laut.de-Kritik
Hängematten, Flip Flops und Sonnenhüte.
Review von Kai ButterweckWenn Eric Clapton Größen wie Paul McCartney, Steve Winwood, Taj Mahal und J.J. Cale um sich schart, um diversen Songs der Blues- und Jazz-Beletage seinen Tribut zu zollen, dann spart man sich natürlich die Mühe, nach technischen Ungereimtheiten zu suchen. So stellt sich also eher die Frage, ob der Maestro und sein erfolgreiches Gefolge das angestaubte Erbe von Gary Moore, Jerome Kern, Otis Redding und Co. auch mit Leben füllen können. Und: Ja, sie können.
Denn Hauptdarsteller Eric Clapton setzt sich natürlich nicht nur mit der Gitarre vor den Kamin und klimpert die Basis seiner Helden runter, sondern versucht, jedem einzelnen Evergreen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. So grüßt beispielsweise Taj Mahals "Further On Down The Road" mit luftigen Offbeat-Vibes direkt aus dem Herzen der Karibik, während Clapton und Winwood Gary Moores "Still Got The Blues" einer Unterbau-Kur unterziehen. Dabei entpuppen sich Drum-Besen und Hammond-Klänge als die perfekten Massagestäbe.
Die Jerome Kern-Komposition "The Folks Who Live On The Hill" wird von der Slowhand zu einer tiefenentspannten Hängematte-Runde im Garten eingeladen, und für Gerald Marks "All Of Me" setzen Clapton und McCartney die Sonnenhüte auf und schlendern beschwingt an imaginären Strand-Piano-Bars-Promenaden entlang. Luftig, locker und nur selten einschläfernd ("Till Your Well Runs Dry"): Eric Clapton und seine insgesamt 35 (!) Mitstreiter präsentieren auf "Old Sock" einen sommerlichen Tribute-Spaß, der Freunden entspannter Blues- und Jazz-Klänge ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubern wird.
Spätestens wenn sich Otis Reddings Soul-Original "Your One And Only Man" in Richtung Jamaika verabschiedet, kramt man die Flip Flops aus dem Keller und zeigt der tristen März-Wolkendecke den Mittelfinger.
Mit "Gotta Get Over" und "Every Little Thing" gibt es zudem noch zwei neue Songs von Clapton zu hören, die sich allerdings aufgrund der eher neumodischen musikalischen Ausrichtung eher hinten anstellen müssen. Zu berechenbar und unspektakulär stehen die beiden Eigengewächse wie ungebetene Zaungäste vor verschlossenen Türen, während drinnen eine durch und durch stimmige Closed Session-Party gefeiert wird. Aber wer ärgert sich abends nach einer chilligen Nachmittags-Strandparty schon über einen leichten Sonnenbrand auf der Nase?
2 Kommentare
So geht altern in Würde, Mr. McCartney! Und Cover kann der Eric ja bekanntlich am besten, was den Wert seiner eigenen Songs keineswegs schmälern soll. Freu mich schon auf den Sommer und Chillen mit diesem Album!
Ich möchte an dieser Stelle dringenst auf das neue geniale Album von James Hunter hinweisen, "Minute by Minute". Astreiner Soul.