laut.de-Kritik

Kunst und Kommerz unter einem Dach.

Review von

Joel Zimmermann ist immer noch einer der umstrittensten Produzenten der elektronischen Tanzmusik. Den genauen Grund dafür zu finden, ist nicht einfach, es handelt sich eher um eine Mischkalkulation. Vorfälle wie der in Las Vegas, wo er sich von einem reichen Texaner für 100.000 Dollar zur DJ-Hure machen ließ, dürften aber sicherlich zu seinem zweifelhaften Ruf beigetragen haben. Nichtsdestotrotz ist er unter seinem Pseudonym "Deadmau5" nun seit Jahren vorne dabei, in einer Liga mit Guetta oder Tiesto, spielt die großen Festivals und macht nun mit auch wieder mit eigenem Output von sich reden.

"While (1-2)" beinhaltet stolze 25 Tracks, die mit kruden, ja Kalkbrennersch anmutenden Titeln ausgestattet sind. Die Sounds hingegen lehnen sich nicht allzu weit aus dem Fenster, Zimmermann bleibt bei seinem Leisten. "Avaritia" bläst ordentlich zum Trance-Marsch, zugleich aber nicht zu kitschig und recht bombastisch-orchestral.

Zum Glück wird man dann doch noch eines Besseren belehrt, etwas vertrackter und angenehm deep holpert "Somewhere Up Here. Sicherlich nichts für ein EDM-Liveset, aber schön zu sehen, das Joel doch die Genregrenzen übertreten kann.

Ähnlich überraschend sind Stücke wie "Errors In My Bread", das einen fetten 80er Synth featured. Es hat also schon seine Gründe, warum der kleine, unlebendige Nager zu den Global Playern gezählt wird. Er vereint musikalische Qualität und Melodien für Millionen in sich, eine äußerst rare Kombination.

Selbst Superstars wie Nine Inch Nails sind auf "While ..." vertreten. Die Kollabo "Survivalism" zeigt, das Deadmau5 auch die Gattung "Lied" beherrscht. Auch produktionstechnisch wusste er genau, wohin die Richtung geht, man hat das Gefühl, die Tracks können nur so funktionieren und nicht anders. Abseits von Stadion Raves, Knicklichtern und Guetta-ismen beweist Deadmau5 auf starke und lockere Weise, dass Kunst und Kommerz sehr gut unter einem Dach existieren können.

Trackliste

  1. 1. Avaritia
  2. 2. Coelacanth I
  3. 3. Ice Age feat. How To Destroy Angels
  4. 4. My Pet Coelacanth
  5. 5. Infra Turbo Pigcart Racer
  6. 6. Terrors In My Head
  7. 7. Creep
  8. 8. Somewhere Up Here
  9. 9. Phantoms Can't Hang
  10. 10. Gula
  11. 11. Acedia
  12. 12. Invidia
  13. 13. Errors In My Bread
  14. 14. Survivalism feat. Nine Inch Nails
  15. 15. Silent Picture
  16. 16. Rlyehs Lament
  17. 17. Superbia
  18. 18. Mercedes
  19. 19. Bleed
  20. 20. Ira
  21. 21. Monday
  22. 22. A Moment To Myself
  23. 23. Pets
  24. 24. Coelacanth II
  25. 25. Seeya feat. D'Agostino, Colleen

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