laut.de-Kritik

Wie eine Teletubby-Welt voller Eurodance-Videos.

Review von

Hunderte, Aberhunderte Tracks, ach was sage ich, ganze Alben widmeten sich in der Deutschrap-Historie lediglich der Frage, ob Sprechgesang humorvoll sein darf, kann oder muss. Die Frankfurter Chabos vom Rödelheim Hartreim Projekt beeften, obgleich sicher selbst das ein oder andere Mal unfreiwillig komisch, munter mit den gut betuchten fantastischen vier Poppern aus Stuttgart. Azad schleuderte seine Faust des Nordwestens gegen Samys 'Cappuchino-Hooklines', Berlin drosch in seiner Anfangszeit gegen alles, was nicht permanent böse schaute.

Das Orsons-Projekt ist also nicht neu, höchstens in dem Maße, in dem hier auf Ernsthaftigkeit geschissen wird. Eigentlich konsequent: Wenn die eine Fraktion ihre graue Ghettorealität immer kruder und unglaubwürdiger inszeniert, greifen die Gutgelaunten eben um so tiefer in die gegenüber liegende Trickkiste. Mit einem Ergebnis, das seine Existenz irgendwo in den Untiefen zwischen Eurodance-Videos und der quietschefreundlichen Teletubby-Welt fristet.

Die Orsons auf der Schaukel, die Orsons in der Dorfdisco, die Orsons am Badesee - nur wessen Ironiedetektoren komplett unter mehreren Bandana-Schichten begraben sind, mögen dieses Konzept einfach nur - pardon - behindert finden. Selbst Anhänger der bisherigen Releases von Tua, Kaas und Maeckes & Plan B, sehen sich gnadenlos einem Haufen Sarkasmus gegenüber gestellt.

Da passen die größtenteils glattgebügelten Beats und die unerträglich anbiedernden Pop-Hooklines einerseits natürlich gut ins Konzept. Andererseits peitschen sie das ganze Album jedoch gnadenlos über die Grenze des guten Geschmacks. Ohne das Wissen um die musikalische Vorgeschichte des Quartetts sehe ich hier nur noch minimale Unterschiede zu den größten kommerziellen Vergewaltigungen meiner Lieblingsmusikrichtung.

Gerade mal vier Tracks befreien sich aus diesem Schema: Das auf Skarock gerappte Outro, die grandiose Kampfansage an die imaginären natürlichen Feinde der Orsons "Fick Fuck Den FlicFlac", das in bester Battlerapmanier mit dicken Bässen heranpoltert. Bei "CBPTMK" präsentieren die Rapper den absoluten Irrsinn mit jener Leichtigkeit, die man von den bisherigen Tracks "Orsons Kleine Farm" und "Orsons Große Scheune" gewohnt ist.

Zuletzt noch "Let'sBananaHollaDanceWoosh" - ein kurzweiliger Track ohne einen einzigen Reim. Doch seien wir mal ehrlich: Selbst auf ihren Mixtapes hatten die Rapper schon deutlich bessere Tracks. Zur Beruhigung: Ich bin sicher kein 'FlicFlac'. Allerdings fällt es mir nach dieser Scheibe auch schwer, das O für die 'Orsons' zu formen.

Stattdessen plädiere ich schwerstens dafür, Orson demnächst in seiner Scheune zu verbrennen und das Augenmerk wieder auf Rapmusik zu legen. Denn obgleich die Fans des sympathischen Quartetts das Ding zweifelsohne abfeiern werden - für den Ottonormalraphörer bietet das Album lediglich ein paar Highlights mit geringer Halbwertszeit, umgeben von komplettem Schwachsinn.

Trackliste

  1. 1. Der Fuchs Plant Nichts Gutes
  2. 2. Die Orsons In Der Dorfdisko
  3. 3. Tretboot-Driveby
  4. 4. Die Orsons Bauen Eine Schaukel
  5. 5. Let'sBananaHollaDanceWoosh
  6. 6. Sightseeingtour
  7. 7. Die Orsons Baden Im Weiher
  8. 8. Fick Fuck Den FlicFlac
  9. 9. Hitsingle 2
  10. 10. Cbptmk
  11. 11. Positivity Dance
  12. 12. Orson's Island
  13. 13. Del Fin

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Orsons,die – Das Album €5,09 €3,00 €8,09

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Die Orsons

"Der größte Hype seit den Beatles", "Deutschlands erste echte Boygroup", "Absolute Vollspasten". Was sich da im Jahr 2008 unter dem Pseudonym Die Orsons …

LAUT.DE-PORTRÄT KAAS

"Ich erzähle Geschichten, die Kafka erzählt hätte, wenn er glücklich gewesen wäre. Geschichten deren Sinn sich erschließt, wenn man die Logik ausblendet.

LAUT.DE-PORTRÄT Bartek

"Ich bin ein sehr viel ruhigerer Mensch als man auf den ersten Blick denkt. Ich bin nicht nur ein lustiges Energiebündel, das sich Dinge auf den Kopf …

72 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Wenn auf einem Deutschrap-Album Füchse Guns stehlen, Schaukeln gebaut und Frauen gepflanzt werden, mit Gänsen im Weiher gebadet und über Delfine gerappt wird, dann mag dies auf die ghettoisierte HipHop-Jugend zunächst verstörend wirken.
    Der nachdenkliche Maeckes, der schüchterne Plan B, Regenbogen-Kaas und Straßengewissen Tua verschmelzen trotz unterschiedlichster Charaktere in den Orsons zur harmonisierenden Patchwork-Supergroup, die nicht umsonst mit einer perfekten Boygroup verglichen wird.
    Wie an dieser Stelle bereits mehrfach erwähnt, ist jedoch Image nur eine kleine Facette des Gesamteindrucks, den der Rezipient eines Albums gewinnt. Aufgrund der bisherigen Diskographien sämtlicher Protagonisten darf man sich hoffnungsschwanger an den ersten Hördurchlauf wagen, da man guten Mutes sein kann, dass die musikalische Umsetzung dem Hype gerecht wird. Diese Hoffnung wird auf dem nun vorliegenden Album nicht erfüllt, sondern weit übertroffen. So gelingt es den vier Künstlern perfekt, ihre zuvor beschriebenen, theoretischen Charaktereigenschaften in passende Verse zu verpacken, die charakteristisch für die einzelnen Mitglieder sind. Am offensichtlichsten wird dies aufgrund der deutlichen Unterschiede zu den anderen Orsons bei Tua, der gerne einmal mühevoll gebaute Schaukeln niederbrennt, bei dem Spoken-Word-Track "Sightseeingtour" über den falschen Beat rappt, um sich dann im Diss-Track "Fick Fuck den Flic Flac" in seinem Element zu befinden. Dagegen schwingt bei Kaas in jeder Zeile Liebe mit, während Plan B den liebenswerten Schüchternen gibt und Maeckes eher den ruhigen Part übernimmt.
    Großes passiert auf dem Anti-Reim durchtränkten "Let'sBananaHollaDanceWoosh", der sensationellen Akronym-Persiflage "CBPTMK" oder dem herrlich verschobenen "Positivity Dance". Ganz nebenbei wird auf "Orson's Island" ein Nintendo-Sample zerpflückt, mit "Hitsingle 2" ein wahrlicher Hit erschaffen und mit "Del fin" tief in der Musikgeschichte gewildert. Dabei gestaltet sich das Album trotz der Beteiligung von zehn verschiedenen Produzenten (u.a. Dirty Dasmo, Flash Gordon, BeatEmUp, Bugi und Christyle) sehr homogen.
    Mit "Das Album" haben die Orsons ein Gesamtwerk erschaffen, welches - wenn es einen gerechten HipHop-Gott gibt - zum nächsten "Vom Bordstein bis zur Skyline" wird. Zumindest vom Impact her.

    Wertung: 6/6

    PS: Ab dem 25.07.2008 werden vereinzelte Tracks bei "Herr Merkt Radio" (http://www.laut.fm/herrmerktradio) zu hören sein.

    PPS: Ich habe das Album auf dem HipHop-Open gekauft. Machen Sie sich also nicht lächerlich und behaupten, ich hätte es heruntergeladen.

    Quelle (http://herrmerkt.blogspot.com/2008/07/die-…)

  • Vor 16 Jahren

    Nervst immernoch?

    Album Top und nun geh zurück auf hiphop.de und bleib da.

  • Vor 16 Jahren

    Kennt einer die Flic Flacs von euch ? Sind i-wie die Feinde der Orsons. Naja,die wollen wohl nur Welle machen.