laut.de-Kritik
Lebenszeichen aus der Nu Metal-Gruft.
Review von Matthias MantheDie Gesetze des Musikgeschäfts können unerbittlich sein. Heute noch gefeierte Genres geraten morgen in Vergessenheit. So auch der Nu Metal, der Bands jenseits wie diesseits des Atlantiks vor einigen Jahren regelmäßige Chartsplatzierungen bescherte. In Deutschland bildeten die Emil Bulls und 4Lyn die Stil-Speerspitze. Dann tat es Nu Metal seinem großen Bruder Heavy gleich und verschwand in der Versenkung. Die Protagonisten waren plötzlich unfreiwillig Underground. Die vierte Platte der Emil Bulls versucht sich nun als Antwort auf die Frage: Gibt es ein Leben nach dem Hype?
Nüchtern betrachtet ist so ein Album ja keine Frage von Leben und Tod. Und dennoch bemüht sich "The Southern Comfort", in jeder Sekunde Lebendigkeit auszustrahlen. Nachdem eine Trompete kurz für Verwirrung gesorgt hat, bricht das Schweinerock-Armageddon los: Frontsau Christ hüpft diabolisch "Hellfire!" grunzend durch den Matsch, Instrumente werden zu Presslufthämmern umfunktioniert. Nu Metal war endgültig vorgestern. Für "Ignorance Is Bliss" bleibt Christ der Einfachheit halber gleich in Breitbeinpose. Auch hier Schmutz, viel Gluecifer, viel Energie, und immer nach vorne.
Der Sänger hat für den kreativen Befreiungsschlag in Albumform offenbar ordentlich Kaminschlot geraucht. Neben seinem Talent für große Pop-Intonation verziert er die Stücke neuerdings mit noch raueren Shouts. Der Monster Magnet/Harmful-Hybrid "At Fleischberg's" scheint einem Wrestling-Muskelhaufen auf den Leib tätowiert. Eine grobschlächtige Einlaufhymne, die den Gegner schon vorab zu Sand zermalmt. Auch in den ruhigeren Momenten dominiert Machoattitüde: "Mongoose" verarbeitet Trennungsschmerz auf die trotzige "Dann geh doch, kommst eh wieder"-Art. Mit Geigen, dezentem Scratches vom mittlerweile ausgestiegenen DJ Zamzoe und Dubdubidu-Säuseleien.
Emopopstücke sind mit "Newborn" und "These Are The Days" nach wie vor vertreten. Hier kehren die Bulls zur Eingängigkeit der Vorgänger zurück, setzen aber leider oft auf allzu berechenbare Songstrukturen. Etwas spannender wird es, wenn sie plötzlich die Turbonegro-Inkarnation geben ("Wolves"). Simpel gehaltener Death Punk mit den gewohnt platten Lyrics. Die stören nicht weiter, die Münchener wollen schließlich in erster Linie unterhalten.
In der Preshow-Gefühlsfotografie "Friday Night" besingt Christ die Fans: Akustische Gitarre, Cello, Piano und Pedal Steel kreieren klischeebeladene Bühnenromantik. Die Hardrock-Walze "Magnificent Lies" rückt Saitenmann Chrissy Schneider ins Scheinwerferlicht, der sich hier die Finger bis auf die Stümpfe weggniedelt. Die kraft- und orientierungslosen Prittstiftverschnitte "Bachham" und "Underground" zerstören aber die guten Ansätze gleich wieder.
Haben die Bulls also auch in der Post-Nu Metal-Ära eine Daseinsberechtigung? Nun, mit "Southern Comfort" verdienen sie sich zumindest eine befristete Aufenthaltsgenehmigung. Letztlich wird erst das nächste Album wird zeigen, wohin die Reise für den Fünfer wirklich geht.
2 Kommentare
und ich dachte michael edele sei der miesest reviewschreiber auf laut.de...aber diese review ist einfach nur peinlich. manchmal ist es angebracht musik in genreschubladen zu stecken, in diesem fall ist es allerdings völlig daneben. wenn man das album gar nicht gehört hat, sondern nur kurze ausschnitte oder gar klischees verarbeitet sollte man lieber gar nichts schreiben.
das album ist ein wunderbares stück energiegeladener, an den richtigen stellen wütender später allerdings auch gefühlvoller rockmusik. revenge, newborn und friday night sind absolute bulls klassiker die bei jedem konzert gespielt werden.
diese review jedenfalls gehört in den müll, der zugehörige kritiker sollte vom hohen ross runter und mal wieder richtige, ehrliche musik hören.
haha wie Recht du hast! Dieses Album ist der ganz große Wurf der Bulls. Unglaubliche Ohrwürmer kombiniert mit Voll-auf-die-12-Krachern. Geil