laut.de-Kritik
Am besten lässt man dieses Album im Regal verrotten.
Review von Nico EscheLässt man mal außen vor, dass Crazy Town von sechs auf nur noch zwei Mitglieder geschrumpft ist und sich der Sound in den letzten zehn Jahren dramatisch geändert hat, kommt man nicht umhin sich die Frage zu stellen: Warum jetzt noch eine Platte? Seth 'Shifty Shellshock' Binzer und Bret 'Epic' Mazur sammeln die wenigen Krumen Originalität und Samples zusammen und backen daraus "The Brimstone Sluggers". Dazu luden sie sich wirkliche Größen ein, die ihnen hinter den Reglern Gesellschaft leisteten: darunter Rapper Bishop Lamont und (unglaublich aber wahr) Dr. Dre. Letzterer hat sich demnach allerdings nur einen Song, nämlich "Backpack" angetan und abgenickt. Dass er wirklich Einfluss darauf gehabt hätte, darf gerne angezweifelt werden. Kenner der ehemaligen Nu Metaller erkennen bereits bei diesen beiden Namen, dass die Musik nicht mehr viel mit den damaligen Werken der Amis zu tun haben dürfte.
"Come Inside" nervt bereits nach wenigen Sekunden mit einem schnarchigen Tempo und einem Synapsen verbrennenden Refrain. "Light The Way" schlabbert sich mit motivationsloser Trostlosigkeit durch die drei Minuten und hechelt mit Billo-Lines den großen Alben Prodigys hinterher - natürlich ohne auch nur im Ansatz deren Klasse zu erreichen.
Zwischen Drum'n'Bass und Dubstep wankend, krallt sich "Born To Raise Hell" in Alex Clares Nacken; schade nur, dass sich Shifty eher wie ein bockiges Kind anhört und keine Sekunde an die stimmliche Perfektion Clares heranreicht. Gut dass die Tracks kurz gehalten sind und die Gesamtlänge im noch erträglichen Rahmen liegt. Andernfalls müsste Crazy Towns Anwaltschaft in Zukunft mit der ein oder anderen Klage erboster Hörer rechnen, die sich aus nostalgischen Gründen oder aus Versehen die Platte zugelegt und am Stück angetan haben.
Die Produktion klingt wie ein unausgegorener Genremix, der mehr Besorgnis und Mitleid über die zwei Mittvierziger aufkommen lässt und bis zu unfreiwilliger Komik reicht. Kraftloses dahinplätschern trifft es am ehesten. Dieses Ungetüm ideenlosen Mists sollte auch den letzten Hardcore-Anhänger der Kalifornier davon überzeugen, sich lieber schreiend in einen laufenden Häcksler zu werfen als noch einmal den Play-Knopf zu betätigen. Angesprochener Lamont versucht mit seinem Handwerk "Backpack" zu retten, was nur leidlich gelingen mag. "A Little More Time" funktioniert dann noch maximal in der schmierigen Dorfdisco und beruhigt das gepeinigte Ohr zumindest mit der recht angenehmen Stimme Koko Laroos, die den Chorus übernommen hat. Die wahrscheinlich einzige matt schimmernde Perle in einem Album, das ein Jahrzehnt zu spät das Licht der Welt erblickte.
Richtig beängstigend wird es dann in der zweiten Hälfte mit "My Place" und dem unerträglichen "West Coast" - an Langeweile und Gleichgültigkeit kaum zu überbieten. Der beste Weg mit diesem Werk umzugehen, ist ihn im Regal verrotten zu lassen; so kann man sich zumindest sicher sein, dass die beiden einen 'ordentlichen' Beruf nachgehen können, wie Mutti immer zu sagen pflegte.
10 Kommentare mit 5 Antworten
Vö: 1970 ? Scheinbar ein Meilenstein
Wirklich ALLES (!) andere als ein Meilenstein. Aber danke, für's darauf Aufmerksam machen
Ich finde es jetzt gar nicht mal so schlimm...
Sehe ich genauso. Als Rapper haben sie sich massiv gesteigert und der neue Stil steht ihnen weitaus besser, als ihr damaliges pseudo Limp Bizkit-Image. Nichtsdestotrotz ist es nach wie vor Crazy Town, also kaum der Rede Wert. Zur Verteidigung sollte man jedoch erwähnen, dass sich viele der Songs nicht großartig von den Charts unterscheiden.
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*wäre.
*you're
Danke.
erl.