laut.de-Kritik
Die Waliser besinnen sich aufs Wesentliche und auf die Vergangenheit.
Review von Kai ButterweckNach sechs Alben, die so ziemlich alles auffahren, was man braucht, um eine in sich stabile Brücke zwischen der Nu Metal- und der Emo-Gemeinschaft zu schlagen, haben Funeral For A Friend keine Lust mehr auf Kompromisse. Mit "Chapter And Verse" besinnen sich die Waliser wieder auf das Wesentliche. Soll heißen: schrammelige Gitarren, berstende Drums und das ungefilterte Roots-Repertoire von Sänger und Frontmann Matthew Davies.
Hinfort mit all dem überflüssigen Firlefanz der Vergangenheit, weg mit gedoppelten Gitarrenläufen und übereinander gestapelten Gesangsspuren; anno 2015 sollen vor allem all diejenigen angesprochen werden, die der Band bereits seit Demo-Zeiten treu zur Seite stehen.
Schon mit dem Opener "Stand By Me For The Millionth Time" stellen die Mannen von der Insel die Weichen in Richtung Vergangenheit. Im Stile einer Hinterhof-Combo kratzen Matthew Davies, Kris Combs-Roberts, Gavin Borrough, Richard Boucher und Pat Lundy mit ungewohnter Vehemenz an der Oberfläche des eigenen Archivs. Während sich Sänger Matthew Davies Erinnerungen zurück ins Bewusstsein schreit, sorgt die Mannschaft im Background mit schnodderigen Punk-meets-HC-Strukturen für die passenden Orientierung.
Auf dem holprigen Fundament der Anfangstage finden die Verantwortlichen auch heute noch festen Halt. Nur selten muss sich das Kollektiv in der Folge nach Stützpfeilern umsehen, wenn beispielsweise etwas zu ungestüm mit Dynamikwechseln experimentiert, ("Inequality") oder zu melancholisch agiert wird ("The Jade Tree Years Were My Best").
Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die an der Wiederbelebung ihres Erbguts kläglich scheitern, schicken Funeral For A Friend einen authentischen Liebesbrief an die eigene Vergangenheit auf die Reise. Songs wie die mit Hooks und catchy Riffs bestückte erste Single "1%", die beiden Überschall-Flitzer "After All These Years....Like A Light Bulb Going Off In My Head" und "Modern Excuse Of A Man" oder das mit Fäuste-in-die-Luft-Chören aufgepeppte "Pencil Pusher" haben Herz, Seele und gehen gut nach vorne.
Letztlich dürfen sich Fans der Band über ein grundsolides, teilweise mit Überdurchschnittlichem bestücktes Album freuen, das zwar ordentlich wackelt und rumpelt, aber aufgrund seines leidenschaftlich impulsiven Inneren, durchaus mit breiter Brust durch die FFAF-Archivräume marschieren darf.
2 Kommentare
Für mich eher eine Entäuschung.
Gerade hinsichtlich der alten Platten fällt CaV stark ab. Gesanglich wurde früher durch den Mix von Shouts und melodiösen Parts von Seiten Matthew Davies für Abwechslung und Spannung in den Songs gesorgt. Bei CaV wird Alles niedergeschrien (Screams) was mich oftmals nur langweilt und bei längeren Konsum annervt...
Die gibts immernoch?