laut.de-Kritik
Brillierende Streicher, glitzernde Geigen und jede Menge Zweifel.
Review von Erich RenzAus Belgien hörte man zuletzt mehr Hiobsbotschaften als Herzerwärmendes. Das Pukkelpop-Festival brach unter der stürmenden Willkür der Natur zusammen und eine Regierungsbildung scheint immer noch undenkbar. Von einer Gruppe erfährt man dagegen regelmäßig Erfreuliches: dEUS. Seit 1991 stehen sie stellvertretend für die musikalische Zentralgewalt des Landes - schließlich halten sie die Fahne der dortigen Independent-Szene hoch.
In der Brust von "Keep You Close", dem insgesamt erst sechsten Studioalbum, wohnen zwei Seelen. Es wird diesmal nicht von der gern zelebrierten Veränderungssucht heimgesucht. Die hinlänglich bekannte Variationsbreite weicht Detailverliebtheit. Zum Schneiden dick ist die Luft, mit denen die neun Lieder verkettet sind. Komprimiert und kompakt, ohne Umschweife und Umwege.
Brillierende Streicherarrangements, raffinierte Bläsersätze und augenfällige Melodien zwinkern dezent aus dem Portfolio. Wandelbar wirkt eher dEUS-Gründer Tom Barman selbst, der sich vom stoischen Vorleser ("The End Of Romance") über eine flammende Rap-Einlage ("Ghost") zum dramatischen Kunstsänger in "Twice (We Survive)" aufbäumt.
Der Ton bleibt dennoch ungewiss. Anders als die einleuchtenden Harmonien ist die lyrische Stimmung selten heller als ein Tag, der sich dem Ende neigt. Aus ihnen spricht die rastlose und unerbittliche Suche nach dem Status Quo der Beziehung und Treue, die von Zweifeln begleitet wird.
"Just like on the day we met / I'm pulling on you like a cigarette / So like the sea holds to the shore / I'm going to keep you ever close." So schön kann es sein, wenn im Titelstück salbungsvolle und glitzernde Geigen diese Zeilen vorbereiten. Ehe man sich aber dem romantischen Tick hingeben kann, bremsen dEUS jegliche Euphorie über die Zweisamkeit aus: "Coldness is what lays ahead", so die fatale Zukunftsprognose.
Dabei sieht es bei dEUS alles andere als düster aus. Auf der eigenen Erkundung nach einer Konstanten spielt die Gruppe erstmals in ihrer Karriere über zwei Alben lang in der gleichen Besetzung.
2 Kommentare
sehr schönes album 4*
was sagt uns die Kritik von Laut.de? Nichts. Irgendwie habe ich das Gefühl, das die Redakteure soviele Platten anhören müssen, dass sie teilweise gar nicht richtig wissen, was sie schreiben sollen. Nun ja. Ich habe mir das Album gekauft, und werde es mir zu gegebener Zeit anhören