laut.de-Kritik
Stimmiger Soundtrack zur Filmdoku.
Review von Ulf Kubanke"Wenn alles, was einen Mann ausmacht, in eine Kiste passt, ist das ganz schön traurig", heißt es im Kultfilm "Barton Fink". Nicht so bei Eric Claptons 4-LP-Boxset "Life In 12 Bars" (auch auf CD und als Download erhältlich). Das Paket beleuchtet dessen Leben auf 32 Songs und fungiert simultan als Soundtrack zur gleichnamigen, biografischen Filmdoku.
Als Begleitmusik funktioniert die Songauswahl zweifellos prächtig. Fraglich erscheint nur, ob die Zusammenstellung auch als eigenständiges Release überzeugt. Immerhin kennt man weit über ein Dutzend Clapton-Compilations. Dieses Dilemmas waren sich die Verantwortlichen anscheinend bewusst. So peppt die Quasi-Best-Of den gewohnten Rahmen mit Raritäten und unveröffentlichem Material auf. Ob man die Gimmicks als großen Wurf betrachtet oder für verzichtbar hält, kommt ganz auf den Grad des Fantums an.
Grundsätzlich ist alles vorhanden, was auch Neueinsteigern den Überblick über Claptons Katalog erleichtert. Mit den Yardbirds, John Mayall, Cream, Blind Faith, Derek And The Dominos plus etlichen Solo-Klassikern sind alle relevanten Stationen vertreten. Hinzu kommen Ausschnitte seiner zahlreichen Kollaborationen, wie etwa mit Alltime-Kumpel George Harrison oder Vorbild Muddy Waters.
Für altgediente Clapton-Fans packt Onkel Eric noch ein paar Extrabonbons in die Kiste. Nicht alle davon schmecken betörend süß. "I Shot The Sheriff" etwa taucht hier erstmals in voller Länge auf (aus den Sessions zu "461 Ocean Boulevard"). Auch diese knapp sieben Minuten fügen Bob Marleys Original nichts hinzu. Dass die Welt darauf gewartet hat, Claptons eigenen Mix des ohnehin in 100 Versionen existierenden "After Midnight" zu hören, darf auch bezweifelt werden. Die bislang bekannten Abmischungen von Delaney Bramlett und Tom Dowd, die ab 1970 um den Planeten zogen, waren zu Recht erste Wahl.
Deutlich interessanter klingt dagegen die 17-minütige, bislang unveröffentlichte Livefassung von Creams "Spoonful" (Original von Willie Dixon/Howlin' Wolf). Der famose Mitschnitt stammt von der "Goodbye"-Tour aus dem Jahr 1968 und macht seinem Ruf als Bühnen-Highlight von Cream/Clapton alle Ehre.
Musikhistorisch bedeutend ist auch die Exhumierung von "High". Man kennt bislang die Version von Claptons 1975er Album "There's One In Every Crowd". Geboren wurde das Stück indes einige Jahre zuvor von Derek And The Dominos. Der Plan lautete, den Song für das nie erschienene zweite Album aufzunehmen. Hier hört man nun erstmals diese Session-Version. Am Ende illustriert genau diese hier vertretene Mischung Claptons Werdegang perfekt.
1 Kommentar
Ein Genie. Ich hab ihn 2004 auch schon mal live gesehen. Freu mich auf die Doku. Es ist eben die Frage braucht man eine weitere Clapton Best of aber diese Doku bestimmt.