laut.de-Kritik
Wo sind wir daheim? Frankfurt am Main!
Review von Dani Fromm"Herzlich willkommen, das ist FFM." Dunkel, massig und verziert mit Cuts und Scratches bereitet D-Flame einen würdigen Empfang in der Nordweststadt und stellt bereits mit dem Intro unmissverständlich klar: "Immer noch hier."
"Was hab' ich da eben im Internet gelesen? D-Flame macht sein fünftes Album!?" So furchtbar ungläubig muss man darauf nun auch wieder nicht reagieren. Schließlich ist die Flamme seit gefühlten Ewigkeiten im Rap-Geschäft. Mal mehr, mal weniger erfolgreich zwar, doch stets auf dem Schirm.
Gerede um seine Person und Karriere fegt der Mann mit der unikaten Stimme mit einem unwirschen "Na Und!" vom Tisch. Zwischen die gewalttätig voran rollenden Bässe verirrt sich eine Gitarre. "Wer erzählt, dass bei Flame nix mehr geht" - der hat sich gründlich geschnitten, möchte man meinen.
Der Auftakt von "Stress" legt diesen Schluss zumindest sehr nahe. Lange nicht mehr so bemüht wie früher zuweilen rappt sich D-Flame durch sein neues Repertoire und erteilt Problemen Hausverbot. Mit gesanglicher Unterstützung von Dru Hills Scola wagt er einen Abstecher in funkige 2Step-Regionen: "It's On" verbindet die omnipräsenten satten Bässe mit einer sich leise einschleichenden Melodie.
Ansonsten bewegt er sich fließend zwischen Hip Hop und der Dancehall hin und her: vertrautes Terrain. Leider ebenso vertraut: Zwischen durchaus tauglichen Brechern findet sich reichlich Verzichtbares. Füllmaterial muss man solches zwar nicht zwingend schimpfen, und doch: In meinen Ohren steht D-Flame das Brachiale weit besser zu Gesicht als Gefühlsduseleien. Derer liefert er dummerweise reichlich.
Beziehungsanalysen hagelt es in "Ich Will" oder der mit Streichern und Klavier verbrämten Kitschnummer "Es Tut Mir Leid". Gleich im Anschluss sorgt der Reggae-Tune "Immer Noch", die Fortsetzung von "Sie Macht Mich Glücklich", mit einer 180-Grad-Wende für einen völligen thematischen Bruch. Ja, was denn nu? Alles am Ende - oder in karibisch gewürzter Butter?
Melancholisch wird es in "Live Up!", dem Rebellion Da Recaller in Patois gesungene Zeilen spendiert, oder, wenn im "Bruderbrief" der Verwandtschaft im Knast gedacht wird. Da fragt man sich doch: "Sag mir, wo kommen auf einmal all die Gangster her?"
Über einen ordentlichen Dancehall-Beat beklagt D-Flame eine der Tücken unserer Zeit: "Zu viele Gangster und zu wenig Platz für Musik auf sogenannten Musiksendern." Der Versuch, dem Welthungerproblem eine "Solution" entgegen zu stellen, wirkt dagegen trotz feiner musikalischer Untermalung inklusive gar tragischem Saxophon arg betulich.
Wie gesagt: Tausendmal mehr als Rührseligkeit angesichts der eigenen Reproduktionsfähigkeit, in die in "Stolzer Vater" auch noch Afrob und Samy Deluxe einstimmen und nichts, aber auch gar nichts Neues beizutragen haben, schätze ich einen gepflegt groovenden Kiffertune ("Teerinmeinenadern" mit den Spezializtz, "tight, Alta!").
Oder gleich eine Rolle rückwärts in die guten alten Zeiten: Flüssig, sicher und durch und durch authentisch sorgt D-Flame bei uns Frühgeborenen für einen "Backflash". Das Alter hat auch sein Gutes: Wir können uns erinnern. Ätsch.
9 Kommentare
Das Basstard-Album war der Wahnsinn, genauso das Lied "Heissgeliebtes Grass" - da kann man heute wie in 10 Jahren noch dazu nicken
ach ne, das hieß ja "HIGHssgeliebtes Gras"...
Es ist komplett an mir vorbeigangen, daß er ein Album rausbringt Hört sich aber interessant an, wird nächste Woche mal reingehört
@abesøn (« deine review als "gute rezie (sic!)" in die comments einer rezension von jemandem zu posten, der schreiben kann, ist ziemlich lächerlich. du schreibst scheiße. face the truth. »):
nicht nur dass, da sind auch alle fakten an den haaren herbeigezogen.
chillout jakob, bitte verpiss dich!
edit: fehler verbesster!
"herbeigesogen"...?
meintest du nicht "herbeigezogen"?
Erinnert mich an den Film "Man spricht deutsh"
Whoot? Album von der Flamme? Sehr geil!"It´s on" birgt ja wohl unbegrenzte Ohrwurmgefahr, die Beats sind nice, die Stimme sowieseo also was will man mehr?