laut.de-Kritik

Ihr Wechselspiel zwischen Cuts und Raps sucht seinesgleichen.

Review von

Es ist so weit, das Warten hat ein Ende. Emcee Dendemann und DJ Rabauke, alias Eins Zwo, kommen endlich mit ihrem zweiten Album "Zwei" um die Ecke. Und die gut zwei Jahre Wartezeit haben sich gelohnt. Zwar haben sich die einheimischen Hip Hop-Zeiten seit '99 stark geändert, doch das Duo überzeugt einmal mehr mit exquisiten Beats, sowie "Cuts und Raps mit Wortwitz". Besonders das Wechselspiel zwischen Cuts und Raps sucht in der Welt seinesgleichen. Dendemann gibt mit den grandiosen Reimen die Richtung vor, und DJ Rabauke wühlt sich durch die gesamte deutsche Rapszene, um passende Sätze zu finden.

Auch bei den Beats hat Rabauke wieder ganz tief in den Crates gediggt und ein paar feine Jazz-Samples ans Tageslicht befördert. Das Sound wirkt noch sperriger und komplexer als beim Debut, straighte Kopfnicker-Beats sind rar gesät. Hits wie "Hand aufs Herz" oder "Zu Laut" sucht man vergebens, und das ist auch gut so. Viel mehr wirkt die Scheibe einheitlicher, Rabauke und Dendemann scheinen noch enger, noch näher zusammengerückt. Dendes messerscharf pointierte Lebensweisheiten verschmelzen mit den unspektakulären, ja fast zurückhaltenden Beats des Ex-Fettes Brot-DJs.

So sucht man einfache Battle-Rhymes vergeblich, jeder Song behandelt einen Abschnitt aus dem deutschen Alltag. Im Opener "Bombe" werden erst mal alle Wannabees zerlegt, die meinen, ihre Songs sind das Nonplusultra. Ähnlich intelligent bekommen Boulevard-Journalisten bei "Extrablatt" und Möchtegern-Gangster bei "Ey Du" das Maul gestopft. Hip Hop spezifische Themen wie Sampling ("Rechte Dritter") und "Discjockeys" beleuchtet Dende ebenfalls von allen erdenklichen Seiten.

So könnte man über jeden der 18 Tracks einen vom Pferd erzählen. Ich möchte aber noch zum Schluss zwei Lieder erwähnen. Zum einen wäre da die "Unschuld vom Lande" und die "Generation T". Der erste Song ist nämlich ein absoluter Meilenstein in der Musikwelt des Hip Hop. Über einen lockeren, von einer melancholischen Flöte getragenen Beat erzählt Dense von den Zugfahrten in sein Heimatdorf, von alten Freunden und neuen Problemen. "Generation T" handelt von dem Phänomen des T-Shirt-Wahns unserer Zeit. Auch ich habe unzählige Shirts im Schrank, mit denen ich mich identifiziere und die alle eine eigene Geschichte erzählen. Doch nach dem Lied betrachte ich diesen Hang durchaus kritisch. Danke.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Bombe
  3. 3. Rechte Dritter
  4. 4. Undsoweiter
  5. 5. Ey Du
  6. 6. Dendelude I
  7. 7. Extrablatt
  8. 8. Unschuld vom Lande
  9. 9. Der Eine und Der Andere
  10. 10. Altes Lied von und mit Mutter Natur
  11. 11. Dendelude II
  12. 12. Aha
  13. 13. Vatertag
  14. 14. Discjockeys
  15. 15. Generation T
  16. 16. Dendelude III
  17. 17. Schon unterwegs
  18. 18. Outro

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