laut.de-Kritik

Pathostrunkene Feier des Weltschmerzes.

Review von

Ein schönes Jahr für Elektrofreunde: Erst sind Mesh, Skinny Puppy und Front Line Assembly im Anmarsch, jetzt kehrt mit Covenant eine weitere Legende des Genres zurück. Wieder mit im Boot: Gründungsmitglied Joakim Svensson. Die achte Platte "Leaving Babylon" erweist sich als echter Höhepunkt in der qualitativ ohnehin hochwertigen Diskografie der Schweden.

Neun Songs in klassischer LP-Formatlänge: Gute Taktik! Der Verzicht auf Füllmaterial ermöglicht die optimale Qualitätsdichte eines Killeralbums, auf dem Covenant ihre von Ikea-Markenhaftigkeit geprägte Mischung aus Elektropop, EBM und Futurepop ausspielen. Alles verpackt in unkonventionelle Strukturen und eingängige Atmosphären.

In einem oft von Stagnation getrübten Genre zeigen Eskil Simonsson und Co. mit gelegentlichen Tupfern von Rockgitarre, klassischem Piano und einem Köcher starker Melodien, dass es auch innovativ, komplex und unterhaltsam geht.

Der rote Faden ist ein Covenant-spezifischer Grundbeat mit leichtem Hang zu Szene untypischer Groovyness. Ein Song wie das psychedelische "Auto (Circulation)" spielt gelungen mit Goa-Elementen.

Der Herzschlag der Platte liegt in den Stücken "Leaving Babylon" und "Not To Be Here", die als vulkanisch pulsierende Lavalampe alle anderen Songs umrahmen. Höllisch hypnotisches Pluckern, das sich ohne Unterlass zurückhalten muss, nicht zu implodieren. Letzteres besorgen dann die sieben dazwischen gebetteten Tracks.

Für Freunde des gepflegten Eletropop gibt es das farbenfrohe "For Our Time". Mit dem fiebrig-klaustrophoben und herrlich brachial in zwei Teile zersägten "I Walk Slow" blamierten sie sich auf keiner Avantgarde-Party. So sehr Postrock und Mogwai war eine vergleichbare Genreband noch nie.

"Prime Movers" ist als kleines EBM-Juwel mit Stadionrock tauglichem Gestus sicher gut geeignet, einen Gig zu eröffnen. Das große Drama bricht nachfolgend mit "Thy Kingdom Come" und "Ignorance & Bliss" herein. Pathostrunken feiern beide Stücke den Weltschmerz an sich ohne den geringsten Anflug simplifizierenden Kitsches oder mediokrer Aufgeblasenheit. Letzteres kreuzt gar Tangerine Dream-Sequenzersounds mit Front 242 ähnlichem Beatgerüst. Was auf Papier unmöglich klingt, fügt sich harmonisch zusammen.

Mit dem Clubhit "Last Dance" erreicht die Platte ihren Siedepunkt - die personifizierte Aufforderung zum letzten Tanz. Mittels straffer Strophe und in pessimistischer Agonie heraus geschleudertem Refrain rücken Covenant der Moderne mit abgezocktem Songwriting alter 80er Gassenhauer zu Leibe. So gewinnt man den Kampf mit der alten Windmühle Zeitgeist.

Trackliste

  1. 1. Leaving Babylon
  2. 2. Prime Movers
  3. 3. For Our Time
  4. 4. Thy Kingdom Come
  5. 5. I Walk Slow
  6. 6. Ignorance & Bliss
  7. 7. Last Dance
  8. 8. Auto (Circulation)
  9. 9. Not To Be Here

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LAUT.DE-PORTRÄT Covenant

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3 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Ganz hervorragendes Album! Nach der schwachen Vorab-EP eine echte Überraschung. Endlich mal wieder eine Covenant Platte aus einem Guss die man ohne skippen durchhören kann. Keine Lückenfüller, viele Highlights!

  • Vor 11 Jahren

    geile rezi, so wie immer :D ich wollt eig mal reinhören, weil die platte album der woche bei einer größeren warez seite war :koks: :koks: erschreckender weise ist es 10 jahre her, dass ich das letzte album von the covenant gekauft habe. seitdem nix mehr von den dänen gehört :suspect:

  • Vor 11 Jahren

    mal abgesehen, dass die jungs aus schweden kommen... wie immer ein spannendes Covenant album und eine wieder einmal gelungene weiterentwicklung des band-eigenen stils. das ist nicht zuletzt das, was ich an der band so liebe- stetige weiterentwicklung und dennoch hoher wiedererkennungswert!!!