laut.de-Kritik
Das Gegenteil von Social Media.
Review von Dominik Kalus"Ich wollte auf dem neuen Album das Gegenteil davon darstellen, wie sich die Leute auf Instagram präsentieren", gab Sängerin Shirley Manson im Vorfeld bekannt. Dies ist mit "Strange Little Birds" wohl gelungen: Das mittlerweile sechste Studioalbum von Garbage bietet überaus interessante Höhepunkte, aber auch belanglose Phasen – genau wie das echte Leben.
Zunächst muss aber die erste Single "Empty" gelobt werden, das mit Abstand beste Stück des Albums. Lange nicht mehr eine so gute Poprocknummer gehört. Vom überaus lässigen Hammer-On/Pull-Off-Gitarrenriff beim Intro über die gelungene Hook im Refrain bis zur grandiosen Bridge: bei diesem Lied stimmt alles. Dies ist nicht weiter verwunderlich, besteht die Band mit Nirvana-Produzent Butch Vig und den Soundtüftlern Steve Marker und Duke Erikson quasi aus Songwriting-Experten. Nachhilfestunden zum Thema Songstruktur brauchen die Herren gewiss nicht mehr.
Allerdings würde ihnen ein Vortrag zum Thema "Maximale Wirkung durch minimalen Einsatz" sicher nicht schaden. Mit elektronischem Gedöns und Soundwabern geizt die Band nämlich nicht. Synthiespuren sind zwar seit jeher ein wesentliches Charakteristikum des Garbage-Sounds, allerdings hätte man ein bisschen weniger dick auftragen können, stellenweise wirkt es oft beliebig. So klingen manche Stellen von "So We Can Stay Alive" wie ein rückwärts abgespielter Handy-Mitschnitt aus einem Münchner Club und auch der Opener "Sometimes" macht mit wenig dezenten Percussion-Effekten nicht unbedingt Lust auf mehr.
Doch die Auseinandersetzung mit dem Rest des Albums lohnt sich: "Magnetized" zum Beispiel ist eine wunderschöne Hymne, und wenn nach dem Refrain diese Indie-Gitarre einsetzt, ist das ein wunderbarer Moment. Verträumten Elektropop liefern Garbage mit "Even Though Our Love Is Doomed" und das von einem düsteren Gitarrenriff eingeleitete "Night Drive Loneliness" ist wirklich der perfekte Soundtrack für eine einsame Autofahrt durch eine regnerische Nacht. Zwischendrin dann halt Gedümpel wie "If I Lost You" – ein klassischer Filler.
Der bereits erwähnte Song "So We Can Stay Alive" spiegelt eigentlich am besten die Bandbreite des Albums wider: Elektronische Videospielsounds im Intro (und zwar wie die Minenlevels bei Donkey Kong Country für den guten alten Gameboy Colour), später dann eine lässige Bassbridge und ein ziemlich starkes Gitarrenlick zu ausufernden Synthies.
Erwähnenswert ist noch "We Never Tell", das wie ein Song aus einem Katy Perry-Album klingt (ok, ich habe nie ein Katy Perry-Album gehört), das Stück macht aufgrund seiner Unbeschwertheit richtig Laune. So ist "Strange Little Birds" trotz kleinerer Längen eine gelungene Rückkehr der 90s-Indie-Pop-Legende.
3 Kommentare
Not bad, kann man zwischendurch beim chillen gut mal auflegen.
Sowas denkt die luserlounge:
http://luserlounge.blogspot.com/2016/06/ga…
Producer-Mugge