laut.de-Kritik
Hoher Kuscheldisco-Faktor aus Frankreich.
Review von Martin TenschertZum Glück sind Chromeo seit ihrer Jugend gemeinsam im Electro-Geschäft unterwegs. Denn wer eine !K7 DJ-Kicks-Compilation mischen darf, muss sich automatisch mit dem restlichen Who Is Who vergleichen lassen, das bis dato die erfolgreiche Serie gestaltete. Da braucht es schon eine gewisse Erfahrung und Gelassenheit.
Man muss sich außerdem noch jahrelang den Sound, den man auf der DJ Kicks propagiert hat, wiederkäuen lassen. So geschehen bei Kruder & Dorfmeister, denen ihr Trip Hop-Ruf noch viele Jahre nach ihrer Arbeit für das Berliner Label hinterher getragen wurde.
Chromeos Liebe zu Kleinoden der Tanzmusik aus den vergangenen Jahrzehnten, denen sie in ihren Produktionen huldigen, behalten sie natürlich bei dieser Arbeit im Fokus. Da die meisten Stücke aus der frühen Disco-Ära natürlich nicht in einem Sequenzer entstanden, sind die Mixe und Übergänge nicht unbedingt virtuos ausgefallen. Sie entstehen aber auch nicht aus einem DJ-Anspruch heraus, sondern sollen hauptsächlich von einem zum nächsten Song überleiten. Das geht in diesem Fall schon klar, man erwartet bei einer Disco-Compilation ja keinen Turntablismus.
Der Funk, der Chromeo als Persönlichkeiten und Musikproduzenten innewohnt, ist mit Stücken wie Toba's "Moving Up" oder France Joli mit "Gonna Get Over You" in seiner tanzbarsten Ausprägung vertreten. Sehr cool ist außerdem die Einbindung von französischen Künstlern gelungen. Pierre Perpall oder Diane Tell mit "Tes Yeux" zeigen den englischsprachigen Nationen auf gleicher Augenhöhe, wo die Discokugel hängt. Patriotismus, der eine Bereicherung darstellt.
70er und 80er dürfen sich im Mix begegnen, auch wenn der ein oder andere nie Italo Disco wie z.B. Kanos grandioses "Ikeya Seki" mit French Disco wie "J'aime Danser Avec Toi" kombinieren würde. Eben diese scheinbare Ungeplantheit der Dramaturgie erscheint im Ganzen doch schlüssig und passend. Unvorhersehbarkeit ist bekanntlich ein wichtiges dramaturgisches Moment beim Anhören einer Mix-CD.
Knalliger Hi-Nrg erwartet uns ebenfalls auf diesem historischen Streifzug: Lifelike mit "Sequenzer", ich muss mich also teilweise revidieren, zumindest dieses Stück hat ein elektronisches Arrangement. David Macklovitch und Patrick Gemayel leisten einen eigenen Beitrag: "I Can't Tell You Why" ist ein smoother funky Disco-Lovesong mit Vocoder-Einsatz; das Stück fügt sich hervorragend ein, es vereint die meisten Charakteristika der anderen Tracks zum ultimativen "Disconsens".
Man könnte vielleicht bemängeln, dass der Schmalz-Anteil und Kuscheldisco-Faktor auf dieser Ausgabe der "DJ-Kicks" insgesamt ein wenig zu hoch ist. Spätestens Alan Parsons Project mit dem wahnsinnigen "Pipeline" verdeutlichen aber den Mehwert und die Nachhaltigkeit von Chromeos abwechslungsreichem Beitrag für !K7s DJ Kicks-Serie.
2 Kommentare
Wieso Kuscheldisco-Faktor aus Frankreich? Sind doch Kanadier. Sogar aus Montreal also zieht die Ausrede mit Frankokanadiern auch nicht! Ach ja und das "I can't tell you why" ist ein Eagles Cover, kann man ja mal anmerken
woher wusste ich dass larvi der erste ist der hierauf antwortet