laut.de-Kritik
Sie bleiben die lustigere Version von Steel Panther.
Review von Michael SchuhWenn im Jahr 2015 noch jemand fragen sollte, wie die Eagles Of Death Metal klingen, dann weiß Sänger Jesse Hughes darauf, wie auf so vieles andere auch, eine Antwort: "Stelle dir vor, George Clinton liegt auf der Couch und wird von hinten genommen, der Penis ist Little Richard und die Eier Chuck Berry und die Stones." So ähnlich hatte er das aber auch schon 2009 beim EODM-Vorgänger "Heart On" formuliert. Damals vertauschte er nur ein paar Namen, so dass auch mal Gary Numan oder wahlweise Al Green schön die Hosen runterlassen durften. Eines hat sich über die Jahre demnach nicht verändert: Jesse Hughes entscheidet, wann der Reißverschluss geöffnet wird und wer was wann und aus welchen Gründen heraushängen lässt. Es ist seine Bühne, sein Hosenstall, sein Eier-Boogie.
2015 sind die Eagles Of Death Metal eine noch erfolgreichere Comedy-Rockgruppe geworden als es Tenacious D. je werden, und sie leisten sich mittlerweile auch ähnlich trashige Cover. Wie Jack Black hat Hughes ein Fun House der Superlative um seine Person errichtet, nur dass man in seinem Fall nicht von Filmen, sondern von absurd unterhaltsamen Interviews und Making Of-Clips schwärmt. Kurz: Die Menge frisst dem früheren Lehrer aus South Carolina auch nach über zehn Jahren aus dem Schnauzbart, da dürfte es nur die wenigsten stören, dass man neuerdings die Songs problemlos mit alten Albumtracks austauschen könnte, ohne dass es jemandem auffallen würde. Eben so wie es Hughes mit den Namen der zitierten Einflüsse macht.
"Zipper Down" weist starke Momente auf, klingt aber oft auch seltsam darum bemüht, die Frische alter Glanztaten zu reproduzieren. Positiv formuliert: Die Platte bringt den naiven Schnellfeuerboogie des in einer Woche entstandenen Debütalbums "Peace Love Death Metal" mit dem elaborierten Dirty Funk von "Heart On" unter einen Hut. Da passt es ins Bild, dass Hughes keine Probleme darin sah, den Opener "Complexity" seines ohnehin gefloppten Soloalbums einfach neu aufzunehmen. Und es spricht Bände, wenn dieser Song auch noch zu den besten des Albums zählt.
Gleichzeitig lässt sich hieran gut ablesen, was Josh Homme aus einem Song herausholt. Die alten Drumcomputer-Beats ersetzt der Eagles-Drummer am Kit, der Bass des Originals rückt aufgrund verstärkter Elektroniksounds samt Honky-Tonk-Klavier noch weiter in den Vordergrund und dann erfindet Homme mal eben passgenaue, neue Sologitarrenparts für Strophen und Breaks. Da wollte Hughes offensichtlich nicht zurück stehen (zumal scheinbar seine alten Vocalspuren verwendet wurden) und brachte noch schnell eine neue Strophe zu Papier ("Too broke to pay attention better get you some / When trouble's up I double up on bubble gum / I like to strut my stuffing down on easy street / So completely without complexity").
"Got A Woman" klingt wie ein Stones-Song der "Exile On Main Street" in dreifacher Geschwindigkeit, so dass sogar Hughes aufpassen muss, seine Keywords "Baby", "Movin'", "Woman" und "Ass" ordentlich im Taktmaß unterzubringen. "Oh Girl" ist dann wieder klassisch große Eagles-Kunst: Zeitloser Singalong-Rock'n'Roll mit hingebungsvollem Soul-Crooning und den ewig aktuellen Alltagsdramen: "You walked away from me honey and we both know why / What you don't know / what you don't see / That I was made for you / and you were made for me."
Der Fuzz-Killer "Skin-Tight Boogie" kriecht und stöhnt als nicht jugendfreie Version des QOTSA-Tracks "Smooth Sailing" aus den Boxen, mit Hughes als peitschenschwingende Domina ("Come close / Closer still / Some boys they won't / but you know I will"). Die glasklar erkennbare Queens-Bridge krönt die Nummer. Das trockene "The Deuce" weckt alte "Death By Sexy"-Erinnerungen. macht aber noch genüg Spaß, beim arg poppigen "I Love You All The Time" fehlt der Schmutz unter den Fingernägeln und der Hipster-Diss in "Silverlake (K.S.O.F.M.)" hat dann auch eine eher geringe Halbwertszeit.
Die Idee, ausgerechnet Duran Duran und dann auch noch das schmalztriefend sentimentale "Save A Prayer" zu covern und die führende Synthie-Line mit Eunuchenchören nachzustellen, ist dann aber wieder verdammt großes Entertainment. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Hughes und Homme bei den Studioaufnahmen am Boden lagen. Eben so wie wir im Eagles-Konzert. Sie bleiben einfach die lustigere Version von Steel Panther.
11 Kommentare mit 2 Antworten
Der Witz ist irgendwann raus.
ausser "got a woman" ist bei mir nach mehrmaligem hören des albums nichts hängen geblieben, weder positiv noch negativ.
und ob das jetzt im endeffekt 2 oder 3 punkte wert ist, was solls,kann beides nicht als kaufempfehlung gelten.
wirklich ziemlich langweiliges ding
Hm, ich konnte ebenfalls noch nicht so richtig was mit dem neuen Album anfangen, werde aber noch ein paar Probeläufe machen. Irgendwie fehlt mir was böses, wie Midnight Creeper.
Mit Steel Panther kann man sie überhaupt nicht vergleichen - weder im Musikstil, Texten und Auftreten. Witzig sind beide (außer vielleicht für kastrierte Typen feministischer Prägung)!
Packt mich irgendwie noch nicht richtig... obwohl ein paar Tracks drauf sind, die angenehm an den Hyperaktivitäts-Rocknroll vom Debüt erinnern.
An QOTSA und Kyuss kommen die nimmer ran