laut.de-Kritik
Eintönige Beats zu grenzgenialen Texten.
Review von Philipp GässleinHat F.R. Rap mit dem Löffelchen gefressen, oder beeindruckt er nur aufgrund seines juvenilen Alters? F.R. ist 16, auch wenn man es, lässt man sich von seinen Texten in Seelenabgründe entführen, kaum glauben kann.
Er rappt zu Tracks aus der Feder von alten Bekannten wie Zwieback und Necrow, festen Größen wie Busy und Brisk Fingaz und dem Durchstarter Joe Rilla. Die gefeaturten Rapper lösen - mit Ausnahme von Stuttgarts Juwel Franky Kubrick - auf den ersten Blick keine Begeisterungsstürme aus. Immerhin: D-Shawn und Amaris bringen ihre Gesangsparts zu "Mittelweg" und "Schuldbewusst" wirklich ordentlich rüber, Ef-El-Oh drückt in "Evolution" so sehr auf die Nostalgiedrüse, als sei er selbst mit der Klasse von 94 auf Tour gewesen - aber er tut es technisch sauber. Damion leistet in "Lebenswerk" objektiv betrachtet schon gute Arbeit, zündet aber dennoch nicht - der Beat dazu langweilt mehr als 60 Minuten Fernsehwerbung.
Die Musik ist sauber produziert, die Samples sind schön und vielseitig, der Rhythmus lässt meist auch keine Wünsche offen - und dennoch rocken die Beats oft einfach nicht. Ecken und Kanten wurden geschliffen, Hochglanzpolitur darüber - fertig. Bereit, auf eine Generation von Popfans losgelassen zu werden. Klar weichen einige Tracks von diesem Grundtenor ab: "Erstes Comeback" glänzt mit einem groovenden Ragtime-Piano, "Es Ist Wie Es Ist" schwankt mit seiner Überstakkatierung zwischen Genie und Wahnsinn. Ähnliches gilt für "Sport" - hier konkurrieren ein diabolisches Geigensample und eine gegenläufige Keyboardmelodie wie Engelchen und Teufelchen.
All das täuscht jedoch nicht über den eigentlichen Protagonisten der Platte hinweg. Und F.R. verrichtet seinen Job mit einer Abgeklärtheit, dass einem der Mund offen stehen bliebe, wäre das beim Kopfnicken nicht auf Dauer schmerzhaft. Technische Brillanz sieht anders aus, klar, aber mit seinem Flow und variantenreichen Styles täuscht er locker darüber hinweg. Er spittet, er erzählt, er schimpft wie ein Rohrspatz und singt im nächsten Moment pathostriefende Hooklines ein. So was will man hören!
Beeindruckend auch, mit welchen Themen sich F.R. auseinandersetzt. Beziehungsenden mögen ja noch gängig sein, aber sich in einen todkranken Mann mit Kinderwunsch glaubhaft hineinzuversetzen, das ist schon ein schweres Kaliber. "Es ist, wie es ist, / ob ich damit klarkomm' oder auch nicht, / doch was ich daraus mach' und ob mich das runterzieht / liegt allein an meiner Sicht." Entweder ist dieser Mensch mit einem sehr scharfen Verstand gesegnet, oder er hat in seiner Kindheit viel zu viel Curse gehört.
Am recht eintönigen Debütalbum gemessen ist "Mittelweg" jedenfalls ein enormer Fortschritt und viel mehr: Ein Einblick in das Innenleben eines Jugendlichen, der in seiner Selbstreflektion beinahe unheimlich erscheint. Lässt man sein Alter außen vor, beschert er dem Markt ein überdurchschnittliches Album, dessen grenzgeniale Texte wegen der Eintönigkeit vieler Beats leider nicht ihre volle Wirkung entfalten. Das ist traurig, aber sicher nichts, woran man nicht arbeiten könnte. Und jemand mit der Energie eines F.R. wird in den kommenden Jahren sicherlich noch einige Bomben fallen lassen.
150 Kommentare, davon 136 auf Unterseiten
So genial das Album.
Ich bekomm bei jeder einzelnen Line immer wieder eine Gänsehaut.
sehr, sehr gut...
Das mit den Beats stimmt schon, nicht das Beste, aber gut genug, dass es sich allemal lohnt sich diese Scheibe nach Hause zu holen.
Saubere Arbeit hat der Junge da geleistet.
Stimme dir da zu, sehr gelunges Album überzeugt textlich her auf ganzer Linie, beatmäßig manchmal, wie auch schon in der Review angesprochen, etwas eintönig, aber auch da gibt es immer wieder ausnahmen.
geniales Album..mit 4,5 wirklich Bombentracks (Im Zenit,Sport,Orientierungslos,Evolution)
aber wenn ich ehrlich bin gefällt mir sein Deübt "Mundwerk" doch um einiges besser...was da für Tracks drauf sind...und welche Wortspiele und Witze...sowas geniales gabs selten..ich denke da an Tracks wie "Rapsucht"
Zieht euch auf jeden Fall "Mundwerk" rein,auch wenn er da noch vor dem Stimmbruch war und ihr die Stimme am anfang "sch***e" findet...nach 3mal hören seid ihr geflasht und legt die Scheibe nicht mehr weg.
Bin sehr gespannt auf sein neues Ding!seine FreeTracks sind übringens auch nicht zu vergessen...die sind besser als die meisten Albentitel bei diversen Künsltern (King feat.Pal One...der Beat haut alles weg...."Hoch Hinaus" einfach genial!)
ok genug geschwärmt
grüße Foinz
die beats zu "ewigkeit", "rücken zur wand", "evolution", "mittelweg" und "sport" find ich gut. aber sind schon echt einige ausfälle dabei.
Über die Beats hatten wir uns schon einmal unterhalten, die sind teilweise echt schlimm.
Es is' wie es is' mag ich übrigens auch gerne leiden, ich mag diesen Staccato-Beat. Aber sind schon viele nervige Teile dabei.
@ abe und horst
es gibt einige ausnahmen, aber der größte teil der beats sind einfach nur totaler schrott und nicht gebrauchen. besonders die teils stark melodiösen dinger von brisk fingaz sind oftmals unerträglich.