksound und genügend Platz für Cornells raue, umfangreiche Stimme.
Das Akustische sei mittlerweile so etwas wie seine Solo-Identität geworden - und das steht ihm wirklich ausgezeichnet. Beim Titeltrack übernimmt dann das Klavier, alles klingt ein wenig dramatischer als sonst – und bei "Our Time In The Universe" haut er dann so richtig auf die Kacke - cineastisch. Das hätte es wirklich nicht gebraucht, weil "Higher Truth" in den leisesten Momenten am besten ist.
"You can set the world on fire / Yeah if you want / It isn't hard / I won't be there looking on /To see the trail of lies / As you fall / But I'll take the truth / The higher truth" - so stimmungsvoll wie die Musik, so unspektakulär sind die Lyrics, die Vergänglichkeit, das Innenleben und das Sterben aus der Ich-Perspektive thematisieren.
Cornell fühlt sich in diesen Arrangements deutlich wohl - das meiste haben O'Brien und er selbst eingespielt. Die Brücke zur Vergangenheit schlägt allein die Wahl des Studios: aufgenommen wurde in den Henson Studios, wo früher A&R Records beheimatet war - und Soundgarden zu ihrem Höhenflug ansetzten.
Hatte man bei Cornells letzten Solo-Alben immer ein wenig das Gefühl, dass die Produktionen überbemüht und aufgesetzt wirkten, scheint der Amerikaner mit "Higher Truth" bei sich selbst angekommen zu sein.
6 Kommentare mit 4 Antworten
Was ich bis jetzt gehört hab war mir zu kitschig, aber ich betone auch, dass das noch nicht sonderlich viel war...
"euphoria morning" war ganz groß.
Ja, allerdings ... Carry on und Scream hingegen furchtbar. Das Album hier finde ich ganz gut, aber zu einförmig und dick aufgetragen.
exakt so sieht das meinereiner auch.
Äh...3 Sterne bei der Rezension? Dem Text nach sind mind. 4 Sterne gerechtfertigt.
Warum nur 3 Sterne? Ich finde das Album sehr gelungen, vllt hier und das ein bisschen zu Country, aber im endeffekt ist Higher Truth epische Lagerfeuermusik
Mit der Stimme könnte der gute Chris sogar Fahrstuhlmusik machen und ich würd's mir trotzdem reintun;-) Von mir aus auch nochmal ein paar Gitarren zerdeppern, wie im Booklet zu Scream... ich finds einfach topp!
bei sich selbst angekommen? gehts noch morbider? ich flipp ja halb aus!!!
er ist ttot?? nennst du das angekommen herr autor!? dann hüpf mal gleich ihinterher no joke
#fuckHate
Die Rezi ist gut anderthalb Jahre vor dem tragischen Tod Chris Cornells entstanden.
Das ist Dir doch hoffentlich nicht entgangen? Wozu soll da bitte der "hate" taugen vor allem im Hinblick auf die Umstände?
der_don mach dircjuhadreg kein affen der typ spinnt