laut.de-Kritik

Metaller, Rocker, Hardcore-Fans - unite!

Review von

"Wir wollten keine Partyplatte machen", werden die vier Jungs von Every Time I Die im Pressetext zitiert. Was fast so klingt, als hätten sie ihre Vorgängeralben allesamt für nette Strandpartys produziert. Während man sich noch vorstellt wie Bikinischönheiten und Beachboys zu "Ex Lives" abdancen, bläst einem schon "The Great Secret" um die Ohren. Himmel, die meinen das wirklich brutal ernst.

Gut, natürlich erwartet niemand ernsthaft, dass die Buckley-Brüder schnödes Easy-Listening fabrizieren, aber im Vergleich zum Vorgänger drücken sie tatsächlich noch mal aufs "Gib mir mehr"-Pedal. Keith keift völlig hysterisch, während Jordan und Andy Williams Mörder-Riffs rausballern.

Der Bass (eine schwierige Position bei ETID) fristet leider wieder ein Mitläuferdasein, dafür knüppelt Drummer Ryan Leger umso heftiger und schneller auf seine Trommeln ein. Es könnte durchaus sein, dass der Kerl vier Arme hat. Produziert hat den Wahnsinn Converges Kurt Ballou, was den knackigen und dreckigen Sound erklären dürfte.

Wie schon auf "Ex Lives" wirbeln sich die Jungs durch alle Core-Spielarten. "Pelican Of The Dessert" und "Thirst" verprügeln sie in bester Hardcore-Punk-Manier in unter zwei Minuten. "Old Light" und "Decayin' With The Boys" marodieren im Modern-Rock und zerren ihn anschließend in den Metalcore. Bei "Overstayer" mag der ein oder andere die Queens Of The Stone Age entdecken. Zwischendurch wird immer wieder übers Griffbrett gewichst (etwa bei "Exometrium"), wobei die Songs nachvollziehbar bleiben und relativ wenig Math-Frickeleien oder Chaos à la Dillinger Escape Plan verbreiten.

Der beste Song bleibt "Moor". Nach unheimlich tiefen Klaviertönen, über die Keith seine Stimme kurz vor dem Zusammenbruch schweben lässt, grätscht der Rest der Truppe rein, bastelt einen heftigen Headbänger und jagt das Piano in die Luft. Das Tempo bleibt dabei langsam, die Töne tief und Keiths Stimme überschlägt sich noch heiser hysterischer. Bereits im nächsten Song nehmen ETID aber wieder ihre irre Geschwindigkeit auf.

"From Parts Unkown" kommt extremer als sein direkter Vorgänger. Die Hardcore-Parts sind kompromissloser, kompakter und härter, gleichzeitig lassen Songs wie "El Dorado" oder "Old Light" mehr Raum für Melodien und Groove. Das freut Metaller, Rocker und hardcore-fans gleichermaßen, denn die kommen auch 2014 an Every Time I Die definitiv nicht vorbei.

Trackliste

  1. 1. The Great Secret
  2. 2. Pelican Of The Desert
  3. 3. Decayin' With The Boys
  4. 4. Overstayer
  5. 5. If There Is Room To Move, Things Move
  6. 6. Moor
  7. 7. Exometrium
  8. 8. Thirst
  9. 9. Old Light
  10. 10. All Structures Are Unstable
  11. 11. El Dorado
  12. 12. Idiot

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LAUT.DE-PORTRÄT Every Time I Die

In Buffalo, Ohio lärmen die Gebrüder Keith (Vocals) und Jordan Buckley (Gitarre) seit früher Kindheit durch die Gegend, der Nucleus der 1998 gegründeten …

6 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Gnihihi, da ist ein Penis im Video!

  • Vor 10 Jahren

    Kam mir unerwartet gut vor, als ich mir mal ein paar Songs angehört habe. Ich dachte immer, sie wären ähnliche Pfeifen, wie 99.9999% des Metalcore Genres. ;)

  • Vor 10 Jahren

    mal unter uns. ich bin ein(e) stumpfe und primitive zwei akkord-subkultur-krake. converge gehen (grad) so. dillinger escape plan schon nicht mehr. also, wie glücklich werde ich mit dem neuen etid album?

  • Vor 10 Jahren

    Goldener Tipp für alle die ETID, Converge oder DEP schwer verstehen oder einfach als eintönigen Lärm abtuen...die Magie entsteht bei Denen live...jede von diesen Bands hat herausragende Musiker (Kurt Balou ist z.B. jetzt schon eine Legende) die einfach nur Spaß und pure Energie versprühen...die können teilweise von der Musik nicht leben aber zerlegen jede noch so kleine Bühne als wenn Sie gerade Wembley abgefrühstückt hätten. Hardcore ist ein Lebensgefühl kein Massengeschäft

    • Vor 10 Jahren

      merke. "Bigfoofightersfan" jahrgang approx 90+x. hört "hardcore" frühestens 03/04... weiss das "hardcore ein lebensgefühl, kein massengeschäft" ist :lol:

    • Vor 10 Jahren

      Wenn Du das so für Dich zusammenfasst kann ich damit leben...allerdings weiss ich das nicht nur, ich liebe hardcore neben Blues, Indie, Jazz, Folk, Rock, Grunge, Metal usw...

    • Vor 10 Jahren

      Habe letztens mehrere Kommentare gelesen, wo der foofightersfan angegriffen wird. Dabei gehört sein Satz aus dem Thread zum letzten Steven Wilson Album, ich zitiere: „Niemals kann und wird etwas die PT-Diskographie in ihrer Wertschätzung überstrahlen...wenn überhaupt bewegt man sich in ähnlicher Liga“
      zum Schönsten und Klügsten, was ich auf laut.de jemals neben so viel pietätlosen und schwer zu ertragenden Kommentaren anderer User schon gelesen habe. Und die Foo Fighters sind auch klasse.
      Also lasst ihn bitte in Ruhe, danke.

    • Vor 10 Jahren

      Hey cool danke Dir 8O)

  • Vor 10 Jahren

    Bis auf "El Dorado" erinnert mich die ganze Platte an die Vorgängeralben "Hot Damn!" und "Gutter Phenomenon". Also wieder schnell, derbe, heftig auf die Fresse. Sehr gut! Hätte ich nach den letzten drei Alben, die immer etwas ruhiger und grooviger wurden, was keinesfalls abwertend gemeint ist, nicht erwartet.
    Hoffe auf eine baldige Europatour, um mit diesen sehr sympathischen, bodenständigen Typen wieder mal die Post abgehen zu lassen.

  • Vor 10 Jahren

    Converge und DEP als Lärm abzutun, selbst auf CD, dachte immer, das würde hier mit Exkommunizierung enden. Ich finde beide Bands ziemlich geil, wobei ich bei Converges Jane Doe an meine Grenzen stoße.

    • Vor 10 Jahren

      Sagen wir mal das laut.de eher anderen Musikstilen eine größere Plattform bietet ... ist ja auch besser für die Klickzahlen. Jeder hat so seine Vorstellung wie Musik zu klingen hat aber wenn man diese Grenzen erstmal abgelegt hat gibt es nur noch wahre Schätze zu entdecken :)

    • Vor 10 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 10 Jahren

      was ich von converge und DEP bands kenne, lärmt zwar, aber das mit system, musikalischer virtuosität und großartiger wirkung auf mich, finds also auch richtig gut. kenne von converge aber tatsächlich nur "jane doe" wirklich, das aber so richtig. ich hab vor ca. 3 jahren mal n konzert, bei dem converge headliner waren, tatsächlich verlassen, bevor diese die bühne betreten haben - schlicht aus angst und voraussicht. war in erster linie da wg kylesa als vorband, insofern voll ok. tat es aus angst, weil ich "jane doe" derart abfeiere, aber in der vergangenheit erlebt habe, wie bei solchen shows menschen wortwörtlich zu bruch gehen. und "jane doe" ist für mich das abreagier-album schlechthin für wirkliche härtefälle, somit wär das konzert wohl auch ein härtefall mit ungeahnten folgen geworden^^ "ire works" und vor allem "miss machine" von the dillinger escape entfachen in mir immer wieder krasse energie, wut schafft handlungspotentiale und das vermeintliche chaos in ihrem sound groovt ungeheuer, finde ich. ich kann daher erahnen, @foofighter, was du mit hardcore als lebensgefühl meinst (obw ich vornehmlich in anderen gefilden unterwegs bin). was ich mir anlässlich dieser rezension von every time i die angehört habe, gefällt mir im übrigen durchaus. nie zuvor von der band gehört.. gut, dass dem nun nicht mehr so ist.