laut.de-Kritik
Ambitionierte, höchst gekonnte, auch zeitgemäße Gitarrenmusik.
Review von Matthias von ViereckAls die neuen Radiohead hat man Doves (auch wenn man es immer irgendwie mitsprechen möchte, dies ist tatsächlich keine "The"-Band!) einst gehandelt. Ganz eingelöst wurde das Versprechen leider nie.
Doch, ja: Der treibende Opener mit den hübschen Hi-Hats lässt tatsächlich hoffen. "Jetstream" ist ein Auftakt nach Maß. Aber, aber! Kann das, was folgt, das Niveau halten? Gelungen der sich anschließende Titelsong mit seinen üppigen Streicherarrangements, keine Frage. Die Band spricht vom "Lancashire Spaghetti Western" - man schaue sich unbedingt das stimmungsvolle Video an!
Beide Stücke atmen eine Dringlichkeit, die auch dem Rest der Platte eignet. Oder sollte man sagen: Verzweiflung? Verzweiflung ob der Tatsache, dass es eben doch nicht ganz geklappt hat, mit dem Erklimmen des Britpop-Throns?
Apropos Thron: Einige Tracks ächzen förmlich unter dem Ehrgeiz der Band. "Spellbound" kommt auch trotz schöner Gitarrenparts nicht richtig in die Gänge und erinnert vom Gesang einfach zu sehr an Coldplay, "Winter Hill" will zu viel und dauert zu lang, genauso "Compulsion".
Es gibt zu viele Fünfminüter auf dieser Platte, die vom unbedingten Willen zur Kunst zeugen. Skiptasten-Alarm! Ein Stomper wie "House of Mirrors" geht zwar sofort ins Ohr, hat aber zu lange in der Retrowanne gebadet. Das atmosphärische "10:03" gehört zu den Highlights und würde auch Bloc Party stehen. Dass sich die Doves auf prägnante Anfänge verstehen, zeigt der kranke Elektronikwirbel zu Beginn von "The Outsiders".
Es ist also immer noch da, das alte Doves-Dilemma: Das Alleinstellungsmerkmal, der Unique Selling Point fehlt. In englischen Kritiken zur Platte war sogar von U2 die Rede. Autsch. Auch der Radiohead-Einfluss ist nicht völlig zu leugnen.
Sagen wirs mal so: Es handelt sich um ambitionierte, höchst gekonnte, auch zeitgemäße Gitarrenmusik. Mehr Lob ist nicht drin. Zum großen Wurf, "The Last Broadcast", schließt "Kingdom Of Rust" leider nicht auf. Sie werden es weiter nicht ganz leicht haben bei uns, die Täubchen von der Insel.
5 Kommentare
recht unspektakuläres werk -leider.
ich habe hier definitiv mehr erwartet und dann bleibt es hinter allen erwartungen. irgendwas zwischen stadiumrock und indiepop- leider.
musik bei der die presse vergeblich vergleiche zu radiohead, new order oder the smith zu ziehen versucht, dennoch bleibt sie völlig im schatten und hinter ihren vorbildern...
//edit: elbow oder british seapower sind hier eindeutig die bessere alternative.
Kingdom of Rust macht für so einiges wett. Rest in der Tat nicht allzu spektakulär.
das album geht okay.
2 songs sind grossartig auf dem album , der rest geht okay.
Kann Euch wirklich nicht verstehen. Find das Album klasse - trotz der zum Teil miesen Kritiken. Es ist eine Schande, das so eine Band nicht in Deutschland bekannter ist.
Hab sogar das Glück gehabt die einmal bei Rheinkultur live zu erleben - es war grandios! Auch wenn viele behaupten die klingen wie Coldplay, so stimmt das meiner Meinung nach nur zum Teil. Heutzutage wird alles mit Coldplay verglichen - auch wenn Coldplay nur noch Stadionrock machen, was mit deren Anfängen auch nix mehr zu tun hat. Klar ist das Album nicht so gut wie "The Last Broadcast".
Alleine die Lieder "The Greatest Denier" und "Jetstream" klingen jedoch frisch und unverbraucht.
Für mich klar ein Album, das auch 4 Punkte hätte bekommen können!
Was fällt dem Rezensenten eigentlich ein Doves als beliebig zu bezeichnen? Auch wenn Songs wie Spellbound wirklich nichts neus sind ist in Songs wie Compulsion und jetstrem klar ein eigener Stil erkennbar.Coldplay sind nur heiße Luft verglichen mit Doves, deren Kreativität nach wie vor bemerkenswert ist! Dass die Songs länger dauern als auf Charterfolge calkulierte Mainstreamsongs wie Viva La Vida sehe ich als große Stärke von Doves an. Kein Song auf dem Album gleicht dem nächsten.Ein grandioses Album!