laut.de-Kritik
Rückbesinnung auf kleingeistigere Zeiten.
Review von Dominik LippeFrauenarzt gehört zu den bemerkenswertesten Figuren im Deutschrap-Kosmos. Mit plakativem Künstlernamen rappte er anfangs seine durchaus grenzüberschreitende Porno-Poesie über die verruchte Atmosphäre von Miami-Bass-Instrumentals. Über die Jahre wirkte er zunehmend aufgeschlossen, trat in Interviews tolerant und mit Gespür für die Rezeption seiner Musik auf. Mit den Atzen erreichte er seinen inklusiven Höhepunkt. Der Balearen-Flair von Manny Marc und ihm stand jedem offen, der sich anschließen wollte. "Hall Of Fame" wiederholt nun frühere Makel - und ergänzt sie um einige neue.
Da wäre etwa Frauenarzts Faible für das Song-Recycling. Einfach und effektiv bewarb "T-Shirt & Jeans" als erste Single überhaupt das 2005er Album "Der Untergrundkönig". Zwei Jahre später folgte ein Remix auf "Willkommen In Abschaumcity". "T-Shirt & Jeans 2.0" tappt nun in die Nostalgiefalle. Nur minimal variiert der Rapper Text und Sound des Originals. Ein wenig hellt sich die einstige Tiefgeschoss-Ästhetik auf, doch das Modestatement bleibt unangetastet. Dazu gesellt sich das sympathische ProSieben-Gesicht Sido, das naturgemäß wenig zur bodenständigen Haltung des Stücks beiträgt.
"Getunte Autos 2" fällt zumindest angenehm drückend aus. Doch auch hier modifiziert Frauenarzt den ersten Teil aus "Porno Party" mit Mr. Long nur leicht. Selbst den eigentlich gelungene Witz, einen Bass-Test einzuschieben, hat er bereits vor zwei Jahrzehnten umgesetzt. Und natürlich darf auch ein Remake zum Dauerbrenner "Brennt Den Club Ab" nicht fehlen. Seit 2000 zieht der Berliner den Song wieder und wieder auf. Statt Bogy oder Basstard dürfen sich nun der gefragte Newcomer Kasimir1441 und dessen Förderer Diloman mit äußerst überschaubarem Erfolg an seiner Seite beweisen.
Generell fällt die Auswahl der gastierenden Rapper mindestens fragwürdig aus. In der titelgebenden "Hall Of Fame" hätten nur die wenigsten einen Platz verdient. Die Berliner Tradition, sich gegenseitig auf Alben einzuladen, hat der sich entwickelnden Szene um die Jahrtausendwende extrem geholfen. Dank dieser Solidarität konnten sich fast alle Akteure eine gewisse Karriere aufbauen. Frauenarzt füllt sein Werk nun schlicht mit erfolgreichen, zumeist schauderhaften Kollegen wie dem rappenden Super-GAU Bonez MC. Plötzlich firmieren "187 und die Gang" auf "Tag Team" unter "Fam".
LX und Maxwell ergänzen die 187-Achse, der geschmacksverirrte Olexesh singt "Ladi Dadi" und King Orgasmus One zieht unbeirrt seinen Stiefel in "Bassboxxx" durch. Eurodance-Experimente wie "Komm! (Du Weisst Wie's Geht)" schielen auf das Atzen-Publikum. The Cratez und DJ Deevoe verpassen Frauenarzt den Snap!-Stil und eine schlumpfige Hook. Einen vorzeigbaren "Sunglasses At Night"-Vibe versprüht dagegen "Wilder Als Du". Wenn Frauenarzt neben den jugendlichen 102 Boyz allerdings wiederholt betont, wie wild er doch sei, riecht das bereits stark nach einsetzender Midlife-Crisis.
Dafür sprechen auch seine reaktionär wirkenden Einlassungen. Nach dem früher herrschenden Dominanzgebaren hatte sich auf "XXX" und "Porno Mafia - Kings Of Bass" Gleichberechtigung in den auditiven Erotikfilm geschlichen. Davon hat sich Frauenarzt erfolgreich verabschiedet. "Baby, du fickst mit 'nem Superstar", erklärt er selbstverliebt in "Ladi Dadi" einer wahllos ausgewählten "Schlampe". Mit Taktloss übt sich der Rapper in "Bitch" im ungewohnten Slutshaming. "Kein Respekt für die Hoe", insistiert er und ergänzt in konservativer Rebellen-Pose: "Das hier ist nicht politisch korrekt."
Es wundert kaum noch, dass er in seinem einzigen Solosong "Original Gangster" noch eine weiteres populistisches Feindbild ins Visier nimmt: "Fick die Presse!" Zwar schiebt er noch ein, niemanden diskriminieren zu wollen, doch der musikalische Karren steckt längst achstief im rückschrittlichen Dreck. "Wir sind immer noch die Gleichen", beteuern Frauenarzt und King Orgasmus One in "Bassboxxx". Damit berufen sie sich auf ein vermeintliches Ideal und negieren zugleich die eigene Weiterentwicklung. "Hall Of Fame" wirkt dadurch wie eine Rückbesinnung auf kleingeistigere Zeiten.
8 Kommentare mit 7 Antworten
Wirklich kein gutes Album von Arzt. Die Bonus CD ist um längen besser...Und was dieser Kasimir hier veranstaltet bleibt auch schleierhaft. 2/5
Sehe ich genauso. Zu viel Selbstrecycling, zu viele nervige Features, zu viele rückständige Zeilen. Kein gutes Album diesmal.
lel, als hättest du schmalbrüstiger Almanlauch da irgendwas zu zu sagen, einfach nur albern.
Schmutz, 1/5, Sympathiebonus ist sowas von aufgebraucht.
Frauenarzt und Orgi haben ihren Zenit mehr als überschritten, bitte Kaufland-Publikum bedienen, abkassieren und Fresse halten.
arzt stimme ich voll und ganz zu, aber orgi hattte doch die letzten jahre immer mal par stabile tracks dabei. zumeist wenn er den fäkal, ficki-ficki und sexismus müll beiseite gelassen hat. jacksons oder perfect day als beispiele genannt
Solltest du dich nicht lieber auf KÄRBHOLZ und die GOND konzentrieren? Weiß nicht, ob Genrefremde hier mitreden sollten...
Ahahaha, muss gerade vom Hai kommen, der unter jedem Metal-Review rumsalzt weil er die Musik nicht kapiert. Sehr, sehr ironisch.
Im vorliegenden Fall meint der Hai es tatsächlich ironisch.
Wenn Wingo einen Post versteht, den du selbst nicht verstehst, solltest du dringend über sofortige Selbstlöschung nachdenken.
Haha und Metal nicht kapieren...naise Jokus.
Immer schon unhörbar und fucking unsympathisch. Auch wenn ich damit recht allein dastehe.
Allein für das Cover 200 Peitschenhiebe ins Gesicht.
Also mit ner richtigen Peitsche. Muss man bei dieser... 'Musik' ja dazusagen.
"Musik"... Das Cover ist das beste am Album du Kulturbanause.
Wo bekomme ich das Album in Österreich, weiß das wer?