laut.de-Kritik
Hervorragend komponierte und einfühlsam interpretierte Rock-Musik.
Review von Artur SchulzPink Floyd. Klar, der Name muss genannt werden, wann immer ein Solo-Projekt der ehemaligen Bandmitglieder auftaucht. Hiermit geschehen, erledigt, durch. David Gilmour, Sänger und Gitarrist der schon legendären britischen Formation, legt nun sein erstes Solo-Album nach einer mehrjährigen Schaffenspause vor. "On An Island" entführt auf eine (musikalische) Insel, die alles einlöst, was das Cover an dazu gehörenden Assoziationen auslöst. Da darf der Hinweis auf sagenumwobene, versteckte Reichtümer nicht fehlen – und tatsächlich: Gilmours Song-Schatzkiste ist gefüllt mit gleißenden Dublonen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Nach dem Intro "Castellorizon" ist die Brandung bereits im zweiten Anlauf "On An Island" angekommen. Sehnsüchtig wecken Song und Lyrics Bilder von beglückender Zweisamkeit, die Gilmour mit einem glänzenden E-Gitarren-Solo in der Songmitte effektvoll anreichert. "The Blue" ist eine schlicht traumschöne, harmonische und organische Komposition, die mit Chorgesang und zurückhaltendem Orgelspiel verzaubert. Gilmours meisterhaftes und virtuoses Gitarrenspiel wirkt als besonders veredelnde Komponente. Die Atmosphäre etwa der berühmten 'blauen Stunde' ist hier wunderbar eingefangen und umgesetzt.
"Red Sky At Night" empfängt mit melodiösen Saxophon-Tönen und sphärischen Klängen. Der Titel mündet in "This Heaven". Hier werden die Zügel angezogen: Klassischer Bluesrock vom Feinsten bietet einen nach vorn treibenden Ausreißer in Sachen Tempo. Doch die Grundhaltung von Gilmours neuem Werk bleibt weiter melancholischen und ausgefeilten Stimmungs-Skizzen verpflichtet. "When I Close Up" erzeugt wieder eine warme und weiche Stimmung mit seinem Zusammenspiel aus E-Gitarre und akustischen Elementen. Hier sind es Cello und Streicher, die Akzente setzen.
Böse Zungen könnten "On An Island" als hoffnungslos gestriges Werk schmähen. Und natürlich ist Gilmour, der inzwischen die 60 erreicht hat, kein neuzeitliches Garagenrock-Kiddie oder irgendein Indie-Darling. Doch bedenkt man, dass sich ein Großteil der vermeintlich angesagten Bands stilistisch sehr ausgiebig dem Fundus der Rock-Geschichte bedient, greift dieser Vorwurf ins Leere. Dem Ur-Bäcker darf sein Recht auf nach altem Rezept frisch produzierte Brötchen nicht streitig gemacht werden. Erst recht, wenn die Lehrlinge Waren von gestern oft genug lediglich lieblos aufbacken und in die Regale legen. Gilmour hat seine Tüfteleien stets weiterentwickelt und nicht einfach Frühwerke plagiiert.
Und wer für sein Album solche Highlights wie "A Pocketful Of Stone" komponiert, ist sowieso über alle Zweifel erhaben. Dieser vorletzte Titel beeindruckt mit seinem spannenden Wechselspiel zwischen klassischen Elementen, Piano-Passagen und Gilmours einfühlsamem Gesang. Textlich behandelt der Künstler in seinen Songs die ewigen Themen zwischen Liebe, Sehnsucht und nachdenklichen Lebensbetrachtungen, ohne jemals an ausgelutschten Ufern zu stranden. Freunde harmonischer, hervorragend komponierter und einfühlsam interpretierter Rock-Musik dürfen gefahrlos anlegen auf Gilmours Insel und stimmungsvolle Song-Sonnenuntergänge an einem malerischen Strand genießen.
Und, halt, etwas sehr Neuzeitliches findet sich dann doch auf "On An Island": Eine verdammt relaxte und chillige Atmosphäre. Wobei sich der Stirnrunzelnde noch immer fragt, was denn nun eigentlich der Unterschied zwischen entspannen und chillen ist? Egal. Hauptsache, es klingt hip & denglisch. Es bleibt im Leben eben oft bei der Konstante des alten Weins in neuen Schläuchen – und Gilmours Jahrgänge sind noch immer eine ganz besondere.
6 Kommentare
ok, der kleber "member of pink floyd" ist peinlich, aber das album ist nicth schlecht. schon ein paar meinungen? wer sphärenklänge à la gilmour nicht mag, wird dieses album hassen/langweilig finden. ich finde es immer noch bewundernswert, wie der alte mann töne findet. und sie so sauber spielt.
ups, davon habe ich ja gar nichts mitbekommen...
@felixthecat78 (« wer sphärenklänge à la gilmour nicht mag, wird dieses album hassen/langweilig finden. »):
Ja. Ich zum Beispiel! ...
Aber, dass Gilmour auf dem neuen Album von Chris Jagger (Micks jüngerem Bruder) dabei ist: Das finde ich gut. Denn die Musik ist nun genau das Gegenteil: Ziemlich erdig. Noch hab' ich's nicht. Aber demnächst.
hmm...hab das jetz schon ein stück, aber irgendwie werd ich damit nich so richtig warm...klar, wenn gilmours unverwechselbares gitarrenspiel erklingt fühlt man sich als pink floyd-fan gleich heimisch, aber irgendwie fehlt irgendwas...
es gibt keinen höhepunkt...außer das etwas rockigere "take a breath" geht alles ziemlich gemächlich voran...
das album kann man gut zum mittagsschlaf nebenbei hören, aber das war's leider auch schon...dann doch lieber die alten floyd-sachen rauskramen...
5/10 saxophon spielende david gilmours...
Eine sehr stimmungsvolle Platte für einen verträumten einsamen Abend auf einer noch einsameren Insel... Schön - zu schön um ehrlich zu sein. Sein erster Solo-Wurf war dank nicht allzu verfeinerter Produktion ein stimmiges Blues-Album, sein Zweitwerk unterhaltsamer Pop-Rock. On an Island ist dafür so verspeilt, wunderschön und stimmungsvoll, dass ich meist dazu einschlafe
Schade eigentlich, denn habe ich schon erwähnt, dass das letzte Werk Gilmours pure musikalische Schönheit verstrahlt? - Ecken und Kanten wären mir lieber gewesen um ehrlich zu sein. Bald kann der Floydianische Axe-Man mit seinem porzellanzerbrechenden Tastenpartner im Duett "Live in Slumberland" spielen.
Ich kann mich meinm vorschreiber nur anschließen. eine sehr perfekte platte, die es halt schon wieder zu gut macht und wenn man einen beschaulichen abend mit musikuntermalung will, so kann man zu dieser platte greifen. die finger sollte man aber von ihr lassen, falls man vor hat einen abend durch zu machen...den "einschlaf-gefahr" müsste groß vorne drauf stehen bei diesen klängen. nciht aus langeweile, sondern weil es halt so wunderschön ist