laut.de-Kritik
Tief hinein in die verwundete und betrogene Seele.
Review von Jasmin LützWährend manche Musiker ihre Verzweiflung in lauten Punksongs ausdrücken, gibt es andere, die lieber sanfte Töne anschlagen und gelegentlich explodieren. Daniel "Danny" Blumberg ist so ein Songschreiber, dessen Gemütszustand sich im Solo-Debüt "Minus" widerspiegelt. Hier verarbeitet er den Verlust eines langjährigen Freundes und das Scheitern seiner Beziehung. Dass da noch mehr Ängste und Trauermomente im Leben des Indie-Rockers warten, hört man schon im ersten Song.
Klaviermelodien und eine beruhigende Stimme berührten schon immer die Seele. Sofort versetzt er den Hörer im Opener "Minus" in seine Situation: "I've been away for a year / And doing all my drinking / And doing all my drugs / I have been thinking that I think too much / It's been on my mind". Gerade lauscht man noch gebannt der Mundharmonika, bevor das tosende Gitarrengewitter in "The Fuse" über einem zusammenbricht.
Jede Menge Geräusche und verschiedene Instrumente lässt Blumberg aufeinanderprallen. Seine Psyche ist kaputt, das Herz gebrochen, die Gefühle und Gedanken chaotisch. Er wankt zwischen Wut, Trauer und Verzweiflung. Zwischen harmonischer Ballade und Psycho-Gebläse. Die Songs dringen in die Tiefe und begleiten die verwundete und betrogene Seele. Daniel gründete bereits als Teenager die Gruppe Cajun Dance Party und wurde später als Mitglied der Londoner Band Yuck bekannt. Kollaborationen mit Lambchop, Low und Neil Michael Hagerty (Royal Trux) folgten.
Auf "Minus" spielt er mit bekannten Musikern aus der Café OTO-Szene, einem Laden in London, wo er seine Gastmusiker kennen gelernt und mit ihnen an vielen Abenden Songs improvisiert hat. Für die Aufnahmen lud er sie dann nach Wales ein. Mit dabei sind u.a. die Cellistin Ute Kanngiesser, Billy Steiger an der Violine und Kontrabassist Tom Wheatley, später sagte auch Schlagzeuger Jim White (Dirty Three, Smog, Cat Power) zu.
In nur fünf Tagen entstand diese experimentierfreudige Sound-Kollektion, wo man bei jedem einzelnen Stück gespannt darauf wartet, was die Musiker als Nächstes von sich geben. Sie fuchteln auf ihren Instrumenten ziemlich wild herum. Da knallt der Sound auch gerne mal durch, im imposanten "Madder" fast dreizehn Minuten lang. Das stört die Emotionen der Stücke allerdings kaum, denn Daniels traurige Stimme sorgt immer wieder für tiefe Berührung ("Stacked"). Auch wenn mancher Zuhörer angesichts seiner hohen Stimmlage die Flucht ergreifen wird.
Nach der sehr schrägen Sound-Performance "Permanent" folgt das melancholische "The Bomb", indem Klavier und Gesang wieder die Stimmung kreieren. Am Ende erklingt der Chorgesang mit "Used To Be Older" und begleitet Daniel Blumberg und sein opulentes Orchester in ein krönendes Finale.
1 Kommentar
Mittlerweile (Juli 20) ist das zweite Album (On&On ...) erschienen. Genauso großartig wie "Minus".