laut.de-Kritik
Rammsteins Gitarrist offenbart seine Pop-Seele.
Review von Giuliano BenassiDafür, dass es sich um ein Seitenprojekt handelt, ist der Aufwand recht groß. Das Cover zeugt nicht unbedingt von Geschmack, ist aber sicherlich nicht in fünf Minuten entstanden. Der Song "My World" ist Teil des Soundtracks zur Computerspiel-Verfilmung "Resident Evil: Apocalypse" und von einem bombastischen Video begleitet. Der Name ist nicht zufällig gewählt, sondern steht für ein Alter Ego, das im Schatten des Mannes hinter dem Projekt sein Dasein fristet.
"Man sagt, wir würden uns ähnlich sehen. Das finde ich eigentlich nicht. Jedenfalls: Wir waren häufig zusammen unterwegs. Ich war sein Schatten, Richard wollte das so", erklärt ein angeblich in New York lebender Musiker namens Emigrate. Mit "Richard" ist Richard Kruspe gemeint, der als Gitarrist für Rammsteins brachialen Sound zuständig ist.
Die Verbindung zur wohl bekanntesten deutschen Band macht gleich der Opener "Emigrate" deutlich: Fettes Riff, wuchtiger Klang, düstere Stimmung. Die Überraschung besteht zunächst darin, dass Kruspe auf Englisch singt. Die Unterschiede kristallisieren sich erst im Verlauf des Albums heraus. Dabei sind es weniger die schnellen, harten Industrial-Stücke wie "Wake Up", "My World" oder "Temptation", die aufhorchen lassen. "In My Tears" oder "Babe" offenbaren ein Gefühl für Gesangslinien, die eher zu elektronischen Klängen als zu verzerrten Gitarren passen.
"Mich interessiert auch das Melodiöse in der Popmusik, das nicht selten bei harter Musik fehlt. Beide Elemente versuche ich miteinander zu verbinden", erklärt Kruspe auf der Seite seines Labels. Als Produzenten holte sich Kruspe wie bei Rammstein Jacob Hellner ins Boot, dennoch erinnert "New York City" stellenweise an Depeche Mode in ihren düsteren Phasen. "Temptation" klingt nach einer Komposition für Retorten-Popper, das abschließende "You Can't Get Enough" ist eine erstaunlich seichte Ballade.
"Emigrate" dürfte den Rammstein-Fan kaum vor den Kopf stoßen, fällt aber um einiges lieblicher als das Original aus, zumal die umstrittenen Texte und Posen fehlen. Kruspe singt weitaus weniger charismatisch als Till Lindemann und setzt auf Verzerrungen, um den deutschen Akzent zu kaschieren, schlägt sich aber nicht schlecht, wie auch die Begleitung, bei der sich Clawfingers Schlagzeuger Henka Johansson hervor tut.
Vom Ansatz her erfüllt das Material alle Voraussetzungen, um auch live gut zu klingen, doch Auftritte sind nicht geplant. Also doch nur ein harmloser Seitensprung? "Manchmal sorgen sich einige Rammstein-Fans um die Zukunft der Band. Denen kann ich versichern: Rammstein wird weitergehen, das ist sicher. Da ist für die nächste Zeit einiges zu erwarten", beschwichtigt Kruspe.
43 Kommentare mit einer Antwort
Was haltet ihr von dem Debütalbum von Richard Z. Kruspes erstem Soloprojekt????
Hab vor kurzem n paar Songs gehört und war wirklich angenehm überrascht. Er macht sich richtig gut am Mikro, hätte ich echt nicht gedacht.
PS: Für alle, die sich das mal anhören wollen: Geht mal auf MySpace.de!!!!!
(Hoffe, sie sind noch da, ist schon n bissel her bei mir. )
Also ich hab auch schon 3 Titel gehört (konnte man damals runterladen, wenn man sich für den newsletter angemeldet hat) und ich freu mich auch schon so richtig auf das album!
Wird mit sicherheit richtig gut!!!
Suchste etwa nach Posts von mir oder warum treffen wir uns immer?
Btw. geh mal auf Metal und dann auf Emigrate, da sind noch n paar andere Posts.!!
ihr habt ja ne dolle konversation
Ich höre Emigrate schon seit 7 Jahren und es ist ein sehr gutes Debut Album.
dieses Album ist gut gealtert. Immer noch sehr zugänglich
Lindemann und Kruspe sollten ein Kollaboprojekt machen, wo sie 50/50 den Gesang aufteilen.