laut.de-Biographie
David Orlowsky
"Er lässt sein Instrument erzählen, spricht auf ihm, lässt es lachen, schluchzen und sanft spotten. Er kann mit der Klarinette meditative Gelassenheit vermitteln und ohne Übergang glitzernde Fröhlichkeit auf das Publikum überspringen lassen," frohlocken die Dresdner Neueste Nachrichten über David Orlowsky und sein Trio. Wie Recht sie haben, demonstriert 2007 "Noema", das Majordebüt des Protagonisten.
Als Sohn einer Geigenlehrerin wächst David Orlowsky in einem familiären Umfeld auf, in dem sowohl Vater, Bruder und Schwester klassisch musizieren. Mit zehn beginnt der am 26.08.1981 in Tübingen Geborene, Schlagzeug zu spielen. Drei Jahre später nimmt er die Klarinette zur Hand und lässt sie nicht mehr los. "Das Schlüsselerlebnis war ein Konzert mit Giora Feidman, zu dem mich meine Mutter mitgenommen hat. Eigentlich wollte ich gar nicht mit ('Klassik ist doof!'), aber nach der ersten Note war ich begeistert."
Mit 16 belegt er einen Kurs unter der Leitung Giora Feidmans. Der erkennt das Talent Orlowskys sofort und fördert den jungen Klarinettisten wo und wie er nur kann. Gemeinsame Auftritte und Meisterkurse formen und schleifen den Rohdiamanten, der alsbald als mehrfacher "Jugend musiziert"-Preisträger Konturen annimmt.
Seine Fertigkeiten rundet Orlowsky während eines Studiums an der Essener Folkwang-Musikhochschule ab, in dessen Anschluss er einen der begehrten Studienplätze bei Charles Neidich an der Manhattan School of Music in New York erhält.
Während dieser Zeit gründet er David Orlowskys Klezmorim. Klezmorim ist der Plural von Klezmer und bedeutet schlicht Musiker. Zunächst verpflichtet sich das Ensemble dem traditionellen Klezmer, bevor es im Lauf der Jahre eine Stilistik mit ganz individueller Note entwickelt: "Klezmer war lediglich der Ursprung unserer Musik. Es kamen dann immer mehr Einflüsse aus Klassik und Jazz hinzu. Geblieben ist eine folkloristische Klarheit, eine einfache melodiöse Struktur. Die engstmögliche Bezeichnung für unsere Musik wäre aus unserer Sicht 'Chamber World Music' - Weltkammermusik."
Dieser Schritt hin zu einer musikalischen Selbständigkeit findet auf "Nessiah" (2008) namentlich seinen Niederschlag. Aus David Orlowskys Klezmorim wird das David Orlowsky Trio. Doch der Reihe nach ...
Das Streben der Musiker nach klanglicher Individualität, ihre ausgiebige Konzerttätigkeit und ihr ausschließlich aus Eigenkompositionen bestehendes Repertoire münden 2007 in einem Major-Deal bei Sony/BMG. Auf "Noema", präsentiert sich das hervorragend eingespielte Trio stilistisch vielfältig und trittsicher. Die vielen Gigs im Gefolge der hochgelobten Veröffentlichung und der Echo in der Kategorie "Klassik ohne Grenzen", schweißen die Drei noch enger zusammen.
Als zuverlässige Gefährten auf dem Weg zur eigenen Klangsprache, erweisen sich der Kontrabassist Florian Dohrmann und Jens-Uwe Popp an der Gitarre. "Nessiah", das aus dem Hebräischen übersetzt "Reise" bedeutet, betitelt das Trio deshalb den "Noema"-Nachfolger. Während Popp für die gemeinsamen Abenteuer seine Erfahrung als langjähriges Mitglied des Giora Feidman-Trios beisteuert, bringt Ilg-Schüler Dohrmann neben seinem virtuosen Saitenspiel seine kompositorischen Fähigkeiten ein, die das Repertoire des David Orlowsky Trio maßgeblich prägen.
Ein bestimmendes Element im Klangkosmos der Klezmorim ist die Vorliebe des Protagonisten zur menschlichen Stimme: "Ich würde gern auch singen, wenn ich könnte. Aber ich kann nicht. Die Klarinette hat meiner Meinung nach von allen Blasinstrumenten den schönsten Klang und ähnelt der menschlichen Stimme mehr noch als das Cello". Gut, dass er auf seiner Klarinette sprechen kann, sie lachen, schluchzen und spotten lassen.
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