laut.de-Kritik

Jede Blaskapelle aus Hinterhuglhapfing klingt inspirierter.

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Neulich schmiss Katrin Bauerfeind in der Harald Schmidt Show eine Chris de Burgh "Best Of"-Vinyl vom Dach. 17 Meter hoch war das Gebäude, am Boden stand sinnbildlich für die europäische Wirtschaftskrise ein aufgespannter Rettungsschirm. Leider traf die LP nicht ihr Ziel und konnte daher genauso wenig gerettet werden. War bestimmt nicht persönlich gemeint, was da vom Himmel flog. De Burgh ist letztlich doch nur ein prominenter Ersatzmann des gebeutelten Irland, der für seine Heimat in die Bresche springen musste.

So geht es eben jenen Halbautoritäten, die sich nicht mehr ernst nehmen (dürfen), deren Namen regelmäßig auf Teleshopping-Tonträgern dick markiert sind und die, wenn sie ihrer selbst schon längst überdrüssig sind, mal eben zur Jukebox werden und für die anderen den Pausenclown spielen. Mit einer Anmaßung wie "Footsteps 2" erfüllt man alle Voraussetzungen, um diesem Personenkreis anzugehören.

Dass der Mann aus dem Burnout "Footsteps" nichts gelernt hat, stellt er erfolgreich unter Beweis und lässt eine Schreckgespenst-Fortsetzung los. Jede Blaskapelle aus Hinterhuglhapfing klingt inspirierter als diese gewollte Gedankenlosigkeit. "Ich habe mich gefragt, ob ich etwas zum Original hinzufügen könnte oder einfach nur eine Hommage mache sollte", spricht er's und hält sich im Kielwasser von Steve Winwood, Jim Croce, Mike And The Mechanics, The Beatles, Roy Orbison - ein volles Pfund, was hier in die Waagschale geworfen und imitiert wird.

Warum konnte Chris de Burgh nicht einfach nur seiner Plattensammlung Respekt zollen, sich zurücklehnen und uns allen die Arbeit ersparen? Nein, er muss auch haptisch, offiziell auf CD sozusagen, dokumentieren, dass er ein akribischer Kupferstecher sein kann. In Zukunft stellt man sich seine Lieblingslieder nicht händisch und selbst zusammen. Man ruft einfach den netten Chris an, der macht das dann schon, gibt ja genug Fußstapfen, in die er treten möchte. Die dreieinhalb Bonus-Beigaben (bei ihm ist das dann ausnahmsweise eigener Singsang) "Already There", "On A Christmas Night", "Every Step Of The Way" und "The Footsteps 2 Theme" machen das Kraut auch nicht mehr fett bzw. den Rest auch nicht mehr besser.

Ein paar Abwandlungen gegenüber den Originalen lassen sich erkennen: "S.O.S." von ABBA wird in George Martins typische Cello-Eigentümlichkeit versetzt und prompt verhunzt. Karats "Über Sieben Brücken Mußt Du Gehn" mit Zuckerwasser überschüttet und Helmut Richters ursprünglicher Text von de Burgh in englischer Sprache kurzerhand zu "Seven Bridges" deklariert.

"Die Leute, die 'Footsteps 2' gehört haben, waren voll des Lobes. (…) Es gibt so viele tolle Songs, die man aufnehmen kann. Das Material existiert", meint der Haudegen und ignoriert gekonnt die Wirklichkeit. Bitte lieber Herr de Burgh, lassen Sie es einfach existieren. Manches Ding hat kein geklontes zweites Ich verdient. Oder war das Schaf Dolly etwa tatsächlich glücklich?

Trackliste

  1. 1. While You See A Chance
  2. 2. Let It Be
  3. 3. The Living Years
  4. 4. Blue Bayou
  5. 5. S.O.S.
  6. 6. Seven Bridges
  7. 7. Lady Madonna
  8. 8. Time In A Bottle
  9. 9. Already There
  10. 10. In The Ghetto
  11. 11. Long Train Running
  12. 12. On A Christmas Night
  13. 13. Every Step Of The Way
  14. 14. The Footsteps 2 Theme

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