laut.de-Kritik
Zuweilen hübsch finster - und fast immer langweilig.
Review von Dani FrommDa haben wir's. Eminem hat nicht, wie durch die Lande schallende Unkenrufe glauben machen wollten, das Mikrofon an den Nagel gehängt. Auf Ausstiegsgerüchte lässt Slim Shady gepflegt einen fahren und setzt einen krönenden Haufen obendrauf. Viel mehr gibt "The Re-Up" auch bei wohlwollendster Betrachtung nicht her.
Ich frage mich seit Tagen, ob ich überhaupt schon einmal einen halbwegs interessanten Beat aus Eminems Reglern zu Ohren bekommen habe. Sollte dem so sein, hat das wenig aufregende, schnörkel- und variationslose, schlicht öde Angebot, mit dem Mr. Mathers hier aufwartet, die Erinnerung verschüttet. Im Ansatz verheißt alles viel Schönes: Flüssiges Piano in "We're Back", "You Don't Know" wird mit Bläsereinsätzen gewürzt. Zuweilen hübsch finster - und leider fast immer langweilig, so der schale Nachgeschmack der Eminem'schen Produktionen.
Inflationär wird durchgeladen und abgedrückt: Der einzige Soundeffekt, den Detroit herzugeben scheint. Dazu ein wenig Wucher mit bekannten Pfunden: Der Titel-Track verwendet ausgerechnet "In Da Club", was allerdings auch nicht mehr als einen kurzen Moment des Wiedererkennens beschert. Eine extrem heruntergeschraubte Zeile im Chorus von "Murder" grüßt in Richtung Atlanta, das gefällt. Recht gelungen tönt in meinen Ohren zudem der Remix zu "Shake That": Ein pfeilgerade durchgehaltener Rhythmus verschafft der Nummer trotz reduzierten Arrangements immense Clubtauglichkeit. Für Energie und Abwechslungsreichtum sorgen die sich am Mic beste Vorlagen liefernden Herren Nate Dogg, Obie Trice, Bobby Creekwater und Eminem selbst.
Wann immer es musikalisch ein wenig interessanter zur Sache geht, hat dieser die Fäden aber nicht in der Hand. Auch Dr. Dres Beitrag ("Get Low") sorgt nicht gerade für Verzückung. Das schafft schon eher The Alchemist, der zweifellos die hochwertigste Beat-Ware beisteuert. Trickreiche Rhythmusspielereien begleiten Obie Trice und Cashis durch "We Ride For Shady". Der Bass vermittelt in einem paradoxen Spagat gleichzeitig Gefühle von Weite und Beklemmung. Neuzugang Cashis verschafft sich mit diesem Ritt durchaus eine viel versprechende Visitenkarte für weitere Moves auf dem Rap-Parkett. Lasst uns diesen Jungen im Auge behalten. Auch, wenn das dicke WOW! noch nicht dabei war: Ich bin gespannt, was aus seiner Ecke noch kommen mag.
"There He Is" lässt (nach über der Hälfte der Spielzeit) erstmals einen leisen Hauch Soul einfließen und macht mir klar, was ich bisher vermisst habe. Immer wieder blitzt, wieder unter der Regie The Alchemists, eine überaus funkgeladene Basslinie auf. Bobby Creekwater erfüllt seine rappende Mission ordentlich. Für einen bleibenden Eindruck reicht es allerdings nicht. Ebenso spurlos zieht Stat Quo in "Tryin' Ta Win" an mir vorüber. Zum Schritt auf mein Siegertreppchen wird da wohl noch der eine oder andere Versuch vonnöten sein.
Den Remix zu "Ski Mask Way" beherrscht ein kraftvoll pumpender Beat, der wie ein leistungsstarker Motor an einer roten Ampel vibriert. Dummerweise schaltet diese nicht auf Grün. Mit durchdrehenden Reifen und befreiendem Losschießen ist es also Essig. Akons "Smack That" kennen wir bereits. Der Remix eröffnet keine neuen Dimensionen. In "Public Enemy #1" beschert mir Eminem ein ähnliches Déjà-Vu-Gefühl wie in "Jimmy Crack Corn": Erinnert ersteres mit immer zwingender werdenden und doch nicht auf den Punkt kommenden Zeilen an "Rabbit Run" aus "8 Mile", so muten die Raps aus "Jimmy Crack Corn" wie ein Aufguss von "Without Me" an.
Wie sich das für einen Labelsampler gehört, geht das komplette Shady-Line-Up an den Start. Neuzugänge im Roster kommen gleichermaßen zu Wort wie Eminem-Busenfreund 50 Cent, Obie Trice und die D-12-Genossen. Die Erinnerung an Proof hält sein Vers in "Trapped" am Leben. Ungeachtet der idiotischen Umstände seines Todes steht mir hier noch einmal überdeutlich vor Augen: Ich schätzte seine Art, mit einem Mir-doch-egal-Schulterzucken in der Stimme zu rappen, wirklich sehr.
Der Gesamteindruck bleibt mau. Raptechnische Ausfälle fehlen, ebenso die Sternstunden. Stünde am Ende in Form von "No Apologies" nicht eine leibhaftige Gänsehautnummer, ich hätte mich weniger schwer mit der doch eher dürftigen Benotung getan. Zu melodischen, melancholischen Streichern kredenzt Eminem die wohl stärkste, weil persönlichste Nummer auf "The Re-Up". Der seine Zeilen durchziehende Zorn wurzelt in abgrundtiefer Verzweiflung: "My heart is frozen, I can't even be." Das höre ich. "This song is not for you, it's for me." Das glaube ich. "I'm an Emcee, this is what I'm supposed to be." Das unterschreibe ich. Ein MC. Kein Produzent.
5 Kommentare
Viel zu gewohnt
Hat man schon alles mal gehört
No APologies Rule
wäre das nicht beides in einen einzigen post reingegangen? oder schreibst du vom handy aus und hast ein 160-zeichen-limit?
hoffe ihr lest das noch
Ich finde
das beats und texte unantastbar sind. Ich glaube das es zum beispiel im deutsch rap noch nicht einmal annähernd so gute texte gibt. außerdem wolle ich nur sagen das ich viele kenne denen eminems texte helfen wieder runter zu kommen. außerdem wird er nich mehr slim genannt da er slim so zu sagen in when im gone tötete.
Nur das Ding is, das auf dem Album nur 1 guter SOng von ihm drauf ist und das ist der Lezte.