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LAUT.DE-PORTRÄT Die Art

Die Band Die Art gründet sich 1986 in Leipzig aus der Vorgängerband Die Zucht. und zählt zu den sogenannten Anderen Bands, eine Gruppe alternativer …

6 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Seit letztem Freitag (5. Oktober) steht "Alles was Dein Herz begehrt" in den Plattenläden, am 12. Oktober gibts das Record-Release-Konzert im "Gare de la Lune" in Dresden. "Die Art" ist zurück! Waren aber eigentlich auch nie weg. Liefen bloß ein paar Jahre unter dem Namen "Wissmut". Sänger und Texter Holger "Makarios" Ohley und Gitarrist Thomas Gumprecht bilden nach wie vor das kreative Zentrum der Band.

    Ich habe die CD jetzt etliche male gehört - Wiederum dunkel-melodischer Gitarrenpop mit Texten, die das Innenleben des Autors ausleuchten und dabei auf die Resonanz des Publikums zählen, das sich davon angesprochen fühlt. Der Sound ist von Anfang an sehr clean, sehr transparent, ohne Effekte, ohne Schnörkel. Entspricht in etwa dem CD-Coverbild, das einen EDV-Funktionsraum und ein enstprechendes Gebäude aus einer der letzten Dekaden des vorigen Jahrhunderts zeigt, auf dessen Wänden virtuelle Körperwelten(?)-Fotos sowie eine knackige Blondine appliziert sind. Hier ist die Metaphorik ja etwas platt. Das Spiel mit unbestimmten erotischen Symbolaufladungen ist aber ansonsten typisch für "Die Art" und auch für dieses Album. Und es verweist auf eines der von Ohley in Interviews benannten Referenzen: Placebo. Auch musikalisch hat man mit denen eine ganz grobe Orientierung, was mit dem Album zu erwarten ist.

    Die ersten vier Titel ("Tanzende Schwermut", "Alles was Dein Herz begehrt" und "Schlaflied") sind so "lala", nix Schlechtes, aber auch nicht gerade atemberaubend. Der nächste Titel, "Paradise", einer der beiden englisch gesungenen Stücke, hat sicher ein gewisses (Szene-)-Hitpotenzial. Der ist auch auf www.die-art.de als Exempel anhörbar. Die nächsten vier Titel sind wiederum so "lala". Dann aber, ganz am Ende, folgt mit "ITS (7 Tage)" doch noch überraschend ergreifendes Material. Schon von der Länge her (über 6 Minuten) hebt er sich etwas vom Rest ab. Aber auch vom Stil - fängt zurückhaltend an und geht dann in Richtung Power Pop, nicht ohne ein gewisses Pathos, erinnert darin fast ein wenig an gewisse Idlewild-Titel. Der Text ist ganz offensichtlich etwas persönlicher geprägt. Ohley lässt hier gewissermaßen die sprachliche Sicherheitsleine los und schon geraten die Formulierungen leuchtender, stärker, individueller. Nicht mehr der schrecklich abgegriffene "vergiftete Wein" wird bemüht, sondern "portugiesische Galeeren", es tauchen keine ungelenken Satzkonstruktionen wie "Alles was Dein Herz begehrt, hüllst Du ein in Dunkelheit/Kommt es doch heraus ans Licht, bist Du nicht dafür bereit" auf sondern Formulierungen wie "Illuminierte Verliese" oder "Pyroklastische Ströme". Nicht dass das jetzt zwangsläufig auch ein stimmiges Ganzes ergibt, aber es hat jedenfalls eine lyrische Aura.

    Überhaupt - mein persönliches Problem mit "Die Art" besteht wahrscheinlich darin, dass ich an den Buchautor und sich selbst (u.a.) auch als Lyriker verstehenden Ohley einfach zu hohe sprachliche Erwartungen stelle.

    Ansonsten bin ich einfach Fan dieses ziemlich einzigartigen Leipziger Upart/Brachialpop-Musik-Komplexes. Besonders das Seitenprojekt "Russian Doctors" reißt mich mit seiner Mischung aus genial schräger Hintergrundgeschichte, infantilem Pippifax und schlüpfriger Gewaltpoesie regelmäßig zu wahren Hörexzessen hin. Objektiv besehen ist das wahrscheinlich kaum zu rechtfertigen. Egal.

    "Die Art", ursprünglich als Darkwave/Postpunk-Band "Die Zucht" gegründet, dann (zwangsweise) umbenannt, standen bereits Mitte der achtziger Jahre als Indie-Gitarrenpop-Band (fast) allein zwischen den eher experimentellen Underground-Bands wie "Ornament und Verbrechen" und den offiziellen Kesselbuntes-kompatiblen Poprock-Combos der DDR.

  • Vor 17 Jahren

    "Oley" schreibt sich der Gute. Ohne 'h'! Scheinbar wird der erste Beitrag eines Threads beim Korrigieren dupliziert, statt geändert.

  • Vor 17 Jahren

    Ich habe damals wegen Deines Threads in das Wissmut-Album reingehört und es mir dann auch zugelegt, was ich ganz und gar nicht bereue. Allerdings war der zeitliche Abstand zwischen lesen und kaufen so groß, dass ich den Thread nicht aus der Versenkung holen wollte (der dann glaub ich auch mit 0 Antworten untergegangen ist :( )

    Von "Die Art" kenne ich jetzt mal so gar nix. Wenn es sich dabei aber quasi um die gleiche Band handelt, müsste sich daran mal was ändern. Da Du die Gruppe anscheinend gut kennst, könntest Du mir eventuell was Geeignetes für den Einstieg empfehlen, gibt es vielleicht ein unverzichtbares Meisterwerk? Oder wurde andersrum auch mal ein Totalausfall produziert, vom dem man besser die Finger lassen sollte?

    Danke schonmal :)

  • Vor 17 Jahren

    Weder könnte ich ein "unverzichtbares Meisterwerk" noch einen "Totalausfall" benennen. "Die Art" haben - für mich jedenfalls - einen klaren Sympathie-Bonus, weil sie die Peinlichkeit dieser ganzen DDR-Poprock-Combos a la Karat ein wenig konterkarieren.

    Erwähnenswert ist das Album "Dry", Ende der Neunziger (wieder)veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die - vermutlich - auflagenstärkste Untergrund-Magnetbandkasette, die zu DDR-Zeiten in Umlauf kam.

    "Das Schiff", 1995 herausgegeben, enthält wahrscheinlich die meisten essentiellen "Die Art"-Stücke. Vor allem "Sie sagte" in einer Neuaufnahme. Wirklich ein herausragender Song.

    "Adnama" (1997) kombiniert musikalisch eher experimentelle Ansätze mit der Laszivität der Pop-Ikone Amanda Lear (daher auch der Titel). Das Album gibt es - wie einige andere von "Die Art" auch - als (Doppel-)Vinyl. Eher ein Kuriosum und Sammlerstück vielleicht.

    Wer "Bi" von Wissmut mag und dem Hörbeispiel "Paradise" auf der "Die Art"-Homepage auch was abgewinnen kann, wird mit dem neuen Album "Alles was Dein Herz begehrt" schon halbwegs richtig liegen.

  • Vor 17 Jahren

    "Die Art" habe ich grade im Konzert gesehen. Frannz-Club. Ein passender Ort. War schon Mitte der Achtziger ein Treffpunkt für alternative Musik in Ostberlin. Die haben allerdings mindestens so sehr ihre Reunion zusammen mit ihren Hardcore-Fans abgefeiert wie sie das neue Album vorgestellt haben.

    Nach wie vor gefällt mir daraus "ITS (7 Tage)" sehr gut. Mit "Ozean" von Adnama hatten sie schon mal was in ähnlicher Richtung. Wahrscheinlich eher der Einfluss des unglaublich coolen Shoegazer-Gitarristen (Gumprecht).

  • Vor 17 Jahren

    cool. hör ich mal rein. danke für das aufmerksam-machen! :)